„Nieder mit den Mörder*innen der Freiheit!“ - Aufruf zu einer anarchistischen Aktionswoche gegen Linke Einheit
Dies ist ein Aufruf für eine anarchistische Aktionswoche gegen linke Einheit vom 25.09 – 01.10.2023. Am 25. September 1919 sprengten Anarchist*innen das Hauptquartier der Bolschewiki in Moskau in die Luft. Das war eine Reaktion auf deren massiven Terror gegen die anarchistische Bewegung und andere Sozialrevolutionär*innen.
Die Geschichte der Russischen Revolution ist ein Lehrstück was die staatliche Machtübernahme oder ihr Versuch aus vermeintlich „sozialistischen Bewegungen“ macht. Was in Russland ab 1917 passierte ist kein Einzelfall: Weltweit ermordeten, inhaftierten, folterten und vergewaltigten marxistische Strömungen unzählige Anarchist*innen, manchmal als allein-herrschende Diktatur, manchmal im Bündnis mit Faschist*innen, Liberalen und Konservativen. Anschließend wurde versucht Anarchist*innen zu einer Randnotiz der Geschichte zu machen oder uns gänzlich aus den Geschichtsbüchern zu löschen. Das gelang nicht vollständig, aber es war in Teilen sehr erfolgreich. Insbesondere an Orten, wo der Anarchismus nie sehr stark war – dazu zählt das von Deutschland beanspruchte Gebiet.
Die anti-anarchistischen Auslöschungskampagnen des Marxismus fanden in der Regel statt nachdem Anarchist*innen als Fußvolk in dem eigenen Kampf um die Macht missbraucht wurden. Ein zentraler Begründung unter der Anarchist*innen in die Zusammenarbeit mit Marxist*innen gelockt wurden war, dass alle „Sozialist*innen“ sein und daher zusammenarbeiten sollten. Anstatt dem Wort sozialistisch wird heute meist der Begriff „links“ verwandt und die Forderung/Ideologie der Kooperation, oder besser des Gehorsames von Anarchistischen gegenüber staatlichen Linken nennt sich „Linke Einheit“.
Was ist „Linke Einheit“?
Linke Einheit ist ein Konzept, das die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Linken und Anarchist*innen/Anti-Autoritären propagiert1. Oft wir dies damit begründet, dass sämtliche Linke (eigentlich ist der Sammelbegriff "links" auch quatsch) doch das Selbe wollen würden: Eine „gerechte“, gleiche und solidarische Gesellschaft für Alle. Das ist alleine schon inhaltlich falsch, weil wer als „Endziel“ nicht Kommunismus oder Anarchie, sondern z.B. eine kapitalistische „soziale“ Marktwirtschaft hat oder einen staatlichen Sozialismus anstrebt, nicht das Ziel verfolgt alle Hierarchien und Herrschaftsverhältnisse zu beseitigen, sondern nur eine „bessere“ Herrschaft zu errichten. Aber auch diejenigen, welche als ihr Endziel „Kommunismus“ nennen und meinen sie sein Kommunist*innen, jedoch die staatliche Macht übernehmen wollen, vertreten eine völlig andere, gegensätzliche Position zu Anarchist*innen. Die Basis des Anarchismus ist, dass der Staat keine Mittel zu (Selbst)-Befreiung sein kann. Aufgrund dieser Analyse sind Marxismus und Anarchismus auseinandergegangen. Und die Geschichte hat sie immer wieder bestätigt.
In dem der unüberbrückbare Unterschied zwischen Anarchismus und Staatslinken also unwichtig oder gänzlich unbedeutsam erklärt wird, wird der Kern anarchistischer Theorie und Praxis als nicht bedeutungsvoll erklärt. Damit soll der Anarchismus als lebendige Bewegung klein gehalten und im Endeffekt ausgelöscht werden. Linke Einheit hat also eine Kontrollfunktion, sie soll die Dominanz von Marxist*innen und Liberalen gegenüber Anarchist*innen/Anti-Autoritären verteidigen und unsere Ressourcen für liberale und marxistische Gruppen einspannen.
