Warum Antideutschen keine Linken sind...
Nach der Veranstaltung vom 16.08.2019 " Warum Antideutsche keine Linken sind" ist nun zur Veranstaltung ein Audiomitschnitt verfügbar.
https://www.mixcloud.com/RedMediaKollektivRadio/warum-antideutsche-keine-linken-sind-initiative-rassismus-bedeutet-spaltung-low-quali/
Des Weiteren dokumentieren wir einen Hintergrundartikel zum Thema,
Kurzer Abriss über die Entstehung und Ideologie der „Antideutschen“
Ohne eine Beschreibung der Verhältnisse in Deutschland Anfang der 90er Jahre ist die Entstehung der antideutschen Ideologie nicht zu verstehen. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989 löste eine deutsch-nationale Bewegung aus. Sie drückte sich aus durch massive Pogrome und Gewalt gegen Flüchtlinge, Linke und Andersdenkende. Es kam zu einem allgemeinen Anwachsen von Nationalistischen Tendenzen aus der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft bis hin an den „Rechten Rand“. Ähnlich wie auch heute wieder bei Pegida in Deutschland zu beobachten ist. So wurden beispielsweise Ende 1989 die „Leipziger Montagsdemonstrationen“ von hunderten Nazis angeführt. Als ein Ausdruck gegen den wachsenden Nationalismus organisierte die Linke 1990 in Frankfurt/M. die „Nie wieder Deutschland“ Demonstration mit ca. 20000 Teilnehmer. Das war die Geburtsstunde und der nie wieder übertroffene Höhepunkt, der antideutschen Mobilisierung. Allerdings war das aber der Beginn, der Ideologischen Entwicklung der antideutschen Strömung innerhalb der deutschen Linken. Es begann mit dem Niedergang des „real – existierenden Sozialismus“ und der damit verbundenen, damals notwendig erscheinenden, Hinterfragung linker Grundpositionen.
…Nie wieder Auschwitz
1991 kam es zur ersten großen Spaltung, innerhalb der Linken,in der Diskussionen um den Zweiten Golfkrieg. Die USA & GB bombardierten den Irak, Deutschland unterstützte den Militäreinsatz finanziell und logistisch. Während die Friedensbewegung europaweit mit Massenbeteiligung unter demantikapitalistischen pazifistischen Motto „Kein Blut für Öl“ gegen das Bombardement demonstrierte. Kritisierten in Deutschland nur wenige die deutschen Firmen welche das Raketenrüstungsprogramm von Saddam Hussein aufgebaut hatte. Dann schoss Saddam Hussein Raketen auf Israel. Elemente der mobilen Abschussrampen vom Typ El-Walid oder El-Nida kamen aus der Bundesrepublik. Damals wurde das in der Linken noch breit als Reaktion auf die israelischen Nahost-Politik verstanden. Der Herausgeber der konkret, dem publizistischen Flaggschiff der antideutschen Linken jener Zeit, schrieb zum anschließenden Angriff der USA, „ ..dass hier einmal aus falschen Gründen und mit falschen Begründungen das Richtige getan werden“ nämlich dem Irak die Fähigkeit zu nehmen, Israel anzugreifen und zu liquidieren.
Es solle kein zweiter Holocaust vom wiedervereinigten Groß-Deutschland ausgehen. Diese Angst wurde damals, durch die faschistische Offensive der 90 iger und auch historisch bedingt, innerhalb der Linken als sehr real wahrgenommen. Diese Angst wurde von der herrschenden Klasse aufgegriffen und instrumentalisiert. Mit der Argumentation – „Kein zweiter Holocaust“ wurde dann schließlich 1999 der erste imperiale Angriffskrieg Deutschlands, nach dem 2.Weltkrieg in Deutschland legitimiert. Der ehemalige „Linke Autonome“ Joschka Fischer (Die Grünen) und spätere Außenminister der BRD,begründete die Bombardements auf Zivilisten mit seinem Ausspruch:
„Ich stehe auf zwei Grundsätzen, nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus. Beides gehört bei mir zusammen“
Seitdem wird der Kampf gegen Antisemitismus und ein neues Auschwitz vom deutschen Imperialismus zur Spaltung der linksliberalen Linken & Friedensbewegung missbraucht. Aus diesem komplexen deutsch – historischen Zusammenhang entwickelten sich die Antideutsche Strömung. Sie entwickelten sich weg von Linken Standpunkten hin zu staatsbefürwortenden und pro-imperialistischen Haltungen.
…. Antideutsche Ideologie
Die Antideutschen betrachten die Geschichte nicht als eine Geschichte von Klassenkämpfen, sondern unter dem Gesichtspunkt der Verfolgung von Jüdinnen und Juden. Die Antideutsche solidarisieren sich mit der „Ethnie“ der Jüdinnen und Juden und damit auch immer offen mit dem ethnischenSiedler-Staat Israel.Das bedeutet in der Praxis, dasssie sich bedingungslos hinter jede israelische und auch US-amerikanische Regierung stellen.Sogar und insbesondere, wenn diese Angriffskriege gegen andere MuslimischeStaaten führen. Wer als Schutzmacht Israels auftritt und damit vorgibt einen neuen Holocaust zu verhindern, darf nicht mehr kritisiert werden. So werden offen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen im Nahen Osten gerechtfertigt. Die antideutsche Strömung sieht die USA in Folge des zweiten Weltkrieges als Schutzmacht gegen den Faschismus und den Antisemitismus.
