Ist BDS antisemitisch? – Zweite Auflage der Broschüre als Text und PDF zum Download
Einleitendes
Spätestens seit November 2015 steht in München besonders eine Kampagne im Fokus, wenn es um Antisemitismus geht: Die gegen Israel gerichtete Boykottbewegung BDS („Boycott, Divestment and Sanctions“). Unser Bündnis hat sich ebenso wie seine einzelnen Mitgliedsorganisationen stets gegen BDS positioniert. Gerade der Stadtratsbeschluss, BDS-Veranstaltungen keine städtischen Räume mehr zu bieten[1], löste auch innerhalb der linken Szene eine Debatte über BDS aus. Während uns der im Kern antisemitische Charakter von BDS bislang immer offensichtlich erschien, galt das nicht für andere Teile der Szene, ohne dass es sich hierbei um Unterstützer*innen von BDS handeln musste. Daher möchten wir im Folgenden einen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus leisten, indem wir einige Fakten und Argumente zu BDS zusammentragen.
Ursprung der Bewegung
Üblicherweise gilt der Boykottaufruf der palästinensischen Zivilbewegung von 2005 als der Ursprung der BDS-Kampagne. Doch verschiedene Umfragen machen deutlich: Nicht die gesamte palästinensische Zivilbevölkerung unterstützt BDS. Die Zustimmung schwankt je nach Umfrage zwischen 15 und 85 Prozent.[2] Zudem hat auch der BDS-Aktivist Ilan Pappé 2015 auf die Frage, ob Palästinenser*innen die Kampagne gegründet hätten, öffentlich eingeräumt: „Eigentlich nicht, aber … für die geschichtliche Aufzeichnung: ja. Das ist zwar nicht wahr, aber wichtig.“[3] Die Boykott-Bewegung ist also durchaus umstritten und zudem älter: Ein erster Aufruf zu einem umfassenden Boykott erging bereits 2001 von einer NGO-Konferenz in Durban, die parallel zur damaligen UN-Weltkonferenz gegen Rassismus stattfand. Das Debakel dieser antirassistischen Weltkonferenz, das aufgrund antiisraelischer Forderungen den Abzug der israelischen und US-amerikanischen Delegationen provozierte, soll hier nicht im Fokus stehen. Von größerer Bedeutung war die gleichzeitig laufende NGO-Konferenz, deren Teilnehmerorganisationen die „Protokolle der Weisen von Zion“ ebenso verteilten wie Flyer, auf denen zu einer Abbildung Hitlers sein verlorener Krieg und die Konsequenz der Gründung Israels betrauert wurde. Bei den „Protokollen“ handelt es sich um eine Fälschung aus dem frühen 20. Jahrhundert, die eine jüdische Weltverschwörung belegen soll, und später vom Parteiverlag der NSDAP zum Zweck ihrer antisemitischen Agitation verlegt wurde.
Einige NGOs der besagten Konferenz organisierten auch eine Demonstration, die vor dem jüdischen Club von Durban endete, und als Sprechchor „Tötet alle Juden“ erschallen ließ; der Club wurde bereits zuvor von der südafrikanischen Polizei evakuiert und abgeriegelt. Was hat das alles mit BDS zu tun? Die NGO-Konferenz veröffentlichte ein Abschlussdokument, in dem sie Israel Apartheidspolitik, einen „Völkermord“ und „ethnische Säuberungen“ an der arabischen Bevölkerung vorwarf – um schließlich zu einem umfassenden ökonomischen, diplomatischen wie sozialen Boykott Israels und zu Sanktionen gegen den jüdischen Staat aufzurufen[4]. Da der offizielle BDS-Aufruf von 2005 in vielen wesentlichen Details – inhaltlich wie rhetorisch und argumentativ – die Abschlusserklärung reproduziert, ist ein Zufall so gut wie ausgeschlossen. Beteiligt an der NGO-Konferenz war zum Beispiel die Union of Arab Community Based Associations (ITTIJAH), die auch an zweiter Stelle der Erstunterzeichner des BDS-Aufrufs von 2005 steht.[5] Ameer Makhoul, der frühere Direktor dieser NGO, wurde 2010 der Spionage für die Hisbollah überführt, eine schiitische antisemitische Terrororganisation, die den „Obersten Führer“ des Iran als Autorität ansieht und vom Iran finanziert wird.[6]
Eines von mehreren Vorbereitungstreffen der Weltkonferenz fand in Teheran statt, der Hauptstadt jenes Regimes, das regelmäßig mit der Vernichtung Israels droht – und deren Machthaber auch Anhänger der erwähnten „Protokolle“ sind. Auf diesem Vorbereitungstreffen wurde ein Papier verabschiedet, das ebenfalls von einer Apartheidspolitik und ethnischen Säuberungen Israels spricht. Bei der Entstehung von BDS war also auch die iranische Regierung involviert[7].
