8.Mai 2015 - 70 Jahre Tag der Befreiung

Event Datum: 
Freitag, April 10, 2015 - 00:15
Stadt/Region: 
Aufruf zum 70.Jahrestag des Tages der Befreiung. Kundgebung in Freiburg am 8.Mai um 17 Uhr im Stadtgarten. Am dies­jäh­ri­gen 8. Mai jährt sich die Befrei­ung vom Deut­schen Faschis­mus zum 70. Mal. Dies wol­len wir zum Anlass neh­men um an die Mil­lio­nen Opfer­des Faschis­mus zu erin­nern. Die ermor­de­ten und ver­folg­ten Jüdin­nen und Juden, Sinti und Roma, Kom­mu­nis­tin­nen und Kom­mu­nis­ten, Gewerk­schaf­te­rin­nen und Gewerk­schaf­ter, Sozi­al­de­mo­kra­ten und allen ande­ren die sich der faschis­ti­schen Bar­ba­rei ent­ge­gen gestellt haben. Wir sagen damals wie heute – Faschis­mus bekämpfen!

Informationen zur Kundgebung und zur Veranstaltungseihe findet ihr hier und hier.
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8. Mai 2015 – 70 Jahre Tag der Befrei­ung
Am 8. Mai 1945 wurde ganz Europa von der Gei­ßel des Faschis­mus befreit. Die bedin­gungs­lose Kapi­tu­la­tion der Deut­schen Wehr­macht mar­kierte das Ende von Nazi-Terror, Holo­caust und Ver­nich­tungs­krieg. Mehr als 55 Mil­lio­nen Men­schen waren dem deut­schen Griff nach der Welt­macht zum Opfer gefal­len. Sowje­ti­sche Zivil­be­völ­ke­rung, Juden, Sinti und Roma, Homo­se­xu­elle, Men­schen mit Behin­de­rung, poli­ti­sche Geg­ner und andere wur­den auch unab­hän­gig und fernab der eigent­li­chen Kriegs­hand­lun­gen mas­sen­haft ermor­det wor­den. In Deutsch­land erleb­ten in ers­ter Linie die über­le­ben­den Ver­folg­ten und Wider­stands­kämp­fer die­sen Tag als Befrei­ung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, ver­dan­ken die Grund­la­gen unse­res Lebens in Frie­den den Sie­gern des 8. Mai. Die alli­ier­ten Streit­kräfte, ins­be­son­dere die Rote Armee, die den Löwen­an­teil der Kämpfe aus­trug, sind und blei­ben auch unsere Befreier. Mit beson­de­rer Dank­bar­keit erin­nern wir dar­über hin­aus an den Bei­trag, den der anti­fa­schis­ti­sche Wider­stand in Deutsch­land, im Exil, als Teil von Par­ti­sa­nen­ver­bän­den und in den Streit­kräf­ten der Anti-Hitler-Koalition geleis­tet hat. In nahezu allen ehe­mals von Nazi-Deutschland besetz­ten Län­dern wur­den der 8. und/ oder 9. Mai gesetz­li­che Fei­er­tage. Das war auch in der DDR der Fall. Hin­ge­gen hat es 40 Jahre gedau­ert, bis ein Bun­des­prä­si­dent an einem 8. Mai über­haupt von Befrei­ung gespro­chen hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch­na­tio­na­len, der „Front­kämp­fer“, der Pro­fi­teure und Mit­läu­fer das offi­zi­elle Voka­bu­lar geprägt: Zusam­men­bruch, Kapi­tu­la­tion, Besat­zer. Wir for­dern, dass der 8. Mai als Tag der Befrei­ung von Faschis­mus und Krieg end­lich auch in Deutsch­land ein gesetz­li­cher Fei­er­tag wird.

Was war mög­lich? Was war nötig?
Der Sieg über den Faschis­mus bot die Mög­lich­keit eines umfas­sen­den Neu­an­fangs. Die Erkennt­nis der Not­wen­dig­keit der Über­win­dung des Kapi­ta­lis­mus war nach dem Krieg weit ver­brei­tet. Sozia­lis­ti­sche Vor­stel­lun­gen fan­den sich nicht nur auf der Lin­ken und bei den Gewerk­schaf­ten, son­dern erstreck­ten sich weit auch in die neu gegrün­dete CDU, wie etwa das Ahle­ner Pro­gramm der nordrhein-westfälischen CDU zeigt. Der Kalte Krieg und die West­in­te­gra­tion der Bun­des­re­pu­blik führ­ten jedoch bald zu einer Restau­ra­tion des Kapi­ta­lis­mus sowie zur Inte­gra­tion alter Nazi-Eliten in höchste Stel­lun­gen der Bun­des­re­pu­blik.
Auch heute haben wir kei­nen Grund, uns zurück­zu­leh­nen. Die mate­ri­el­len Ursa­chen des Faschis­mus sind nach­wie­vor nicht aus der Welt geschafft. So ver­langt der rasante Auf­stieg neo­fa­schis­ti­scher und rechts­po­pu­lis­ti­scher Kräfte in nahezu allen euro­päi­schen Län­dern ent­schie­dene Gegen­wehr. Zudem sind es seit dem Wie­der­ein­tritt Deutsch­lands in die Reihe der Krieg füh­ren­den Län­der nicht mehr nur Waf­fen, die von Deutsch­land in alle mög­li­chen Län­der expor­tiert wer­den: Die Bereit­schaft, „deut­sche Inter­es­sen“ mit mili­tä­ri­schen Mit­teln durch­zu­set­zen, ist seit dem NATO-Angriffskrieg auf Jugo­sla­wien im Jahr 1999 gegen den Wil­len der Mehr­heit der Bevöl­ke­rung wie­der poli­ti­sche Pra­xis gewor­den. Gerade darum wol­len wir den Tag zum Fei­er­tag machen, den die Über­le­ben­den als „Mor­gen­röte der Mensch­heit“ erlebt haben, wie es der als Jude und Kom­mu­nist ver­folgte Résistance-Kämpfer Peter Gin­gold aus­ge­drückt hat. Wir wol­len am 8. Mai vor allem an die Hoff­nung der Befrei­ten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unter­drü­ckung erin­nern und diese als Impuls neh­men, wei­ter an der Schaf­fung einer neuen Welt des Frie­dens und der Frei­heit zu arbei­ten, so wie es die befrei­ten Häft­linge von Buchen­wald geschwo­ren haben. In die­sem Sinn wol­len wir den 70. Jah­res­tag unse­rer Befrei­ung mit einer Ver­an­stal­tungs­reihe sowie einer Kund­ge­bung im Frei­bur­ger Stadt­gar­ten bege­hen, dort wo die Sozia­lis­tin Rosa Luxem­burg am 7. März 1914 mit einem beein­dru­cken­den Auf­tritt vor 4000 Men­schen in ein­dring­li­chen Wor­ten vor dem her­auf­zie­hen­den Welt­krieg warnte. Die­sen Ort haben wir gerade des­halb gewählt, weil an der Stelle bis heute keine Tafel an die­sen denk­wür­di­gen Tag der Frei­bur­ger Stadt­ge­schichte erinnert.

Wir sind beson­ders stolz dar­auf, für die Ver­an­stal­tungs­reihe mit Theo­dor Berg­mann und Lorenz Knorr auch Betei­ligte des anti­fa­schis­ti­schen Wider­stands in unse­rer Stadt begrü­ßen zu dürfen.

Nie wie­der Faschis­mus – nie wie­der Krieg!

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www.antifaschistische-linke.de
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