Antideutsche legitimieren die israelische Besatzung und schwere Menschenrechtsverletzungen an Palästinenserinnen unter dem Vorwand, Antisemitismus zu bekämpfen, den sie mit Antizionismus gleichsetzen.
Um die allgemeine Rückständig der islamischen Religion zu beweisen, beteiligt sich ein großer Teil der antideutschen Strömung an „Kopftuchdiskussionen“ und jeder anderen Debatte, die Muslime mit rassistischen Vorurteilen belegt. Das geht soweit das in angeblich linken Einrichtungen „Rechte Islamkritiker“ auftreten dürfen
„Am 24. Mai durfte der »Islamkritiker« und Publizist Thomas Maul seine Thesen im Conne Island in Leipzig ausbreiten. Dass Maul, der sich gerne als kompromissloser Kritiker politischer Korrektheiten inszeniert, aus seinen Sympathien für die Neue Rechte keinen Hehl macht, war da bereits bekannt. Rund zwei Wochen vorher hatte er via Facebook eine Rede des AfD-Chefs Alexander Gauland verbreitet und geschrieben, die AfD erscheine »immer wieder« und »objektiv als EINZIGE Stimme der Restvernunft im Deutschen Bundestag“
… Abkehr vom Marxismus hin zum Kapitalismus & Rassismus
Antideutsche streichen die wesentliche Kapitalismuskritikaus ihrer Weltsicht. Im Sinne derTotalitarismus -theorien wird von Antideutschen die Welt in »zivilisatorische Demokratien«und »faschistisch-antisemitische Diktaturen« unterteilt. Während auf der anderen Seite die internationalistische Linke die Weltlage mit einer ,marxistischenWeltsicht, in eine »kapitalistische Staaten mit demokratischem Antlitz« und »kapitalistisch-faschistische Diktaturen analysiert. Die Haltung der Antideutschen zum Kapitalismus ist dabei höchst aufschlussreich für ihre Ideologie. Einige von ihnen nennen sich kommunistisch, während sie die kapitalistische Marktwirtschaft der USA offen verteidigen. Die Argumentation ist dabei folgende: Man sei zwar für den Sozialismus und gegen denKapitalismus, allerdings würde zur Zeit nur die westliche Welt unter Führung der USA den drohenden (Islam-) Faschismus und damit verbunden Antisemitismus verhindern können. Für Antideutsche ist heutzutage der Islam und alle Muslime der Feind Nr. 1 für eine befreite und demokratische Gesellschaft.
(„ Antifa -AG No tears for Krauts Halle – Text – CSD in Gaza
…Nicht nur anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass nicht unbedingt der typische AfD-Wähler oder andere »Rechtspopulisten« die größte Bedrohung für die Freiheit von Homosexuellen sind – so unappetitlich sie mitunter auch sein mögen. Vielmehr sind es Moslems, die ihre rigiden Moralvorstellungen gewaltsam durchsetzen wollen. Und das ist nicht nur in islamisch geprägten Staaten ein Problem, sondern überall dort, wo Moslems den Kampf um die Straßenhoheit betreiben…. “ )
Das bedeutet für Antideutsche sich also zunächst auf die Seite der „kapitalistischen Demokratien“zu stellen und gemeinsam gegen die reaktionären (Islam)-faschistischen Kräfte zu kämpfen.Erst danach wolle man das kapitalistische System stürzen.
Auch das dauernde Zitieren von Adornos durch die Antideutschen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei dieser Analyse der Weltlage von der Erklärung des Holocaust aus der »bürgerlichen Kälte« abgerückt wird. Faschistische, totalitäre Herrschaft wird nicht mehr als eine Form des kapitalistischen Systems erkannt. Dass der Faschismus die aggressivste Form bürgerlicher Herrschaft im Kapitalismus ist, hat in der Antideutschen Ideologie keine Bedeutung mehr.
Ebenfalls lehnen sie jede Form von Kollektivismus und sozialer Kämpfe als tendenziell antisemitisch ab. Fast jede soziale Bewegung, die für konkrete Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen in Deutschland kämpft wird abgelehnt. Sei es die Friedensbewegung die Proteste gegen die Liberalisierung des Arbeitsmarktes (Hartz4) oder auch occupy (in Deutschland blockupy) und die „gilets jaunes“ wurden mit dem Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert.
So sind auch und vor allem Linke Strukturen immer wieder mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert weil sie sich gegen Zionismus und die Besatzung Palästinas positionieren. Die Antideutsche Strömung und ihre Diskussionen haben es geschafft liberale Positionen in der Deutschen Linken zu verankern und diese nachhaltig zu zersplittern. Das Bewusstsein für Klassenstandpunkte und Klassenkämpfe muss heute in der deutschen Linken erst wieder etabliert werden um dem etwas entgegen setzen zu können.
Für ein klassenbewussten Antifaschismus
Antideutsche sind keine Linken
(Zusammen Kämpfen Magdeburg – 2019)