Gründer von BDS
Zu den Erstunterzeichnern des BDS-Aufrufs von 2005 gehört zudem der „Council of National and Islamic Forces in Palestine“[8]. Mitglied dieses Councils sind auch die islamistischen Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad[9]. Die Hamas kontrolliert seit Israels Abzug 2006 den Gaza-Streifen und wird von der iranischen Regierung militärisch und finanziell unterstützt[10]. In ihrer Charta aus dem Jahr 1988 ruft sie zur Ermordung von Jüdinnen*Juden auf. In der neuen Fassung von 2017 ist zwar „nur“ noch von „Zionisten“ die Rede (mit denen aber Jüdinnen*Juden gemeint sein dürften), aber auch von einer „Judaisierung der Wahrheit“, ebenso wie am Ziel der Vernichtung Israels festgehalten wird[11]. Am Antisemitismus der Hamas hat sich daher durch die neue Charta nichts geändert.
Mitglied dieses Councils ist zudem die PFLP, die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“, eine panarabische und dem eigenen Anspruch nach linke Organisation, die die Vernichtung Israels anstrebt und dabei auch vor Terroranschlägen auf jüdische bzw. israelische Zivilist*innen nicht Halt macht.[12] In der Vergangenheit haben BDS Berlin und BDS Austria bereits häufiger mit der PFLP zusammengearbeitet, gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt und sich mit ihnen öffentlich solidarisiert.[13]
Als Mitbegründer der BDS-Kampagne gilt Omar Barghouti, der heute als Sprecher des BNC („Palestinian BDS National Committee“) tätig ist. Beim BNC handelt es sich um das Komitee, das für die internationale Organisation und Koordinierung von BDS zuständig ist. Barghouti lehnt selbst die unter pro-palästinensischen Aktivist*innen beliebte binationale Einstaatenlösung ab: „Binationalismus enthält zwei problematische Prämissen: Dass die Juden ein Volk sind und dass ein solches Volk ein Existenzrecht in Palästina hätte.“ Außerdem setzt er häufiger die Politik Israels mit dem Nationalsozialismus gleich[14]. Barghouti ist bis heute eine zentrale Figur der BDS-Bewegung. Im BNC sind auch antisemitische Gruppen wie die Hamas oder der Islamische Jihad organisiert.
Das Maskottchen von BDS: Handala
Für das Logo von BDS wählte man einen kleinen Jungen namens „Handala“, den man stets nur von hinten sieht. Dabei handelt es sich um eine im arabischen Raum populäre Comicfigur, die auf zahlreichen Zeichnungen auftritt. Was viele dieser Zeichnungen verbindet, ist der Aufruf zur Gewalt gegenüber Israel (stets mit dem Davidstern gekennzeichnet), die Verweigerung des Existenzrechts Israels (durch die Darstellung von Karten, auf denen nur noch ein Palästinenserstaat ohne Israel zu sehen ist) und die Ablehnung von Friedensverhandlungen; palästinensische Figuren, die mit Israel verhandeln, werden regelmäßig als Schnecken dargestellt. Zudem werden Jüdinnen*Juden häufig mit Hakennasen oder als Schlangen gezeichnet, wenn sie nicht gerade Frauen verführen oder Ritualmorde begehen – womit traditionelle antisemitische Stereotype reproduziert werden[15].