Manche Verteidiger*innen Linker Einheit würden jetzt eine letzten Versuch unternehmen sie zu rechtfertigen. Sie würden Linke damit Einheit begründen, dass diese notwendig sei, weil die „Rechten“ so stark sein und „wir“ „gemeinsam gegen diese kämpfen“ müssten. Vorab: Vor allem Abwehrkämpfe führen zu wollen und so den demokratischen Status Quo2 zu verteidigen war immer schon eine menschenfeindliche z.B. rassistische (#Kolonialismus) Position, ist angesichts der so oder so zusammenbrechenden Weltordnung (#Klimakatastrophe) einfach nur noch absurd.
Aber lassen wir uns auf das Argument ein, nehmen wir an unser Ziel ist eine faschistische Diktatur zu verhindern: Klar das wollen sowohl Staatslinke, als auch Anarchist*innen, jedoch ist die Analyse wie Faschismus funktioniert eine Andere und somit auch die Strategie des Kampfes dagegen: Für Liberale und Marxist*innen ist der Faschismus eine Irrweg innerhalb der staatlichen Gesellschaft, für Anarchist*innen ist Faschismus ein Ausdruck der staatlichen Gesellschaft (und auch des Kolonialismus/Rassismus) und einer ihrer potentiellen Folgen. Konkret führt dies zu unterschiedlichen unvereinbaren Vorgehen im langfristigen und mittelfristigen Kampf gegen Faschist*innen und andere Rechte: Liberale und Marxist*innen versuchen in ihren antifaschistischen Kämpfen entweder den liberal-demokratischen Staat/Rechtsstaat zu erhalten/schützen oder die Basis für eine eigene staatliche antifaschistische Diktatur zu schaffen.
Anarchist*innen hingehen verstehen, dass Faschist*innen nur eine staatliche Diktatur schaffen können, wenn der Staat existiert und je weniger Macht der Staat hat, desto weniger Macht Faschist*innen haben, wenn sie an die Macht gelangen. Außerdem sehen wir nicht den Faschismus als „das Grundübel der Welt“, sondern bekämpfen genauso andere staatliche Herrschaftssysteme wie Monarchie, (staatliche) Demokratie, Theokratie, alle möglichen Formen der Diktatur und den Kapitalismus. Von (teilweise) nicht-staatlichen Herrschaftsformen wie Kolonialismus und Patriarchat ganz zu schweigen. Praktisch heißt antifaschistischer Kampf für Anarchist*innen also den Staat zu schwächen und los zu werden, für Liberale und Marxist*innen ihn zu schützen/stärken/übernehmen - also das Gegenteil. Aber was ist mit Zusammenarbeit bei konkreten Anlässen z.B. um einen Naziaufmarsch zu verhindern? Auch hier macht Linke Einheit keinen Sinn, in einen Blockade gegen Nazis gibt es einen*e konkrete* Feind*in und alle, die nicht auf dessen*deren Seite stehen können zeitweilige Verbündete sein, weil es dann egal ist ob sie links, konservativ oder sonst was sind. Das sieht allerdings anders aus, wenn sie z.B. dort Werbung für ihre Weltsicht oder Organisationen machen, aber auch dann müssen Linke genauso wie Konservative konfrontiert werden.
Am Beispiel von Naziaufmärschen zeigt sich aber auch wie beschränkt die Perspektive von Zusammenarbeit mit der staatlichen Linken ist, alleine aufgrund ihrer fehlenden Sicherheitskultur (der Staat, ist insbesondere für die Liberalen ja kein Feind vor dem mensch sich schützen muss), sind die eigene taktischen Möglichkeiten oft sehr eingeschränkt – das führt zu Einfalt statt Vielfalt der Taktiken.
Ein Aufruf gegen linke Einheit zu handeln.
