Kamera-Spanner in der Erfurter Linken Szene geoutet

Emailadresse: 
SPAMSCHUTZbetroffenensupport-veto@riseup.netBITTEENTFERNEN

Diese Woche wurde im veto-Plenum ein Kamera-Spanner aus der linken Szene in Erfurt geoutet. Er ist unter dem Namen „Bensn“ bekannt (bürgerlicher Name: Benny K.). Er war Schlagzeuger & Sänger in der Thüringer Punk-Band AbstinenZx. Er war Teil der linken, politisierten Erfurter Punkszene sowie der Skaterszene.
Wir erzählen im Folgenden, was wir bislang wissen und was wir bis jetzt unternommen haben, und kommen dann zu einem politischen Statement. Unsere Solidarität gilt ganz klar den Betroffenen und potenziell Betroffenen

Kamera-Spanner in der Erfurter Linken Szene geoutet

Diese Woche wurde im veto-Plenum ein Kamera-Spanner aus der linken Szene in Erfurt geoutet. Er ist unter dem Namen „Bensn“ bekannt (bürgerlicher Name: Benny K.). Er war Schlagzeuger & Sänger in der Thüringer Punk-Band AbstinenZx. Er war Teil der linken, politisierten Erfurter Punkszene sowie der Skaterszene.
Wir erzählen im Folgenden, was wir bislang wissen und was wir bis jetzt unternommen haben, und kommen dann zu einem politischen Statement. Unsere Solidarität gilt ganz klar den Betroffenen und potenziell Betroffenen.

Im Juli 2018 zog Bensn aus seiner ehemaligen WG in Erfurt aus. Er hinterließ ein paar alte Sachen in der WG und im April 2019 fand sein ehemaliger Mitbewohner darunter eine SD-Karte und beschloss, sie zu nutzen. Auf der SD-Karte entdeckte er mehrere Dateien. Die meisten Dateien sind schwarz und es ist nichts zu erkennen. Eine Datei ist etwa 15 – 20 Minuten lang und zeigt, wie Bensn eine Videokamera in einem Badezimmer eines Hauses, in dem sich mehrere WGs befinden, einstellt und justiert. Außerdem sind zwei Frauen, die heimlich in dem Bereich der Toilette gefilmt wurden, zu sehen. Das Video entstand auf einer privaten Party, zu der Bensn vermutlich über Freund*innen oder Bekannte Zugang hatte. Den Veranstalter*innen der Party ist bis heute nicht klar, wieso er dort gewesen ist. Er ist in diesem Freundeskreis nicht bekannt. Bensn muss dementsprechend in ihm fremde private Räumlichkeiten eingedrungen sein und muss sich dabei vollauf bewusst gewesen sein, dass er mit seiner Handlung die höchstpersönliche Grenze von Menschen übertritt. Das Video muss im Zeitraum 2015/16 entstanden sein.

Der Finder der SD-Karte schaltete das Video aus, als er erkannte, um was es sich handelte und konsultierte seine Freundin. Diese schaute sich die Videos an. Gemeinsam mit seiner Freundin machte der Finder der SD-Karte die Betroffenen ausfindig, berichtete ihnen (ebenfalls im April 2019) von den gefundenen Aufnahmen und übergab ihnen die SD-Karte. Außerdem hinterließ er seine Kontaktdaten.

Da Bensn im Umfeld der Betroffenen nicht bekannt war, teilten sie einen Screenshot von ihm in Whatsapp-Gruppen, um herauszufinden, aus welchen Kreisen er kommt. Obwohl er im Zuge dessen von mindestens zwei Personen erkannt wurde, wurde die Spur nicht weiterverfolgt. Diese Personen hätten Informationen darüber gehabt, dass Bensn auch im veto bekannt ist. Dagegen wussten die Betroffenen nicht, wie sie vorgehen sollten.

Anfang des Jahres 2020 beschloss der Finder der SD-Karte, dass enge soziale Kontakte von Bensn und die linke Szene in Erfurt doch informiert werden müssten. Dazu informierte er einen engen Freund von sich und später einen Freund aus dem Hausprojekt Stattschloss. Dieser konsultierte wiederum weitere Einzelpersonen aus dem veto und Stattschloss. Daraufhin wurde Bensns Nahumfeld (Skaterszene) informiert.