Da die internationale BDS-Kampagne ihren Ursprung im islamischen Raum hat, ist davon auszugehen, dass die Figur Handala mitsamt aller antisemitischen Bildsprache ganz bewusst als Logo verwendet wurde. Während die Gestalt im Westen gänzlich unbekannt ist und daher eine (absolut notwendige) Skandalisierung bislang ausgeblieben ist, dürften sich all jene offenen und versteckten Antisemit*innen von ihrer Verwendung angesprochen fühlen.
Die Forderungen von BDS
Ein zentrales Ziel von BDS ist laut dem internationalen Aufruf das Ende der „Besetzung und Kolonisation allen arabischen Landes“. Während die Forderung im deutschlandweiten BDS-Aufruf auf das seit 1967 besetzte Land konkretisiert wird, bleibt im internationalen Aufruf unklar, ob damit auch das gesamte Staatsgebiet gemeint ist. Durch diese Offenheit gelingt es BDS sowohl gemäßigte Kräfte als auch radikale Antizionist*innen anzusprechen.
Des Weiteren fordert die BDS-Kampagne das Rückkehrrecht sämtlicher palästinensischer Flüchtlinge. Als Flüchtlinge gelten auch die Nachkommen tatsächlich geflohener Personen. Die Zahl palästinensischer Flüchtlinge steigt daher in die Millionen, weshalb ihre Rückkehr aus den Jüdinnen*Juden Israels eine Minderheit machen würde – und aus dem jüdischen Staat einen weiteren nicht-jüdischen. Dass das der Fall und damit wohl auch der Zweck dieser Forderung ist, räumt auch Barghouti selbst ein[16]. Darüber hinaus beschränkt sich der Boykottaufruf nicht auf wirtschaftliche und militärische Produkte, sondern umfasst auch die wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit mit Israel. Diese Forderung führte in der Vergangenheit dazu, dass beispielsweise hebräische Übersetzungen belletristischer Literatur verweigert, Konzerte internationaler Musiker*innen in Israel abgesagt und umgekehrt jüdischen (und nicht notwendigerweise israelischen) Künstler*innen Auftritte außerhalb Israels verweigert wurden; Morddrohungen gegen Künstler*innen, die sich dem Boykott verweigerten, sind ebenfalls belegt[17].
PACBI („Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel“, jene BDS-Abteilung, die den kulturellen und akademischen Boykott international koordiniert) erklärt, Individuen seien nicht aufgrund ihrer politischen Ansichten, ihrer Staatsbürgerschaft oder ihrer „Rasse“ zu boykottieren, sondern aufgrund ihrer „complicity“[18]. Das ist als „Mittäterschaft“ oder „Komplizenschaft“ zu übersetzen. Allerdings bleibt offen, was genau unter dieser Begrifflichkeit zu verstehen ist, abgesehen davon, dass sie verschwörungsideologische Assoziationen weckt. Die Praxis von BDS zeigt jedenfalls, dass auch das Israel Philharmonic Orchestra, die Produzent*innen der israelischen Serie „Fauda“ oder der US-amerikanische Musiker Matisyahu zu den Kompliz*innen Israels gezählt werden[17].
