Neuer Name, altes Programm?
Wir, ehemals Soligruppe Berlin der GG/BO und jetzt jetzt „Criminals For Freedom – gemeinsam rebellisch, gemeinsam gefährlich“ , befanden uns seit einiger Zeit in einem Umstrukturierungsprozess, den wir an dieser Stelle öffentlich machen wollen.
Seit Gründung der GG/BO konzentrieren wir uns darauf, die Gefangenen in Berlin, Brandenburg, Schleswig Holstein, Mecklenburg Vorpommern und Baden-Württemberg bei ihren kollektiven Kämpfen zu unterstützen (andere Soligruppen der GG/BO unterstützen Gefangene in anderen Bundesländern). Dabei war uns die reformistische Idee der GG/BO immer durchaus bewusst, allerdings sehen wir die Kernforderungen der gefangenen Gewerkschaftler*innen (Mindestlohn für alle arbeitenden Gefangenen und Einbezug in die Rentenversicherung für alle Gefangenen) als Minimalziele und dadurch auch als ein Sprungbrett, mit welchem weitergehende Kämpfe geführt werden können. In diesem Sinne haben wir Gefangene aktiv bei ihren Kämpfen unterstützt, gleichzeitig aber auch das vorgegebene Sprungbrett genutzt und versucht, u.a. Anti-Knast Inhalte und Kämpfe hinter Gittern getragen.
Die aktive Unterstützung von Gefangenen und eine kontinuierliche Anti-Knast Praxis wollen und werden wir auf jeden Fall nicht aufgeben, im Gegenteil.
Allerdings müssen wir eingestehen, dass das Konzept der GG/BO, als Organisation hinter Gittern, unter welcher sich viele Gefangene zusammen finden und mit gemeinsam formulierten Zielen Kämpfe führen, für die Bundesländer, die wir unterstützt haben, nicht mehr greift.
Vor ein paar Jahren noch gab es diesen Zusammenschluss, unter welchem Gefangene zusammen Ziele formulierten, an die Öffentlichkeit traten und Aktionen planten. Seit mindestens einem Jahr sehen wir uns allerdings damit konfrontiert, Einzelkämpfe von Gefangenen zu unterstützen. Aufgrund der krassen Spaltung im Knast und der Isolation, welche offensichtlich leider gut funktioniert, ist unser Hauptanliegen, nämlich die GG/BO zu unterstützen, deswegen einfach faktisch nicht mehr möglich, weil es eben in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig Holstein und Baden-Württemberg keine GG/BO mehr gibt. Dementsprechend war unser Name schon lange nicht mehr Programm und wir gezwungen, über diesen und damit unsere Rolle und Funktion Gedanken zu machen.
Wie schon erwähnt, ist für uns nicht diskutierbar, alle Gefangenen zu unterstützen, sei es in Einzel-Kollektiv oder tatsächlich garkeinen Kämpfen. Das bedeutet, dass wir die Gefangenen, zu denen wir eh schon Kontakt haben und mit denen wir uns solidarisch gezeigt haben, weiterhin unterstützen werden. Das gilt natürlich für alle zukünftigen Gefangenen und Rebell*innen, welche uns kontaktieren werden. Ebenso freuen wir uns natürlich, wenn sich wieder eine GG/BO innerhalb der oben genannten Bundesländer oder sogar bundesweit bilden sollte und sind dementsprechend jederzeit bereit, diese zu unterstützen. Gleichzeitig machen wir aber auch seit etwa zwei Jahren vermehrt Anti-Repressionsarbeit. So begleiten wir beispielsweise Menschen bei Prozessen oder begleiten Menschen politisch bei der Vorbereitung auf die Knastzeit. Weil wir uns von Anfang an bewusst dafür entschieden haben, als Anti-Knast Gruppe zu agieren, und dieses Thema vor allem in der linken Szene Anklang findet, bewegen wir uns natürlich auch automatisch in dieser. In einem von Tag zu Tag zunehmenden faschistisch autoritär agierenden Staat ist es uns wichtig, uns vor allem mit den Unterdrückten solidarisch zu zeigen, gleichzeitig aber auch eigene Strukturen und Strukturen und Personen mit ähnlichen Zielen und Motiven wie unsere bei Repression zu unterstützen. Linke Politik zu verteidigen, auszubauen, und offensiv zu agieren sehen wir deswegen ebenso wichtig an – was wir in unserer Praxis versuchen umzusetzen. Ebenso wichtig ist es uns, dass Anti-Knast Arbeit nicht für sich allein steht: Unterdrückungsmechanismen bedingen sich und wir fänden es fatal, Diskriminierungsformen jeweils für sich allein stehen zu lassen. Dies entspräche keiner generellen feindschaftlichen Haltung gegenüber dem gesamten System, welche wir aber gerne pflegen. Die Vernetzung mit antifaschistischen, antirassistischen, antipatrairchalen, antikapitalistischen, antistaatlichen usw. Initiativen finden wir deswegen ebenfalls absolut notwendig, und versuchen dementsprechend in unserer Praxis jederzeit unsere Kämpfe mit anderen zu verbinden, sodass im besten Fall das „unser“ und „andere“ verschwindet.
Unser damaliger Name und damit auch unser Selbstverständnis trifft dementsprechend aber einfach nicht mehr das, was wir in der Praxis machen. Deswegen haben wir uns dafür entschieden uns in „Criminals for Freedom – gemeinsam rebellisch, gemeinsam gefährlich“ umzubenennen und unsere tatsächliche Arbeit transparenter zu machen: gefangenen Unterstützung, Anti-Repressions und Anti-Knastarbeit, verbunden mit allen Kämpfen gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Herrschaft ist schon lange unser Programm, welches sich nun im neuen Namen und innerhalb der Umstrukturierung widerspiegeln sollen.
Unsere Ziele, also die Abschaffung der Knäste und der Kampf gegen Staat, Kapital, Herrschaft, Patriarchat, Faschismus und all die anderen Unterdrückungsmechanismen bleiben die gleichen. Die Mittel diskutieren wir eh stetig und versuchen sie stetig dem alltäglichen Wahnsinn anzupassen.
Im Zuge unserer Umstrukturierung wird sich natürlich auch organisatorisch einiges ändern. Unsere alte Website wird für Archiv Zwecke nicht offline genommen, aber auch nicht mehr weiter von uns betrieben. Wir haben eine neue E-Mail Adresse und Postanschrift. Die Handynummer, unter welcher uns Gefangene kontaktieren können, bleibt erhalten. Unsere alte Postanschrift bleibt vorerst erhalten, solange wie uns darüber noch Post von Gefangenen erreicht. Weitere Infos folgen.