Toleranz sexueller Übergriffe in der Linkspartei

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Die Linkspartei bekämpft offiziell sexuelle Belästigung, sexuelle Übergriffe und die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten. Intern werden diese Verhaltensweisen mitunter toleriert.

 

In Freiberg/Sachsen findet es der Parteifunktionär Uwe Fankhänel angemessen, sich darüber zu amüsieren dass ein Genosse als Jugendlicher sexuell missbraucht wurde, um sich an dessen betroffener Reaktion zu erfreuen. In der Linkspartei Freiberg gilt so etwas als harmloser Spaß.

Qualifizierte Fachmenschen wie z.B. Organisationen für Betroffene, Wissenschaftler oder der „Unabhängige Beauftragte zu Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung“ sehen es anders. Sie sprechen teilweise von einem schweren Fall von Machtmissbrauch, Instrumentalisierung sexueller Gewalt, einer Retraumatisierung des Betroffenen, einer damit einhergehenden Aktualisierung der Gewalterfahrung und aufgrund des Vorgehens sowie der beabsichtigten Wirkung von einem sexuellen Sekundärübergriff. Es gibt für diesen Vorfall einen Zeugen der diesen ähnlich bewertet wie der Betroffene.

 

Wir sind der Meinung das ein solches Verhalten für einen Politiker (gerade der Linkspartei!) nicht tragbar ist. Dass Uwe Fankhänel sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als etwas amüsantes empfindet, als etwas dass er zu seiner persönlichen Bespaßung instrumentalisieren kann, ist nicht hinnehmbar!

 

Der so handelnde stellvertretende Ortsvorsitzende und Mitglied von Stadt- und Kreisrat der Linkspartei Freiberg nutzte dabei seine Kenntnisse konkreter Details des Missbrauchs um eine größere Wirkung zu erzielen. Ihm war aufgrund dieses Wissens voll und ganz bewusst was er damit erreicht. Laut einem Forschungsprofessor zum Thema „Folgen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ kann man davon ausgehen, dass Uwe Fankhänel sich dem Betroffenen gegenüber auch einmal ähnlich überlegen und mächtig fühlen wollte wie der frühere Primärtäter.

 

Im Ortsverband Freiberg versucht man die Affäre unter den Teppich zu kehren. Uwe Fankhänel muss sich nicht einmal rechtfertigen. Der Ortsverband betreibt Täterschutz. Die lokalen Funktionäre geben sich unwissend, obwohl der Betroffene auf einer Mitgliederversammlung einen umfangreichen Vortrag über die erfolgte Instrumentalisierung sexueller Gewalt hielt (als Versammlungsleiter dieser Tagung hatte der Ortsvorstand ausgerechnet Uwe Fankhänel eingesetzt). Es kann eigentlich keine Rechtfertigung für sexuelle Übergriffe geben, doch nicht wenige Parteigenossen rechtfertigen das Vorgehen des Parteifunktionärs mit angeblich unpassenden Verhalten des Betroffenen. Dieser sagt dazu: „Seit geraumer Weile musste ich mich in einem Parteigremium immer stärker werdender persönlicher Angriffe mit teilweise homophoben Charakters erwehren. Die Leitung dieses Gremiums erwartete dass ich dies 'über mich ergehen lasse'. Unterstützung gab es keine, statt dessen verharmloste man das Verhalten der Diskriminierenden und ignorierte dass es der Geschäftsordnung widersprach. Es wurde von mir bei diesen persönlichen Angriffen ein wegduckend-hinnehmendes Rollenverhalten gefordert, wie man es bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts von Frauen in Konflikten mit Männern erwartete. Ich ließ mir diese persönlichen Angriffe nicht gefallen und wehrte mich nach Kräften. Das gestehen mir die älteren Genossen nicht zu“.

 

Die Linkspartei verweigert jedoch nicht nur auf Ortsebene die Aufarbeitung. Der Betroffene wendete sich an Funktionsträger auf Kreis-, Landes- und Bundesebene sowie an die AG Queer. „Einige ignorierten das Ganze komplett, einige sprachen zwar ihr Mitgefühl aus, reagierten jedoch nicht mehr als ich sie um Unterstützung in der Angelegenheit bat“. Die Wegschaumentalität ist also nicht nur in einem Ortsverband verbreitet. Auch wenn die Äußerungen dieses lokalen Parteifunktionärs lediglich von geringer Relevanz sind, die Ignoranz der übergeordneten Parteiebenen formieren sich zu einem Gesamtbild einer Partei, welche von vielen Sympathisanten vielleicht zu Unrecht als vermeintlich letzte Trägerin eines emanzipatorischen Weltbildes auf parlamentarischer Ebene betrachtet wird. Die Linkspartei versucht diese Affäre auszusitzen und gaukelt gleichzeitig vor, die Problemlösungskompetenz für genau solche Angelegenheiten zu besitzen.

 

Momentan reagiert die Linkspartei wie die katholische Kirche in der Missbrauchsaffäre. Die Nichtreaktion bei dem sexuellen Sekundärübergriffs Uwe Fankhänels kann als Toleranz seines Verhaltens gewertet werden. Durch dessen Instrumentalisierung sexueller Gewalt und die damit einher gehende Verharmlosung des Problem des sexuellen Missbrauchs (durch die Darstellung als harmloser Spaß) wird zukünftiger sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen indirekt gefördert.

 

Uwe Fankhänel hat einen sexuellen Sekundärübergriff begangen. Dieser ist gravierend, es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zu einem sexuellen Primärübergriff in Form der direkten Ausübung sexueller Gewalt (auch wenn die Motivation für den Übergriff dieselbe war, siehe oben). Ob Uwe Fankhänel in der Vergangenheit selbst aktiv sexuell missbrauchend hat oder dies vorhatte ist nicht bekannt. Dieser Text soll ausdrücklich nicht zur Gewalt aufrufen. Auf die Nennung des Namens des Betroffenen wird bewusst verzichtet. Wegen möglicher Nachahmungstaten enthält der Text keine Einzelheiten der Instrumentalisierung.

 

Das ein Politiker, egal aus welcher Partei, den sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als Spaß versteht, den man zur eigenen Belustigung hemmungslos instrumentalisiert und damit sexuellen Missbrauch über die Verharmlosung fördert. müsste jedoch eigentlich ausreichen um für alle Zeiten politisch erledigt zu sein. Wenn die Freiberger Linkspartei das partout nicht verstehen möchte sollte man ihr dabei helfen.

 

 

Wir fordern deshalb:

 

  1. Uwe Fankhänel sollte von allen Ämtern und Mandate entfernt werden. Die Linkspartei muss sich von dessen Verhalten öffentlich distanzieren.

  2. Die Linkspartei hat diese Angelegenheit grundlegend und umfassend aufarbeiten.

  3. Die Linkspartei schafft in den einzelnen Landesverbänden AnsprechpartnerInnen für Opfer bzw. Betroffene von sexueller Belästigung, sexuellen Übergriffen bzw. von Diskriminierung.

 

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Ergänzungen