DieselA, Episode IV: Eine neue Hoffnung
Vor gar nicht langer Zeit (heute) in einer nicht allzu weit entfernten Galaxis (Zobtener Str. 69, Berlin Lichtenberg): Eine Rebell*innenorganisation bekämpft aus dem Untergrund das herrschende böse Imperium...
...Wir, die anarcha-queerfeministische Wagengruppe DieselA, haben heute am 04.Juni 2020 erneut eine leerstehende Brache in Berlin Lichtenberg besetzt und somit - mal wieder - ein neues Zuhause gefunden. Und wir wollen bleiben!
Schon vor zwei Wochen hatten wir ein neues Grundstück ganz in der Nähe bezogen, uns eingerichtet und angefangen, uns an den Ort zu gewöhnen und schon ein erstes Nachbarschaftsfest auf die Beine gestellt. Wir hatten die Eigentümer*innen kontaktiert und um Verhandlungen gebeten, doch statt einer freundlichen Antwort kam schon nach einer Woche die Räumungsaufforderung. Wir sollten bis zum 05.06.2020 den Platz verlassen und unsere Sachen mitgenommen haben, sonst würde es keine Verhandlungen geben. So ähnliche Aussagen kennen wir schon von unserer letzten Besetzung in Marzahn – damals von Seiten der Deutschen Bahn. Dort wurden wir anschließend von vier Hundertschaften und einem riesigen Aufgebot von Polizeifahrzeugen geräumt.
Wir finden es empowernd, uns selbst auszusuchen wann wir gehen und zu welchen Konditionen.
Wir wollen also nicht auf unsere eigene Räumung warten, sondern selbstbestimmt agieren und autonom entscheiden können, wann wir wieder in Aktion treten. Deshalb haben wir beschlossen, unser bisheriges Zuhause zu verlassen und uns einfach direkt einen neuen Ort anzueignen. Wir sind also heute mit unseren Bussen, LKW‘s und Karren auf eine weitere ewig leerstehende Brache gezogen. Auch hier haben wir die Eigentümer*innen kontaktiert und sind gespannt, ob unserer Anfrage nach Gesprächen und Verhandlungen diesmal konstruktiv begegnet wird.
Damit zeigen wir: Wir lösen uns nicht in Luft auf!
Genauso wenig werden sich andere bedrohte Projekte, wie die Liebig34 oder geräumte Projekte in Luft auflösen. Dazu sind wir viel zu wütend: Darauf, dass die Stadt vor unserer Nase verkauft wird an reiche Investor*innen, für die ein Haus nicht mehr ist als eine potentielle Investitionsanlage. Darauf, dass eine Politik unter rot-rot-grün tatenlos bei der Neoliberalisierung und der Spekulation von Wohnraum als Ware zusieht. Darauf, dass wir um ein blödes Stück Brachfläche so dermaßen kämpfen müssen, nur um einen Ort zum Sein zu haben. Wir sind wütend, dass Menschen, die sich in ohnehin schon prekären Lebenslagen befinden, von Zwangsräumungen betroffen sind und einfach auf die Straße gesetzt werden. Darauf, dass Menschen sich während der Ausgangssperren mit #wirbleibenzuhause äußern, ohne darüber nachzudenken, dass es viele Menschen gibt, die das nicht können – zum Beispiel Menschen ohne Obdach oder Pass. Darauf, dass die Polizei in eigener Regie ohne Grundlage Projekte räumt, Menschen diskriminiert und schikaniert, während die Politik zur selben Zeit den Handlungsspielraum der Polizei noch erweitert.
Mit unserem Umzug zeigen wir, dass sich eine Idee nicht räumen lässt, und dass wir weitermachen werden!
DieselA, eure anarcha-queerfeministische Rebell*innenorganisation aus der Galaxis nebenan