MURDERED BY MARXISTS: Dimitri Popov
Bis zur Aktionswoche gegen Linke Einheit ab dem 25.09.2023 veröffentlicht Breaking the Spell täglich eine Kurzlebensgeschichte eines*einer vom Marxismus ermordeten Anarchist*in - heute: Dimitri Popov
Intro
Es gab eine Welt vor dem Marxismus: Von 1872 bis ca. 1919 waren der Marxismus und seine Vorläufer*innen eine Randnotiz der Geschichte. Der Hauptteil der Sozialist*innen waren entweder anarchistisch oder anti-autoritär – sie lehnten den Staat ab und wollten eine dezentrale, von unten organisierte Gesellschaft. Wie kommt es dann, dass heute die Linke so sehr auf den Staat als Mittel fokussiert ist? Ein wichtige Rolle spielte der marxistische Terror gegen die anarchistische Bewegung. Tausende von Anarchist*innen wurden durch Marxist*innen ermordet, inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt. Hier ist eine kurze Lebensgeschichte eines*einer dieser Anarchist*innen. (Anmerkung zur Sprache: Es wird das überlieferte Geschlecht benutzt, es gab mit Sicherheit auch trans*, inter*, nicht-binäre und agender Anarchist*innen damals. Die Lage von Orten wird oft in der Kurzform „in Nationalstaat“/„(Nationalstaat)“ erklärt, in allen Fällen wird deren Gebietsanspruch abgelehnt.
Dimitri Popov
Dimitri Popov wurde 1892 in eine Bäuer*innenfamilien im Dorf Kononova in der Provinz Moskau geboren. Mit vierzehn arbeite er in den Moskauer Fabriken. 1917 schloss er sich der Partei der Linken Sozialrevolutionär*innen (linke SRs) an und nahm als Mitglied deren zentralen Ausführungskomitees am Aufstand in Petrograd (heute: Saint Petersburg) teil.
Er wurde Kommandeur der Roten Garde in Karelien und gründetet die rot-sowjetische, finnische Einheit, welche nach Moskau beordert wurde. Diese wurde am 8. April als deren Kampfeinheit Teil der Tscheka (bolschewikische Geheimpolizei). Dann führte er den Aufstand Linker SRs gegen die Bolschewiki vom 6.-7. Juli 1918 in Moskau an und verhaftet u.a. den Chef der Tscheka und andere bolschewikische Anführer*innen.
Nach der Niederschlagung des Aufstands versteckte er sich. Das Zentralkomitee der Bolschewiki erklärte ihm zu Kriminellen und verurteilt ihn in Abwesenheit zum Tod. Er floh nach Kharkov/Kharkiv und organisierte in der Ukraine einen weiteren Aufstand der linken SRs. Danach kämpfte er unter dem Pseudonym Kormilitsyn in der Roten Armee, während der Schlacht um Bakhmut erkannten die Bolschewiki ihn jedoch und er floh.
Im Herbst 1919 organisierte er eine bewaffnete Gruppe um die Weißen (Zarist*innen und andere Reaktionär*innen) zu bekämpfen, diese schloss sich der anarchistischen Revolutionären Aufständischen Armee der Ukraine (RAAU) an. Er begann anarchistische Literatur zu lesen und erklärte sich selbst zum Anarchisten. Er kämpfte sowohl militärisch, als auch durch kulturelle und politische Aufklärungsarbeit.
Er soll in seiner Wohnung in Kharkov/Kharkiv regelmäßig Trinkgelage organisiert haben, weshalb Nestor Makhno, bekanntester Anführer der RAAU, ihm einen Brief zu Erinnerung an „seine große Verantwortung“ schrieb. Er war Teil der Delegation der anarchistischen Föderation der Ukraine (Nabat), freien Territorien und RAAU, welche im November 1920 mit den Bolschewiki einen Bündnis (gegen die Weißen) aushandeln sollte. Die Delegation wurden am 26.11.1920 während der Verhandlungen verhaftet und Dimitri wurde im Mai 1921 hingerichtet.
Weiterführendes:
Popov, Dimitri Ivanovich, 1892-1921 – Nick Heath: https://libcom.org/article/popov-dimitri-ivanovich-1892-1921
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Dmitry_Ivanovich_Popov
Outro
Es wird eine Welt nach dem Marxismus geben: Er und der andere Ableger der staatlichen Linken der Liberalismus bestimmen heute die Linke Szene, dadurch kontrollieren sie die anarchistische Bewegung. Uns daran zu erinnern, dass den Staat abzulehnen nicht utopisch, sondern normal ist, bedeutet uns zu befreien - weiter bewegen zu können. Das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstseins als Anarchist*innen. Praktisch führt die Linke Liebe zum Staat beispielsweise dazu, dass beim Widerstand gegen die von Kapitalismus, Staat und Kolonialismus verursachte Klimakatastrophe der Staat statt als Gegner „als Mittel zu ihrer Lösung" gesehen wird. Brechen wir mit der Linken und der Linken Szene! Keinen Frieden mit Marxismus und Liberalismus! Weitere Texte und Links über das Leben dieses*dieser und anderer Anarchist*innen, die vom Marxismus ermordet wurden gibt's unter: breakingthespell.blackblogs.org/murdered-by-marxists