Für eine lebendige anarchistische Bewegung und Kultur braucht es deren Selbstbestimmung. Linke Einheit ist eines der zentralen Werkzeuge von Marxist*innen und Liberalen diese zu verhindern. Linke Einheit sowohl theoretisch, als auch in der Umsetzung muss daher angriffen werden und der staatlichen Linken die Kontrolle über den Anarchismus entzogen werden. Ein Ansatzpunkt ist das Tabu des Sprechens innerhalb der deutschen Linken (Szene) über die Gräueltaten des Marxismus und Liberalismus gegenüber Anarchist*innen (und unzähligen weiteren Menschen) zu brechen. Diese Tabu dient der Absicherung der eigenen Macht. Durch das Tabu wird die anarchistische Geschichte ausgelöscht, unsichtbar gemacht und noch wichtiger: Es ist grundlegend um den Schein aufrechtzuerhalten es sei strategisch und ethisch vertretbar den Staat als Mittel zu nutzten und dessen Herrschaft übernehmen zu wollen. Es ist Zeit dagegen gemeinschaftlich vorzugehen. Andere anti-autoritäre sind selbstverständlich unsere Gefährt*innen, staatliche Linke sind es nicht, sie sind unsere Feind*innen. Ein Aktionsform kann sein z.B. in/an Linke Ort und Räume zu gehen und dort Material und Informationen zu dieser Perspektive zu verbreiten - durch Flyer, Plakate, Broschüren aber auch Veranstaltungen. Genauso wichtig ist den Zweck des Konzeptes der Linken Einheit offen anzusprechen, auch in anarchistischen Communities hat sie einen massiven Einfluss, gerade dort kann es sinnvoll sein offen vorzugehen, um einen Kultur der Transparenz und klarer geführter Konflikte zu stärken oder schaffen. In anarchistischen Räumen wird Linke Einheit entweder aufgrund von Angst, Naivität oder Unterwerfung von Gefährt*innen verbreitet oder bewusst von Menschen, die Anarchismus nur als Hobby schauspielern um sich cool – „revolutionär zu fühlen“ bzw. gezielt so tun als ob sie Anarchist*in sind, um Macht an sich zu ziehen. Im Englischen nennt mensch Letztere „Grifters“. Mit Gefährt*innen, die mit guten Absichten an Linke Einheit glauben sollte respektvoll, aber inhatlich bestimmt umgegangen werden. Die bei anderen Gruppen, welche auch als Agent*innen Linker Einheit dienen, sollte entschlossen aus unseren Räumen/Gemeinschaften raus gehalten werden. Das kann ein sehr guter Ansatzpunkt gegen Linke Einheit sein. Weitere Ziel von (direkten) Aktionen gegen Linke Einheit können (außerdem) Gruppen/Organisationen sein, welche wichtige Funktionen im örtlichen Machtgefüge der Linken Szene haben, besonders viele Übergriffe gegen Anarchist*innen verüben oder symbolisch für die Unterdrückung des Anarchismus stehen.
Wichtig ist, dass wir einen möglichst großen Graben zwischen uns der staatlichen Linken schaffen und in Räumen, wo die Chance besteht, diese ihrer Kontrolle zu entziehen ihre Machtbasis schwächen.
Dabei sollte es auch darum gehen Menschen dazu zu bringen, nicht mehr passiv Linke Einheit mitzutragen und das Konzept stattdessen aktiv anzugreifen und ggf. mit der Vorstellung Anarchismus sei links ganz zu brechen.
Welche Mittel dabei angemessen und sinnvoll sind ist eine Frage, die sich nur aus der eigenen lokalen Situation heraus beantworten lässt. Es wäre aber gut nicht das Verhalten der Linken Szene fortzusetzen und weder komplett lieb zu sein noch sinnlos pseudo-militant rumzumackern.
