[TÜ] Solidaritätsaktionen anlässlich der antisemitisch motivierten Morde in Halle
Am 10. Oktober führten wir zehn kurze Kundgebungen an belebten Orten der Tübinger Innenstadt durch, lasen einen Beitrag vor und verteilten Flyer. Anschließend beteiligten wir uns an der offiziellen Mahnwache um zu späterer Stunde noch Plakate, die an die Gewalttat erinnern, in der Innenstadt zu hinterlassen.
Es ging uns um das Gedenken der Ermordeten in Halle. Es sollte unsere Solidarität mit den Angehörigen und der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck gebracht werden, welche das Ziel des Angriffs war. Das Motiv des Täters war eindeutig Antisemitismus. Inzwischen wurde klar: Zusätzlich vertritt der Täter auch rassistische und antifeministische Ansichten.
Für uns ist es wichtig diesen Anschlag nicht als Einzelfall zu betrachten. Er reiht sich ein in eine Reihe von rechten Morden in Deutschland aber auch weltweit. Und diese Anschläge und Morde werden in einer zunehmend menschenfeindlichen Stimmung großer gesellschaftlicher Teile verübt.
Deshalb heißt es nun umsomehr: Solidarität mit allen Betroffenen rechter Gewalt! Vernetzt euch und positioniert euch gemeinsam gegen jegliche Formen rechter Gewalt. Wer schweigt, der*die stimmt zu.
Hier findet ihr den von uns verteilten Flyertext. Uns ist bewusst, dass stündlich mehr und genauere Informationen über den Angriff bekannt werden und unser Text nicht aktuell ist; deshalb informiert euch selbst.
Antisemitische Morde in Halle
Gestern Nachmittag, am 09. Oktober, wurden in Halle zwei Menschen von einem Rechten ermordet.
Der Mann hatte zuvor versucht in eine Synagoge einzudringen in der 80 Menschen zum Anlass des höchsten jüdischen Feiertags versammelt waren. Der Mann war mit einer Eigenbau-Schrotflinte, einer Pistole und einem Sprengsatz bewaffnet. Nur der Defekt an mindestens einer der Waffen des Täters und der Umstand, dass es ihm nicht gelang in die Synagoge einzudringen, verhinderte eine noch größere Anzahl an Opfern. Laut Rechts-Terrorismusexperte Toralf Stau sei der Mann kein Einzeltäter sondern, im Gegenteil, eingebettet in extrem rechte Kontexte und Ideologien.
Der gewählte Tag und Ort des Anschlags lassen keinen Zweifel an der antisemitischen Motivation der Gewalttat zu.
Mit dem Mord an Walter Lübcke ist dies der dritte bekannte Mord durch Rechte innerhalb von 5 Monaten in Deutschland.
Während von Staatsseite immer stärker gegen linke Strukturen und Personen vorgegangen wird, bilden sich in Bundeswehr und Polizei rechte Strukturen mit Todeslisten und Menschen werden auf offener Straße niedergeschossen. Das zeigt für uns eindeutig, dass auf den Staat hier kein Verlass ist. Wer in dieser Zeit politisch neutral bleibt, schweigt und nur zuschaut, stimmt zu.
Unsere Solidarität gilt den Angehörigen der Opfer und der jüdischen Gemeinde in Halle.
Gegen jeden Antisemitismus!