Konsequenzen der BDS-Kampagne
Zu den genannten Auswirkungen wie dem Boykott jüdischer Künstler*innen gesellen sich zahlreiche weitere Vorfälle. Belegt ist die Instrumentalisierung des Gedenktags der Reichspogromnacht, des 9. November, für eigene Protestaktionen[19], ebenso die Störung von Veranstaltungen mit Shoa-Überlebenden[20]. Auch inszenieren sich manche Gruppen optisch auf eine Weise, die an die nationalsozialistische „Kauft nicht bei Juden“-Kampagne erinnert[21]. Gelegentlich fielen Teilnehmer*innen durch das Zeigen des Hitlergrußes und durch „Heil Hitler“-Rufe bei BDS-Aktionen auf[22]. Dazu passt auch der Aufruf der rechtsradikalen Partei „Der III. Weg“, den Boykott Israels zu unterstützen[23]. Umgekehrt rückt die deutsche BDS-Kampagne Israel immer wieder in die Nähe des Nationalsozialismus, beispielsweise indem sie auf ihrer Homepage das Logo des Eurovision Song Contests 2019, das im jüdischen Staat stattfand, abänderte und das Symbol der SS integrierte.[24] Da mutet es geradezu ironisch an, dass ausgerechnet bei BDS Berlin auch ein Neonazi aktiv ist.[25] Laut einer AMCHA-Studie steigt zudem die Wahrscheinlichkeit antisemitischer Vorfälle an US-amerikanischen Hochschulen, an denen BDS besonders aktiv ist[26]. Während der politische Fokus einer Person auf den Nahostkonflikt durch die Zufälligkeiten individueller Interessen begründet sein kann, lässt sich die Fixierung unzähliger Menschen weltweit auf „Israelkritik“ in Form der BDS-Bewegung nicht ohne Antisemitismus erklären. Der enge Zusammenhang zwischen antiisraelischen Einstellungen und traditionellem Antisemitismus wurde bereits mehrfach empirisch nachgewiesen, so z.B. 2017 in einer Studie des Institute for Jewish Policy Research in Großbritannien. Demnach stimmten 74% der Befragten mit einem gefestigten antiisraelischen Weltbild auch mindestens einer antisemitischen Aussage zu[27].
Sicherlich ist nicht jeder BDS-Unterstützer ein Antisemit, angesichts der Fülle an antisemitischen Vorfällen, angesichts der Gründungsgeschichte und der weiterhin tonangebenden Kräfte bei BDS wie Omar Barghouti wird allerdings deutlich: BDS ist im Kern eine antisemitische Bewegung. Doch selbst wenn man hier zu einer anderen Einschätzung kommt, bleibt festzuhalten, dass die politischen Ziele von BDS für Jüdinnen*Juden fatal wären und BDS durch das Anlegen doppelter Standards sowie durch die Delegitimierung und Dämonisierung von Israel den Antisemitismus in der Gesellschaft fördert und bestärkt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die BDS-Bewegung geradezu wie ein Magnet auf Antisemiten aller Couleur wirkt. Eine Kampagne, die zum Boykott der Waren des jüdischen Staats aufruft erinnert insbesondere in Deutschland an die nationalsozialistische Parole „Kauft nicht bei Juden!“, ob intendiert oder nicht.
Die jüdischen Gemeinden in Deutschland zeigen sich angesichts der BDS-Kampagne und ihres Zulaufs besorgt[28]. Ihre Bedenken sind daher ernst zu nehmen und es gilt, sich mit ihnen zu solidarisieren. Als Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München tun wir das in aller Entschlossenheit ebenso wie wir BDS verurteilen. Wir fordern daher alle auf, jegliche Zusammenarbeit mit der Kampagne zu beenden oder gar nicht erst ins Auge zu fassen – und sich uns in ihrer Bekämpfung anzuschließen.
Wie sich die BDS-Kampagne in München entwickelte
Münchner Gruppen unterstützten die BDS-Kampagne erst ab dem Jahre 2010 ernsthafter. Prominent wurde sie durch kursierende Erklärungen, die Münchner*innen teilweise mitbestimmten, unterzeichneten und in den Gremien der Friedensbewegung diskutierten. Hierzu zählte beispielsweise die „Erklärung von Kairo“, die 2010 im Zuge des „Gaza Freedom March“ entstanden ist, oder die „Stuttgarter Erklärung“. Israelboykott ist in diesen Dokumenten eine zentrale Antwort auf die Frage „Was tun?“
Protagonisten des 2010 registrierten Vereins „Salam Shalom – Arbeitskreis Palästina-Israel e. V.“ bewarben bereits 2009 auf Veranstaltungen der Linkspartei die BDS-Kampagne mit Redebeiträgen und Flugblättern. Auf der inzwischen nur noch über Webarchive abrufbaren Website pflegte der Verein eine eigene BDS-Sektion. Sie spiegelte über Jahre hinweg aktuelle Schriften und Einladungen rund um die BDS-Kampagne. Noch heute treten Vorstände des Vereins öffentlich für die BDS-Kampagne ein.
