GEGENDEMO gegen queerfeindlichen rechtsextremen Aufmarsch

Event Datum: 
Sonntag, September 17, 2023 - 14:00
Stadt/Region: 
Gegen die queerfeindliche, antifeministische, rassistische Demo von "Ehrenfrauen" und Querdenker*innen am 17.09.

Am 17.09. soll in Aschaffenburg eine sogenannte „Familien-Schutz-Demo“ stattfinden.

Diese Demo wird vor allem aus dem Kreis der „Ehrenfrauen“ organisiert - einer Gruppe Frauen aus dem A`burger Querdenken-Milieu.

Laut Kundgebungs-Aufruf soll Schluss sein mit dem angeblichen „Gender Gaga“, mit der vermeintlichen Frühsexualisierung von Kindern. Familien und Rentner – die Ehrenfrauen gendern natürlich nicht – sollen gerechte Löhne bzw. Sozialleistungen erhalten und der deutsche Wohlstand soll nicht verschenkt werden. Wir seien ja nicht das Sozialamt der ganzen Welt.

Die letztgenannte Forderung deutet schon darauf hin, woher hier der Wind weht - und wer sich durch die Telegram-Gruppe dieser selbsternannten Ehrenfrauen quält, wird schnell erkennen: Diese Demo knüpft inhaltlich an einen seit mehreren Jahren rechten Kulturkampf an, den Neonazis, Rechtsextreme, sogenannte Lebensschützer*innen und erzreaktionäre religiöse Verbände gegen die Rechte von queeren Menschen, von Frauen und insgesamt all diejenigen führen, die nicht in ihr Bild einer Volksgemeinschaft passen. Die im „Ehrenfrauen-Kanal“ verlinkten oder geteilten Inhalte von AfD bis zum rechtsextremen Auf1-Kanal sprechen hier eine deutliche Sprache.

Zudem werden in diesem Milieu als Kindesmissbrauch alle diejenigen pädagogischen Versuche denunziert, welche Kindern Toleranz gegenüber verschiedenen Lebensmodellen vermitteln wollen oder die sich bemühen, Kinder adäquat auf eine Welt vorzubereiten, in der sehr viel mehr sexualisierte Darstellungen zugänglich sind als in der prä-Internet-Zeit.

Allein die Existenz von queeren und insbesondere Trans-Menschen wird als permanente Bedrohung für alle Kinder halluziniert. Für das Kinder- Wohl sei allein die klassische Vater-Mutter-Kinder-Familie gut.

Aber hier sind im Endeffekt nur deutsche Familien gemeint. Deutsche Familien mit richtigen deutschen Namen mit arischem Blut im Herrenmenschen-Sinn der Nationalsozialist*innen. So wird auf dem Kanal der Gruppe permanent gegen Menschen, die als migrantisch definiert sind, gehetzt: Diese werden dort u.a. als gewalttätige Monster dargestellt – migrantische Männer werden als natürliche Bedrohung für alle deutschen Frauen dämonisiert.

Demgegenüber stehe der „westlich geprägte Mann“, der den Spagat schaffe zwischen Beschützer, Ernährer und treusorgendem Vater, und der deshalb für Frauen aus dem Ostblock, Asien, Lateinamerika oder Afrika die Eintrittskarte ins Glück sei – so eine der Ehrenfrauen-Initiator*innen auf ihrem Instagram-Blog.

Diese Sicht ist nicht nur zutiefst rassistisch, sie offenbart auch einen extremen Anti-Feminismus, wenn die Rolle des Beschützers und Ernährers klar einem patriarchalen Familiengefüge mit dem Mann als Oberhaupt zugeordnet wird.

Die Ehrenfrauen propagieren ein Familien-Modell, das insbesondere für viele Frauen hierzulande ein Leben lang der blanke Horror ist: So wird in Deutschland aktuellen Studien zufolge jede vierte Frau mindestens einmal im Leben das Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner. Jeden 3. Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch die Gewalt eines Mannes. Diese Femizide werden in der großen Mehrzahl nicht durch fremde Männer verübt, sondern durch Männer, die den Frauen nahestehen oder -standen.

Das vor kurzem vorgestellte aktuelle Lagebild zur häuslichen Gewalt macht ebenso deutlich, dass die innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder zunimmt. Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die sich 2016 in Nachfeld einer Bundestagsinitiative konstituierte, stellt auch hier eindeutig klar:

Zitat: „Sexueller Kindesmissbrauch findet am häufigsten in der Familie statt. Betroffene, die sich der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs anvertrauen, berichten von sexueller Gewalt durch Väter, Mütter, Großväter, Stiefeltern, Geschwister oder andere Verwandte sowie durch Pflegeeltern.“ Zitatende

Die oft tödliche Gefahr geht also häufig von den traditionellen, patriarchalen Familienstrukturen aus, für welche sich diese sogenannten Ehrenfrauen heute stark machen.

Auch die Gewalt gegen queere oder trans Menschen nimmt in den letzten Jahren immer weiter zu. Den Anstieg dieser Gewalt haben auch all diejenigen zu verantworten, die öffentlich gegen diese Gruppen hetzen.

Die sog. Ehrenfrauen verbraten unter dem Vorwand des Kindeswohls in ihrer Telegram-Gruppe die antisemitische QAnon- Verschwörungserzählung von Kinderblut-trinkenden Eliten, stellen Migrant*innen als Kriminelle und queere Menschen als psychisch kranke Pädophile dar.

Durch diese Dämonisierungen sind die Ehrenfrauen nicht nur Teil eines rechtsextremen Kulturkampfes, sie tragen darüber hinaus zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem Gewalt gegen Minderheiten immer mehr gedeihen kann. Dass die Ehrenfrauen dabei ihren Kanal unter das Profilbild von Coco Chanel stellen, passt da wie die Faust durchs Hakenkreuz: So arbeitete doch Coco Chanel im besetzten Frankreich der 1940er Jahre als Agentin für die Nationalsozialist*innen und unterstützte auch nach der Befreiung vom Nationalsozialismus noch Gestapo- und SS-Offiziere.

 

Stellen wir uns diesem rechten Kulturkampf entgegen:

Keinen Fußbreit der queer- und transfeindlichen, antifeministischen, rassistischen und antisemitischen Hetze der Ehrenfrauen!

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