Im Gedenken an Mehmet Turgut – Antifaschismus und Antirassismus organisieren
Am 25. Februar 2024 jährt sich der Todestag von Mehmet Turgut zum zwanzigsten Mal. Der junge Kurde war in die Bundesrepublik gekommen, weil er sich hier ein besseres Leben erhoffte. Die deutschen Behörden interessierte das wenig, sie verhinderten mehrfach seinen Versuch, eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Alle, die ihn kannten, berichten immer wieder, wie hart er dennoch für eine gute Zukunft in Deutschland arbeitete. Zuletzt hatte Mehmet Turgut einen Job in einem Döner-Imbiss in Rostock-Toitenwinkel.Hier ermordete ihn der selbsternannte Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) im Jahr 2004. Sicher ist, dass das neonazistische Terrornetzwerk aus rassistischen Motiven handelte und dabei auch in Mecklenburg-Vorpommern auf ein breites Unterstützernetzwerk zurückgreifen konnte. Darüber hinaus bleiben viele Fragen offen - mordete der NSU in Rostock doch in einer Gegend, in die er sich sonst zurückzog und sogar Urlaub machte. Diese und andere Fragen konnte schon die damals ermittelnde Polizei nicht beantworten, die die Spuren der Tat nicht im Umfeld der Neonazis sondern bei den Betroffenen selbst suchte. Erst mit der Selbstenttarnung des Kerntrios 2011 räumten die Behörden die rassistischen Motive ein. Aufklärung brachte auch der 2018 erst spät eingesetzte erste Parlamentarische Untersuchungsausschuss in MV kaum. Stattdessen wurde erneut deutlich, wie unwürdig der Umgang mit dem neonazistischen Mord an Mehmet Turgut ist. Akten, die zurückgehalten wurden, erstaunliche Erinnerungslücken bei einigen Zeuginnen und Zeugen, die ihrem Selbstschutz dienten und der ständige Kadergehorsam für die eigene Behörde sind Ausdruck dessen. Aus all diesen Gründen kann und darf der zwanzigste Todestag von Mehmet Turgut noch nicht das andächtige Gedenken sein, dass er so sehr verdient hätte. Viel mehr mischt sich unsere Trauer mit Wut. Immer noch heißt das Problem Rassismus, wenn der deutsche Staat weiter Mauern baut und groß angelegte Abschiebungen vorbereitet und durchführt. In MV organisieren sich immer noch Neonazis in terroristischen Netzwerken und beides geschieht nicht im luftleeren Raum, sondern vor dem Hintergrund einer immer stärker werdenden extrem rechten AfD. Auch dagegen werden wir an Mehmets zwanzigsten Todestag die Stimme erheben. Wir rufen euch dazu auf, eure Wut und eure Trauer gemeinsam mit uns auf die Straße zu tragen. Auch wenn die gesellschaftliche und politische Aufklärung des Mordes an Mehmet Turgut schleppend begann, begrüßen wir den zweiten Anlauf des parlamentarischen NSU-Untersuchungsaussschusses und auch seine Erweiterung um den Nordkreuz-Komplex. Wir fordern darüber hinaus die weitere Verstetigung des Ausschusses im Landtag! Vor allem aber nehmen wir das Engagement der Stadt wahr, einen würdigen Gedenkort für Mehmet Turgut zu schaffen und sich in den letzten Jahren immer mehr in die aktive Erinnerung einzubringen. Daher ist es gerade jetzt wichtig, die Perspektive der Betroffenen hervorzuheben und sie gegen eine bloße Symbolpolitik zu stellen. Umso fassungsloser macht es uns daher, dass dem klaren Wunsch der hinterbliebenen Familie nach einer Straßenumbennnung immer noch nicht entsprochen wurde. Wir fordern, dass die Straße, in der deutsche Neonazis Mehmet Turgut ermordeten seinen Namen trägt! In diesem Sinne rufen wir euch dazu auf, sich diesen Forderungen anzuschließen und sie am 24. Februar 2024 mit uns auf die Straßen zu tragen. Die Demonstration startet um 15 Uhr am Doberaner Platz. Darüber hinaus wird es, wie in jedem Jahr, am 25. Februar eine Gedenkveranstaltung in Toitenwinkel geben. Terminübersicht: - 23.02.2024; 18 Uhr Podiumsdiskussion im PWH- 24.02.2024; 15 Uhr Demonstration "Im Gedenken an Mehmet Turgut – Antifaschismus und Antirassismus organisieren" ab Doberaner Platz- 25.02.2024; 14 Uhr Gedenkveranstaltung bei der Gedenkstätte in Toitenwinkel