Die erste in antifaschistischen Archiven dokumentierte BDS-Kundgebung in München organisierten die „Frauen in Schwarz“ in Zusammenarbeit mit dem Verein „Palästinensische Gemeinde München e. V.“ im Jahre 2011. Im zweiwöchigen Turnus verteilten sie bis Ende 2016 BDS-Materialien in der Münchner Innenstadt. Ende 2016 löste sich die in die Jahre gekommen Ortsgruppe auf, da ihr der Nachwuchs fehlte.
Die 2012 von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ ins Leben gerufene Boykott- und Denunziations-Kampagne „Besatzung schmeckt bitter“ wurde von der „Pax Christi“-Sektion München & Freising engagiert beworben. Es erschienen regelmäßig antiisraelische Artikel mit Boykott-Aufrufen in der „PaxZEITregional“. Die Sektion von München & Freising sprach sich überdies in einem offenen Brief gegen den Anti-BDS-Beschluss des Stadtrates aus.
Ebenfalls eine starke überregionale Strahlkraft dürfte von der langjährigen „Nahostkoordinatorin“ der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ (IFFF) ausgegangen sein. Die ehemalige Vertreterin der deutschen Sektion auf internationalem Parkett, die auch in der Münchner Ortsgruppe mit tonangebend ist, verteidigt den in ihrer Amtszeit hergestellten Schulterschluss der Frauenliga mit der BDS-Bewegung bis heute.
Die seit den 90er-Jahren im größeren Rahmen stattfindenden Münchner „Palästina Tage“ waren ab 2010 ein Stelldichein der BDS-Unterstützer*innengruppen. Das veranstaltende „Palästina Komitee München“ lud dazu regelmäßig Aktive der BDS-Bewegung sowie ihre Begründer für Vorträge ein. 2013 firmierte die gesamte Veranstaltungsreihe der „Palästina Tage“ unter dem Motto der BDS-Zentrale: „Gleiche Rechte statt Apartheid!“
Die „Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe“ hatte Ende 2015 mit einer BDS-Werbeveranstaltung mit Christoph Glanz im Münchner Gasteig internationale Aufmerksamkeit erregt – und damit unter anderem den 2017 gefassten Anti-BDS-Beschluss des Stadtrates ins Rollen gebracht. Seit 2015 vertritt die Gruppe BDS-Positionen und lädt prominente Vertretende der BDS-Bewegung aufs Podium. Sie ist die einzige Münchner Gruppierung, die derzeit als offizielle BDS-Unterstützerin auf der Internetseite der deutschen BDS-Sektion aufgeführt ist.
Eine wichtige gemeinsame Klammer um die genannten Veranstaltungen und Gruppen ist das „Münchner Friedensbündnis“, das nahezu alle der genannten Veranstaltungen (auch die monatlich wiederkehrenden „Mahnwachen“ der „Frauen in Schwarz“) über die Website des Bündnisses beworben hat. Unter dessen Dach konnten und können sich die Aktiven aus den verschiedenen Gruppen verabreden.
Das wesentliche Logistikzentrum der Mehrheit der BDS-unterstützenden Gruppen liegt in der Begegnungsstätte „Eine-Welt-Haus“. Dort genießen Gruppen wie die „Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe“, „Salam Shalom“ oder das „Palästina Komitee München“ ihren organisatorischen Sitz oder richteten mit anderen seit 2001 weit über 100 antiisraelische Veranstaltungen aus.
