Frauenstreik in der Schweiz

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Heute am 14. Juni gab es in der Schweiz einen nationalen Frauen*streik. Daran beteiligten sich schweizweit hunderttausende Frauen* und solidarische Männer. Gegen Sexismus, für gleichen Lohn und gegen die ganze Scheisse. Im folgende eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse.

Der Streik startete um Mitternacht in Zürich und in der Westschweiz mit Lärmdemos und weitet sich in während des Tages aus. In vielen Städten und Dörfern kam es bereits in den frühen Morgenstunden zu Streikkaffees. Danach mobiliserte der Protest immer grössere Kreise und mündete in Grossdemonstrationen in den Abendstunden. Daran nahmen deutlich mehr Menschen als erwartet teil. In den Städten Zürich nach offiziellen Angaben über 70'000 Menschen, in Bern über 50'000, in Genf über 50'000, in Basel 50'000 und in St. Gallen mehrere Tausend Personen. Auch in kleineren Dörfern gab es Proteste und Demonstrationen. Damit ist der Frauen*streik bei Weitem die grösste Mobiliserung der letzten Jahren. In Zürich wurde am Morgen der zentrale Verkehrsknoten "Central" besetzt und die Stadt dadurch lahmgelegt. 2'000 Frauen* blockierten den Verkehr und forderten mehr Frauen*räume. Die Besetzung wurde am Mittag selbstbestimmt aufgelöst. In der Folge kam es zu mehreren wilden Demonstration und dezentralen Aktionen in der Stadt. Unter anderem wurde gegen den Ausverkauf des Gesundheitssystem protestiert und Solidarität mit den Frauen im Gefängnis gezeigt. Am Abend kam es zur grossen Abschlusskundgebung, an der mindestens 70'000 Personen teilnahmen. In Basel kam es in den frühen Mogenstunden zu mehreren Blockaden von Verkehrsknoten und des Novartis Campus. Es folgten mehrere dezentrale Demos, die den Verkehr massiv störten. An den Protesten beteiligten sich auch Student*innen, Schüler*innen der Gymnasien, Sans-Papiers und Bäuer*innen. Ab dem Mittag versammelten sich die Menschen auf dem Theaterplatz und besuchten Workshops und Vorträge. Zur abendlichen Abschlusskundgebung sammelten sich 50'000 Personen, die grösste Kundgebung der Nachkriegszeit.  In Bern fanden in der ganzen Stadt dezentrale Kundgebungen und Aktionen statt. Das Lorrainequartier wurde besetzt und ein anarchistisches Frauen*dorf Jinwar aufgebaut. Um 11:00 zur offiziellen Arbeitsniederlegung startete die Kinderwagendemo mit 5000 Teilnehmenden. Mit dem Migrant Solidarity Network demonstrierten Frauen* und nonbinäre Personen gegen die doppelte Diskrminierung von Sexismus und Rassismus. Von überall strömten am Nachmittag Demos Richtung Innenstadt wo sie mit 50'000 Menschen die gesamte Allstadt Lila färbten. Auf dem Bundesplatz gabs kämpferische Reden und lautstarke Stimmung. Mindestens 50'000 Menschen nehmen sich kämpferisch Genfs Strassen. Das Putzpersonal des Spitals trat in Streik. Gleichzeitig laufen verschiedene Demos und Aktionen. Die Cops werden mit Wasserbomben beworfen und Luxusgeschäfte mit Sirup getränkt. Auch in den westschweizer Städten Lausanne und Freiburg kam es zu grossen Streikversammlungen. In Lausanne schlossen sich 30'000 Personen der Abschlusskundgebung an und marschierten wild durch die Stadt. Frauen* kämpften in der Schweiz lange Zeit um politische Anerkennung. Erst 1971 erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Und erst 1991 wurde im Kanton Appenzell Innerrhoden das Frauenstimmrecht eingeführt. In den Kantonalen und Nationalen Parlamenten sind Frauen mit knapp 30% weiterhin massiv untervertreten. Doch nicht nur politisch auch wirtschaftlich wurden und werden Frauen* in der Schweiz diskriminiert. Die ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit führte am 14. Juni 1991 zum ersten Frauenstreik. Uhrenarbeiter*innen aus dem Jura demonstrierten gegen ihre Ungleichbehandlung. Heute 30 Jahre später ist leider nur wenig anders. Weiterhin verdienen in der Schweiz Frauen* 20% weniger als ihre männlichen Kollegen in derselben Position. Seit Monaten mobilisieren Frauen* für den Streik und schafften eine breite Diskussion über sexualisierte Gewalt, ungleicher Lohn und Seximus. Ein grosses Thema war heute die unbezahlte Carearbeit, die mehrheitlich von Frauen* erbracht wird und weder Lohn noch genügende Anerkennung erhält. Die Arbeit im Haushalt, Pflege, Kinderbetreuung wird noch immer als Aufgabe von Frauen* angesehen und bleibt an ihnen hängen. Sexualisierte Gewalt ist auch in der Schweiz  weiterhin an der Tagesordnung. Ziemlich alle Frauen* erleben immer wieder sexualisierte Gewalt, rücksichslose Anmache im Ausgang, Angst haben auf dem Nachhauseweg oder antifeministische Drohungen. Alle zwei Wochen wird eine Frau bei einem Beziehungsdelikt getötet was oft als Familien- oder Beziehungsdrama verharmlost wird. Von 100 Vergewaltigungen werden gerade mal zehn zur Anzeige gebracht.Zu einer Verurteilung kommt es nur in zwei Fällen.  Sehr wichtig für den heutigen Tag und die folgenden Kämpfe ist auch die grosse Beteiligung von Trans- und nonbinären Menschen, die sich heute ihren Raum genommen haben. Fight the Cistem! Queer the resistence! Der heutige Tag hat gezeigt, dass endlich mit diesen Zuständen gebrochen werden muss. Antiseximus kann nicht einfach delegiert werden, sondern muss in unserem Alltag gelebt und erkämpft werden. Heute haben wir eine kollektive Kraft gespürt, die wir in unsere Kämpfe zurücktragen. Der Streik ist erst der Anfang, wir kommen wieder.

Liveticker auf barrikade.info: https://barrikade.info/article/2308
Liveticker auf renverse.co: https://renverse.co/Suivi-de-la-greve-feministe-en-images-2107

Dieser Text ist eine loose Zusammenfassung der heutigen Ereignisse. Vieles ist nicht gesagt und wird zu einem späteren Zeitpunkt analysiert. Jetzt feiern wir erst mal

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