Auch wenn eine sinnlose Eskalation, nicht erstrebenswert ist, sollten wir uns gleichzeitig daran erinnern zu welcher massiven Gewalt staatliche Linke bereit sind, wenn ihr Machtbasis gefährdet wird. Die Nachkommen der Bolschewiki (Lennist*innen, Trotzkist*innen, Stalinst*innen und Maoist*innen) haben auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet, was die BRD beansprucht, immer wieder Anarchist*innen und andere Anti-Autoritäre angriffen ohne das Anarchist*innen vorher (inhaltlich) gegen sie in die Offensive gegangen sind: Gewaltsame Reaktionen von ihnen und ihren zahlreichen marxistischen Freund*innen in der Linken (Szene) sind also gut möglich. Genauso möglich ist, gerade aus der liberalen Linken, ein Nutzen der staatlichen Repressionsorgane gegen uns. Ein weitere Strategie meist innerhalb der Linken Szene ist es Falschinformationen über einzelne Anarchist*innen und Gruppen zu streuen und deren persönliche Fehler aufzubauschen, also Rufmord zu betreiben. Das ist tatsächlich sogar eine der häufigsten Methoden um gegenüber der Linke Szene bzw. staatlichen Linken ungehorsame Gefährt*innen vorzugehen.
Es kann also eine gute Entscheidung sein, Handlungsweisen zu wählen, welche die eigene Identität schützen. Diese Strategie hat auch den Vorteil, dass sich ggf. der linke Racheversuch gegen sich selbst richtet. Stellen wir uns vor z.B. in einem linken Szene Raum taucht ein Plakat auf das gegen Linke Einheit Stimmung macht. Diejenigen in der Szene, welche versuchen die Anarchist*innen zu kontrollieren, werden sich fragen: „Wer hat das Plakat aufgehängt?“ Und wenn sie es nicht sofort erahnen können, Versuche des Herausfindens unternehmen. Dafür müssen sie mit Anderen sprechen und dabei wird sowohl der Inhalt (wenn auch wahrscheinlich verzehrt) verbreitet, also auch ein Klima des Misstrauens erzeugt. Es ist immer gut unsere Gegner*innen zu verunsichern und Misstrauen unter ihnen zu schaffen, dass schwächt ihren Zusammenhalt. In manchen Situationen kann ein offenes Auftreten und Selbstbewusstes Raumnehmen aber auch wichtig sein. Seid auf jeden Fall solidarisch mit Gefährt*innen, die Repression durch Linke direkt oder den Staat erfahren. Wem das passiert der*die kann gerne Breaking the Spell (breaking-the-spell@riseup.net) anschreiben und wir schauen gemeinsam wie Unterstützung und Widerstand dagegen aussehen kann.
Zur Unterstützung der Aktionswochen wird Breaking the Spell in den kommenden Wochen Plakate veröffentlichen. Eine angepasste Englische Version des Aufrufs erscheint außerdem in Laufe des Julis. Und im Juli und August werden voraussichtlich auch die ersten zwei Texte aus der Reihe „Was ist die Linke Szene?“ erscheinen. Einer zu den Ursprüngen der Szene und einen zur Struktur der Szene. Ein bisschen was dazu warum die Linke Szene scheiße ist und untergehen sollte findet sich in 35 Schrecklichkeiten der Linken Szene und dem Anfangstext des Projektes.
Nun sollen die Gefährt*innen, welche den Anschlag auf die Bolschewiki 1919 organisiert haben, zur Wort kommen. Das Communique wurde aus dem Englischen übersetzt und die russische Original Version findet sich im Anarkhistic: Dokumenty i materialy [Anarchist*innen: Dokumente und Material], Rossiyskaya politischeskaya entsiklopediya (Moskau), vol 2 (1917-1935), 1999, doc n°444, pp 277-279.
Die Übersetzung ist außer an Stellen, wo klar gegenderte Sprache im Englischen benutzt wird (z.B. „Brothers“ – „Brüder“), geschlechtsneutral gewählt. An einigen Stellen gibt es inhaltlich (aus heutiger Sicht) problematische Formulierungen, die Verbreitung des Textes soll diese selbstverständlich nicht als akzeptabel darstellen und einige Inhalte sind (aus aktueller Sicht) auch schwierig. Daher die Bitte wie bei anderen, vor allen alten, Texten drüber nachzudenken und reflektieren:
Communique des 25.09.1919
„Mitbürger*innen und Brüder!