Ende Februar 2020 wurde die Kameraaufnahme Bensns in einem FLTI*-Zusammenschluss des vetos (veto feminists) zur Sprache gebracht. Dieser übernahm die Aufgabe, die anderen Bandmitglieder von AbstinenzX zu informieren. Die übrigen Bandmitglieder sind bestürzt, distanzieren sich ausdrücklich von Bensn Verhalten und  sprechen den Betroffenen ihre Solidarität aus. Die Band hat sich offiziell aufgelöst. Im darauffolgenden regulären veto-Plenum (Anfang März 2020) wurde gemeinsam mit eingeladenen Gästen der Fall und das weitere Vorgehen besprochen. Beim Plenum wurde erst einmal ein gemeinsamer Wissensstand erarbeitet, dabei kam auch viel Enttäuschung und sehr viel Wut von vielen FLIT*-Genoss*innen darüber zum Ausdruck, dass einige Genossen bereits im vorherigen Jahr von Bensns Aufnahmen gehört hatten, dies aber nicht an FLTI*-Genoss*innen, die mit Bensn in freundschaftlichem Kontakt standen, weitergetragen hatten. So hatte Bensn ein weiteres halbes Jahr Zugang zu Privaträumen und linken Räumen und es bestehen Unsicherheiten darüber, ob es weitere Kameraaufnahmen gibt und was mit diesen geschehen ist. Im Laufe des Plenums wurde außerdem bekannt, dass Bensn in der Vergangenheit explizite, sexualisierte Bilder ungefragt an Frauen* in sozialen Medien verschickte.

Seit dem letzten Plenum (Anfang März 2020) stehen wir im vermittelten Kontakt mit den Betroffenen von den Kameraaufnahmen. Diese haben unsere absolute Solidarität und wir unterstützen sie (wenn gewünscht) in allen weiteren Entscheidungen. Weitere Betroffene können uns gerne kontaktieren, auch anonym und vertraulich. Wir sind ansprechbar für die Vermittlung von Rechtsberatung, falls Betroffene Anzeige erstatten wollen, und unabhängig davon auch für emotionalen Support und Unterstützung und Konsequenzen in der linken Szene. Dafür hat sich eine Gruppe gegründet, die unter: betroffenensupport-veto@riseup.net zu erreichen ist.

Das veto ist auch ein Veranstaltungsraum und eine Konsequenz aus dem Skandal um "Monis Rache" war es, dass wir soweit es uns möglich ist, unsere Räume vor heimlichen Kameras schützen. Diese Aufgabe übernehmen derzeit FLTI* aus dem veto, weil es uns derzeit auch aufgrund einer weiteren Reihe von Vorfällen patriarchaler Gewalt unmöglich ist, die Wahrung unserer Grenzen und unserer Sicherheit männlichen Genossen zu überlassen.

Bensn hat ab sofort Hausverbot im veto. Außerdem informieren wir alle linken Räume, von denen wir wissen, dass Bensn dort Zeit verbracht hat. Für Entschuldigungen, Zweifel, Ausreden, Legitimierungsversuche oder Victim Blaming aus dem Umfeld des Täters gibt es kein Ohr und wir werden dagegen vorgehen.

Die Aufarbeitung ist nicht abgeschlossen und wir werden uns weiter damit beschäftigen. Insofern es relevante Neuigkeiten gibt, werden wir auch diese veröffentlichen. Wir bitten um eine Weiterleitung dieses Statements an Locations, in denen sich der Täter ebenfalls aufgehalten hat oder haben könnte.

Das veto-Plenum

Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

Ihr labert was von Grenzen und Sicherheit, und Zeitgleich etwas von Anzeige erstatten. Absolut unterirdisch.

Es steht doch den Betroffenen frei, wie sie gegen den Täter vorgehen wollen oder auch nicht. Und wenn sich eine Betroffene für eine Anzeige entscheidet, dann sollte sie auch dabei unterstützt werden. Es geht um den Schutz und die Unterstützung der Betroffenen, nicht um subjektive Meinungen zum Rechtsstaat.

Solidarität mit der/den Betroffenen anstatt billige Mäkelkommentare zum Text!

@vor allem Cis-Typen: Checkt mal eure Freundeskreise und Kumpels auf gewaltvolles Verhalten, Sprache, patriarchale Selbstbilder usw. Schon mal miteinander über Pornokonsum gesprochen? Und welche Bilder da am meisten antörnen?

Danke an diejenigen, die sich Zeit und Kraft für die Aufarbeitung, Veröffentlichung und Unterstützung für die Betroffenen nehmen!

Bensn hat früher schon sein Gesicht und eine Kontaktadresse veröffentlicht, was hier im Kontext nochmal gezeigt werden kann:

bensnmc[at]gmail.com

Bilder: 

Wenn die übrigen Bandmitglieder so bestürzt und traurig sind über das Verhalten ihres Drummers, wie kommt es dann dass man dort lieber die eigene Bandseite auf Facebook löscht anstatt eine Stellungnahme abzugeben und sich von dieser Person klar zu distanzieren? 

Ich denke, dass die Seite von ihm selbst gelöscht wurde. Er hatte mit Sicherheit noch Zugriff. Abgesehen davon, hat sich die Band schon im Sommer letzten Jahres aufgelöst

Die restliche Band hatte sich distanziert auf Facebook (siehe Screenshot)

Bilder: