In offener Feindschaft /// John Olday /// Jean Weir --- Neue Publikationen bei rupture distro
Im folgenden wollen wir einige neue Bücher und Nachdrucke vorstellen, die bei rupture distro erhältlich sind:
Ankündigung ‘In Offener Feindschaft’
Dieser Text hat seit seiner Veröffentlichung viele Anarchist:innen und ihre Projekte, Vorschläge und Praktiken inspiriert – aber es ist kein Sinn für Nostalgie, der uns dazu veranlasst hat dieses Buch nachzudrucken. Viel eher realisieren wir, dass die zentralen Fragen und Kritiken des Buches relevanter sind als je zuvor: Wie identifizieren wir die Feind:innen der Freiheit, sowohl die in den Elfenbeintürmen, die auf der Straße als auch die innerhalb unserer Kämpfe?
„1998 von NN Editions veröffentlicht – ein Verlag, der nur sieben Monate zuvor von einigen Anarchist:innen gestartet wurde, die zuvor in der Wochenzeitung Canenero teilgenommen hatten – wurde dieses Büchlein inzwischen ins Spanische, Portugiesische, Englische, Französische, Niederländische und Deutsche übersetzt. Seitdem hat es viele Reflexionen angeregt, Vorschläge unterbreitet, Spannungen gestärkt, Zweifel genährt und auch Irritationen provoziert (besonders das Konzept des „Existierenden“, in seiner zerberstenden Totalität, hat sich für diejenigen, die sich danach sehnen, den Staat auf irgendeine Art und Weise zu verwalten, als eher unverdaulich erwiesen). Auf seinem kleinen Weg hat In offener Feindschaft zur Verbreitung autonomer, aufständischer anarchistischer Perspektiven beigetragen. Eine Perspektive, die nie auf „kleine reformistische Schritte“ reduziert werden kann und sich nicht von „einer Revolte ausschließlich für ein paar Vertraute zum Klang von Pyrotechnik und ärmlich zusammengeschusterten Parolen“ verführen lässt. Diese Seiten gingen aus der Verweigerung der falschen Wahl zwischen bürgerlichem Reformismus und avantgardistischen bewaffnetem Kampf hervor und beteuern stattdessen die unverzügliche Notwendigkeit und Möglichkeit einer von allen verwirklichten aufständischen Poesie. Was wiederum weder mit pathetischer politischer Propaganda noch mit prahlerischen selbst-referentiellen Bekenner:innenschreiben verwechselt werden sollte.
[…] Es ist wohl bekannt, wer der die Autor:innen dieses Textes sind: Niemand. Aus langen und kontinuierlichen Diskussionen, dem Schreiben, dem Umschreiben, Ergänzungen, Veränderungen, Vorschlägen und Verbesserungen geboren, sollte In offener Feindschaft allen gehören, die sich selbst darin wiedererkennen, so wie es immer sein sollte. So wie alles, was nicht die Arbeit eines einzelnen Individuums ist, gehört es generell allen.“
– Aus der Einleitung zu Ai ferri corti, ed. L’oro del tempo, 2015
Mit gezogenem Dolch: Ein Ausdruck, der auf eine Vielzahl historischer Anekdoten zurückgeführt werden kann und gemeinhin einen spezifischen Moment des gewaltvollen Konflikts bezeichnet – das Ungehobelte, in maximaler physischer Nähe und das Ziel in greifbarer Nähe. Für diejenigen, die sich konfrontiert mit dem elenden und tragischen Existierenden, das von der Autorität aufgezwungen wird, dazu entscheiden, nicht wegzuschauen oder dasselbe zu reproduzieren, scheint der Konflikt unausweichlich.
Während die Macht samt ihrer Versprechen, ihrem Fortschritt und ihren Erpressungen damit fortfährt, sogar diejenigen zu ängstigen und zu verführen, die über das Freisein von Autorität sprechen, sind wir immer wieder mit den gleichen Ernüchterungen konfrontiert. Wir sehen wieder und wieder und von näherem und näherem, wie Anarchist:innen Entscheidungen treffen, die auf der Logik der Bequemlichkeit, der Effizienz, der politischen Strategie und dem Scheinwerferlicht des Spektakels beruhen, anstatt koste es was es wolle eine anti-autoritäre Ethik zu verteidigen. Also ja, Konflikt auch mit den falschen Kritiker:innen, mit denen, die über Freiheit reden, aber wenn „notwendig“ ihre Ideen und Praktiken zuliebe bevorzugten Allianzen, breiter Akzeptanz und einer Chance auf einen „Sieg“ mittels allen erforderlichen Mitteln über Bord werfen.
Was folgende Seiten deklarieren, ist der permanente Konflikt: anti-autoritäre Ethik sind unter permanentem Angriff, von allen Seiten, und wenn diejenigen, die sie in ihrem Herzen tragen, sie nicht verteidigen, auch wenn es anstrengend, ungemütlich und beschwerlich ist, wird ihre Existenz in Raum und Zeit und Erinnerung dorthin aufgegeben, wo die Autorität sie haben will…
Es ist mit der selben Leidenschaft und Dringlichkeit, die uns ergriff, als wir das erste mal diese Seiten gelesen haben, dass wir nun eine Neuauflage in Deutsch und Englisch ankündigen.
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72 Jahre Rebellenleben – John Olday
Teil 1: Autobiographie von 1905 bis Anfang der Vierzigerjahre
In dieser Autobiographie beschreibt John Olday (1905-1977) die wirkliche Geschichte der ersten Hälfte seines ereignisreichen Lebens. Kriegsarmut, Diebereien, Revolten und Plünderungen. Spartakus, Bandenkampf und Hamburger Aufstand. Schwulenszene, Drogen und Vagabondage. Eine „kleine unorganisierte Gemeinschaft“ im Untergrund gegen den Nationalsozialismus. Exil in London…
Was hatte Hilda Monte eigentlich mit Georg Elser zu tun?
Olday gewährt Einblick in die revolutionären und anarchistischen, aber auch kriminellen und subkulturellen Zusammenhänge, in die er verwickelt war. Seinen oft auch wirren Abenteuern jenseits der öden Pfade der gesellschaftlichen Moral versucht er in diesem kurz vor seinem Lebensende vollendeten Entwurf auf den Grund zu gehen, und macht dabei auch einige spannende Reflexionen über psychische Hemmungen und Abgründe. Ausserdem zeigt er auf, wie informelle und autonome Gruppen angesichts widrigster Umstände die adäquateste Form des revolutionären Kampfes bleiben.
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Zahme Worte eines wilden Herzens – Jean Weir
„Diese Seiten sind weder Memoiren noch eine sentimentale Reise, sie sind ein Nachzeichnen und ein Teilen von Ideen, ein Beitrag zu den laufenden vielgestaltigen Kämpfen und eine Ermahnung an uns in den Gefängnisstädten des Kapitals oder anderswo auf diesem verlassenen Planeten, unsere eigenen Worte zu finden, unsere Leidenschaften zu beherrschen, uns Gefährten zu suchen und zu handeln. Lasst uns den Angriff auf das Existierende mit allen Mitteln fortführen, ohne abgeschreckt von denen zu sein, die uns mit ihr en Waffen aus ihrem Reaktionsarsenal zum Schweigen bringen wollen, sei es der Tritt des demokratischen Stiefels, das leere Meinungsgeschwafel oder der ewige Hoffnungsruf.“
Redebeiträge, ein Interview, ein Statement vor dem Gericht im Revolutionärer Kampf-Prozess und Notizen der 80er bis 2010er Jahre aus ihrem Leben als Anarchistin. Anstelle eines zusätzlichen Vorwortes leitet der aus der Gefängniszelle heraus verfasste Text „Worte an den Wind“ ein.
Alle Bücher bestellbar über: rupture.noblogs.org
Ergänzungen
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