Am Abend des September 1919 wurde auf der Versammlung des Komitees der Moskauer Bolschewiki die Frage der Kampfmittel, die gegen das aufständische Volk eingesetzt werden sollten, genauestens geprüft. Die bolschewistischen Boss*innen sprachen sich einstimmig für die extremsten Maßnahmen gegen Arbeiter*innen, Bäuer*innen und aufständische rote Soldat*innen, Anarchist*innen und linke sozialistische Revolutionär*innen aus. Sie planten sogar, in Moskau den Ausnahmezustand zu verhängen und Massenhinrichtungen durchzuführen. Die Pläne der Bolschewiki sind gescheitert.
Genau zum Zeitpunkt der Abstimmung und der Verabschiedung dieser Maßnahmen gegen das Volk sprengten die revolutionären aufständischen Partisan*innen das Gebäude des Moskauer Komitees der kommunistisch-bolschewistischen Partei in die Luft. Die Trümmer dieses Gebäudes sind eine würdige Unterkunft für die Vertret*innen der blutigen reaktionären Partei der Bolschewiki und Kommissar*innen.
Das ist die Rache der revolutionären aufständischen Partisan*innen gegen die "Tschekist*innen" und "Kommissar*innen", für die Tausenden von Bäuer*innen, Arbeiter*innen und Angehörigen der Arbeiter*innenintelligenz, die hingerichtet wurden, für die Hinrichtungen und Verhaftungen von Anarchist*innen, für die Auflösung ihrer Gruppen und Föderationen in allen Städten und Dörfern und für die Schließung aller ihrer Zeitungen und Zeitschriften.
Die Revolution wird erneut verraten, von der Rechten wie von der Linken. Der Diktator Trotzki hat die Ukraine an Denikin verkauft, und das ist kein Geheimnis, morgen werden ihm die Bolschewiki auch Größer Russland anbieten. Unser Weg wird durch die Reaktion der Roten und der Weißen versperrt, jeder unserer Schritte wird überwacht, überall wimmelt es von Spion*innen, und der*die Einzelne wird noch mehr unterdrückt als in der Zarenzeit. Überall Folter, Verhaftungen, Razzien und Hinrichtungen für den kleinsten Protest gegen die Einschüchterung durch die Kommissar*innen, und so setzen sich die Tschekist*innen durch. Die Versuche der Arbeiter*innen, die Produktionsmittel selbst in die Hand zu nehmen, wurden niedergeschlagen, indem man sie unter die Kontrolle des Staates stellte. Die Industrie und das Transportwesen brechen auseinander, die Felder wurden nicht bestellt.
Es ist notwendig, diesem barbarischen Regime ein Ende zu setzen. In den letzten Jahren haben bereits eine Reihe von Aufständen die Entschlossenheit der Bäuern*innenmassen bewiesen, die Macht der Kommissar*innen zu vernichten, aber weder die Arbeiter*innen noch die Rote Armee haben sie unterstützt. Die Bäuer*innen der Ukraine, Sibiriens und Größer Russlands erheben sich nun erneut gegen die Gewalt der Weißen und Roten Macht. Der Anarchist Makhno hat mit einer Abteilung von Partisan*innen Jekaterinoslaw, Alexandrowsk, Synelnykove, Debaltsevo und Melitopol zurückgewonnen. Die Aufständischen aus Sibirien haben Tomsk und eine Reihe anderer Städte und Dörfer zurückerobert. Anderswo in Größer Russland wachsen die Reihen der Aufständischen dank der Ankunft von Personen aus der Grünen Armee [Menschen, die sich in die Wälder geflüchtet hatten, um der Einberufung oder der Repression zu entgehen] und der Roten Armee, die in Koordination mit revolutionären Aufständischen aus Sibirien, dem Nordkaukasus, Taurien und der Ukraine agieren!
Unsere Aufgabe ist es, das Regime der Kommissarokratie und der Tschekas vom Angesicht der Erde zu tilgen und danach eine freie pan-russische Föderation der Gewerkschaften von Arbeiter*innen und der unterdrückten Massen zu errichten. Jetzt müssen wir selbst ein freies System in diesem Land errichten, ohne zu warten, bis die Errungenschaften der Oktoberrevolution völlig verloren sind.
Die dritte soziale Revolution ist nahe!