Aufgrund ihrer Nähe zur Friedensbewegung fanden BDS-unterstützende Gruppen in den Stadtratsfraktionen der Linkspartei und der Grünen immer wieder Vertretende ihrer Interessen im Stadtparlament. So brachte die Linkspartei beispielsweise 2010 einen Antrag im Stadtrat ein, der die Nutzung der israelischen Marke „SodaStream“ durch die Stadtwerke unterbinden sollte. Die Fraktion der Grünen machte sich für eine Förderung der „Palästina Tage“ stark, nahm das „Eine-Welt-Haus“ in Schutz und stellte sich mindestens mit einem Antrag vor „Salam Shalom“.
Gruppierungen der radikalen Linken zeigten sich in München bislang für die BDS-Kampagne wenig empfänglich; selbst innerhalb von israelfeindlichen Strömungen fand die Kampagne kaum Anklang. Die zumeist systemkritische Haltung in diesen Gruppen geht in der Regel nicht mit der Auffassung einher, dass sich die Welt mit individuellen Kaufentscheidungen verändern ließe. Die BDS-Kampagne entfaltete sich in München hauptsächlich im sogenannten linksalternativen bürgerlichen Milieu.
Während der Debatte um den Anti-BDS-Beschluss des Münchner Stadtrates 2017 genoss die Kampagne durch zahlreiche Beiträge Rückenwind, allerdings sind die Konsequenzen des Stadtratsbeschlusses für viele BDS-unterstützende Gruppen unangenehm. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wie abhängig sie von den regelmäßigen Zuwendungen der Stadt München tatsächlich waren.
Wer wir sind und was wir tun
Das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München ist ein Zusammenschluss der Grünen Jugend München, der linksjugend [’solid] München, der Emanzipatorischen Linken München, des Antifaschismus-Referats der LMU, der SJD Die Falken München sowie von gruppenungebundenen Einzelpersonen. Gegründet wurde es 2017 aus Einsicht in die Notwendigkeit, ein breites Bündnis verschiedener Linker wie Anarchist*innen, Kommunist*innen oder Sozialdemokrat*innen zu errichten, um Antisemitismus nachhaltig zu bekämpfen. Anlässe hierfür gibt es leider viele: Angefangen bei den Zustimmungswerten zu Antisemitismus, die in Bayern von allen Bundesländern am höchsten sind, über das Erstarken der AfD, den Sympathiebekundungen der CSU für die FPÖ und Viktor Orbán, die in weiten Teilen wie die selbsternannte Alternative Judenhass fördert, bis hin zu den Aktivitäten der BDS-Bewegung. Unser Ziel ist es, durch regelmäßigen Austausch, durch die Veranstaltung von Vorträgen und Kundgebungen, sowie durch die Veröffentlichung von Artikeln eine breite Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren und gegen Antisemitismus zu mobilisieren. Am fruchtbarsten erscheint uns für einen nachhaltigen Erfolg eine dezidiert linke Perspektive, mithin eine antifaschistische, antirassistische, feministische und kapitalismuskritische Grundhaltung.
[1] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/monatelanger-konflikt-antisemitische-stimmungsmache-1.3583052, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[2] http://blog.florisbiskamp.com/2018/08/08/mitmachen-gegen-israel-teil-1-von-3-einer-mini-serie-ueber-die-israelfeindliche-bds-kampagne/#3_Eine_Unterstuetzung_fuer_BDS_ist_eine_politische_Entscheidung_keine_blosse_solidarische_Reaktion_auf_einen_Hilferuf_der_palaestinensischen_Zivilgesellschaft, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[3] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/geschichte-der-israel-boykottbewegung-bds-16308736.html, zuletzt aufgerufen am 6. August 2019.
[4] https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/die-wurzel-der-israel-boykottbewegung/, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[5] Die Liste der Erstunterzeichner von BDS: https://www.bdsmovement.net/call, Liste der NGOs, die an der NGO-Konferenz teilgenommen haben: http://www.icare.to/list%20of%20accredited%20NGO%20representatives%20at%20the%202001%20WCAR.pdf, jeweils zuletzt aufgerufen am 5. Juli 2019.
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Ittijah, zuletzt aufgerufen am 5. Juli 2019.
[7] https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/die-wurzel-der-israel-boykottbewegung/ und http://www.audiatur-online.ch/2016/09/21/15-jahre-spaeter-wirkt-der-hass-der-durban-konferenz-immer-noch-nach/, jeweils zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[8] https://bdsmovement.net/call, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[9] https://web.archive.org/web/20060425165617/http://www.jmcc.org/banner/banner1/bayan/aqsbayan14.htm, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[10] https://www.mena-watch.com/iran-zahlt-der-hamas-jaehrlich-70-millionen-dollar/, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[11] Die Charta von 1988: http://usahm.info/Dokumente/Hamasdeu.htm, und zur neuen Charta: http://www.audiatur-online.ch/2017/05/02/wie-neu-ist-die-neue-hamas-charta/, jeweils zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/PFLP, zuletzt aufgerufen am 14. April 2019.
[13] http://bdsberlin.org/2019/03/13/palaestinensische-frauen-im-befreiungskampf/, http://bdsberlin.org/2014/12/16/bds-berlin-rede-zum-gruendungstag-der-pflp/, https://honestlyconcerned.info/links/bekenntnis-zur-palaestinensischen-terrororganisation-pflp-auf-kundgebung-von-bds-austria-boycott-anti-semitism-facebook/, jeweils zuletzt aufgerufen am 14. April 2019.
[14] https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK/SITZUNGSVORLAGE/4760943.pdf, S. 7-12, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[15] https://bgamarburg.files.wordpress.com/2013/06/das-israelbild.pdf, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[16] https://www.compass-infodienst.de/Sebastian-Mohr-Israel-Boykottkampagnen-in-den-deutschen-Kirchen.16270.0.html und https://en.wikipedia.org/wiki/UNRWA#History_and_mandate, https://electronicintifada.net/content/boycotts-work-interview-omar-barghouti/8263 jeweils zuletzt aufgerufen am 20. Juli 2019.
[17]https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions#Methoden, sowie aktuell zur Serie „Fauda“: http://www.israelheute.com/Nachrichten/Artikel/tabid/179/nid/33307/Default.aspx#.WryexKtN7B0.facebook, jeweils zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[18] https://bdsmovement.net/pacbi/cultural-boycott-guidelines, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[19] https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/anti-israel-kampagne-wie-bds-gegen-israel-hetzt/20573168.html, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[20] https://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/holocaust-ueberlebende-an-humboldt-uni-niedergebruellt, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[21] S. Salzborn, Israelkritik oder Antisemitismus? Kritik für eine Unterscheidung, in: Kirche und Israel. Neukirchner Theologische Zeitschrift 28 (2013), 12-13. (http://www.salzborn.de/txt/2013_Kirche-und-Israel.pdf, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.)
[22] http://friedensdemowatch.blogsport.eu/2016/09/02/bds-kampagne-ist-auch-fuer-neonazis-attraktiv/ und https://www.morgenpost.de/berlin/article207133349/Hitlergruss-und-antisemitische-Parolen-bei-Demo-in-Kreuzberg.html, jeweils zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[23] https://der-dritte-weg.info/2014/07/israel-boykott-was-jeder-gegen-den-zionistischen-voelkermord-tun-kann/, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[24] https://bdsmovement.net/boycott-eurovision-2019, zuletzt aufgerufen am 14. April 2019.
[25] http://www.friedensdemowatch.com/2016/09/02/bds-kampagne-ist-auch-fuer-neonazis-attraktiv/, zuletzt aufgerufen am 5. September 2019.
[26] https://www.amchainitiative.org/wp-content/uploads/2017/04/Antisemitism_At-the-Epicenter-of-Campus-Intolerance_Report-2016.pdf, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[27] http://www.jpr.org.uk/documents/JPR.2017.Antisemitism_in_contemporary_Great_Britain.pdf, S. 38, zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.
[28] https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/kampf-gegen-antisemitismus-ist-aufgabe-von-uns-allen/ und http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/29271, jeweils zuletzt aufgerufen am 8. Oktober 2018.