Arbeiter*innen! Verlasst die Reihen der blutigen Roten Armee und folgt dem Beispiel der Bäuer*innen, die sie aufgegeben haben. Schließt euch den Reihen der Partisan*innen an.
Bäuer*innen! Mobilisiert die Reihen eurer Partisan*innengruppen, indem ihr eure Anstrengungen verdoppelt.
Mitglieder der Roten Armee! Seid bereit und verweigert auf das Signal des Pan-Russischen Aufständischen Komitees der Revolutionären Partisan*innen hin die Ausführung der Befehle eurer Kommissar*innen.
Angehörige der grünen Armee! Verlasst die neutralen Gebiete, schließt euch den Reihen der Partisan*innen für den Kampf gegen die Rote und Weiße Reaktion an.
Sowjetische Arbeiter*innen! Seid bereit, auf das Signal des Pan-Russischen Aufstandskomitees der Revolutionären Partisan*innen die Arbeit niederzulegen.
Am 17. Juni dieses Jahres richtete das revolutionäre Militärtribunal in Charkow die folgenden sieben Aufständischen hin: Michalew-Pawlenko, Burbyga, Olezhnik, Korrobka, Kostin und Poluni, dann Dobroljubow und Oserow. Am 25. September rächten sich die revolutionären Aufständischen für ihren Tod, indem sie das Moskauer Bolschewistische Komitee in die Luft sprengten.
Tod für Tod! Die erste Tat ist vollbracht, und Hunderte von weiteren werden folgen, wenn die Mörder*innen der Revolution sich nicht rechtzeitig zerstreuen.
Das Pan-Russische Aufständische Komitee der Revolutionären Partisan*innen verlangt von den sowjetischen Behörden die sofortige Freilassung aller Bäuer*innen, Arbeiter*innen, Anarchist*innen und anderer inhaftierter Revolutionär*innen. Im Falle der Weigerung heben wir jede Handlungsfähigkeit auf. Bomben und Dynamit gibt es genug. Der Geist Bakunins lebt noch in uns, und unsere Kämpfer*innen sind zu den Held*innentaten von Ravachol fähig!
Unsere Rache für das verwüstete und gemarterte Volk wird kein Ende kennen. Alle, schließt euch uns an!
Die gemästeten Kommissar*innen ziehen sich von allen Fronten zurück, nehmen alle wertvollen Güter mit hinter die Linien und überlassen die Bäuer*innen und Arbeiter*innen ihrem Schicksal.
Unsere Aufgabe ist es, die Verteidigung der Revolution zu organisieren.
Es lebe die revolutionäre Revolte!
Nieder mit den Mörder*innen der Revolution!
Lang lebe die dritte soziale Revolution!"
Fußnote
1 Propagieren: sich dafür einsetzen
2 Status Quo: Gegenwärtige Situaton
Ergänzungen
begründete Zweifel
Die anarchistische Bewegung in Deutschland ist nicht deswegen so maginalisiert und schwach aufgestellt, weil sie aktuell von Kommunist:innen oder anderen Sozialist:innen regelmäßig unterdrückt wird, sondern weil sie schlicht und einfach in weiten Teilen den Bezug zu ihren Wurzeln verloren hat. Statt Arbeiter:innen und Bäuer:innen verteidigt sie heute hauptsächlich ihren eigenen individualanarchistischen Lifestyle und kackt sich im Namen der Freiheit ins eigene Wohnzimmer. (Siehe unser Kongress in St. Imier)
Den neuen "Hauptfeind" in den Reihen zu suchen, der gemeinsam mit einem in Lützerath gegen RWE und dessen uniformierte Schergen gekämpft hat, versucht Abschiebungen zu verhindern und sich den stärker werdenden Faschist:innen in den Weg stellt zeugt von einer Planlosigkeit auf die Veränderungen in der Welt zu reagieren. In so vielen deutschen Städten lähmte und lähmen bis heute genau solche Grabenkämpfe die Möglichkeiten progressive Positionen auf die Straße und in die Köpfe zu bekommen massiv. Damit muss endlich Schluss sein!