Nürnberg: Keine Klimakneipe mehr in der Schwarzen Katze!
Menschen aus unserer Gruppe fühlen sich wegen Transfeindlichkeit in der Schwarzen Katze nicht mehr sicher. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, nicht mehr dort zu veranstalten.
Keine Klimakneipe mehr in der Schwarzen Katze -
unsere Gründe
Wir hatten nach dem Abbau am Sebalder Platz in der Schwarzen Katze in Gostenhof einmal im Monat die "Klimakatze" als Begegnungsort für die Klimagerechtigkeitsbewegung geöffnet.
Den Entschluss den Raum zu verlassen haben wir endgültig gefasst, weil am 31.01. eine transfeindliche Veranstaltung unter dem Titel "Gegen die Eskalation der Genderdebatte" von Bettina Fellmann und Jörg Finkenberger stattfinden wird.
Schon der Titel "Genderdebatte" und ähnliche Formulierungen wie "Debatte um Geschlechtsidentität" sind eine transfeindliche und rechte Dogwhistle. Dogwhistle bezeichnet einen Code: bestimmte Formulierungen, die bei oberflächlicher Betrachtung unschuldig wirken, von Eingeweihten aber als Signal erkannt werden.
In diesem Fall wird z.B. der scheinbar harmlose Begriff der Debatte verwendet, obwohl allen klar sein sollte: Über die Rechte und Anerkennung von marginalisierten Menschen darf nicht diskutiert werden. Das bedeutet nicht, dass generell nicht über diese Thematik gesprochen oder Fragen gestellt werden dürfen, sondern dafür von der queeren Community/trans Menschen bereitgestellte Ressourcen genutzt werden.
Der Ankündigungstext redet von einer "Eskalation", die "so emotional geführt" werde. Tatsächlich sind es gerade transfeindliche Akteur*innen, welche versuchen, eine Debatte zu befeuern. Trans Menschen wird dann vorgeworfen, zu emotional zu reagieren, um ihre Kritik zu delegitimieren. Die Abwertung von emotionaler Reaktion wird immer wieder genutzt, um marginalisierte Stimmen zum Schweigen zu bringen bzw. diese nicht ernst zu nehmen. Die Veranstaltung wird als ein offener Raum für Diskussion angekündigt. Gleichzeitig werden keine Betroffenen als Referent*innen eingeladen. Auch unter den Teilnehmer*innen werden sie sich kaum finden, da ihnen klar ist, dass es sich bei der Veranstaltung nicht um einen ehrlich interessierten Austausch handelt. Es wird also nicht mit sondern über Betroffene geredet, und zwar über deren Rechte und Existenz. Das ist keine Diskussion!
Der Ankündigungstext ist also vage gehalten und stellt sich selbst verharmlosend als eine Einladung zum Gespräch dar, aber bedient sich wie gezeigt transfeindlicher Rhetorik. Bestärkt wird dieser Eindruck bei einer Recherche, hier lässt sich über einen der beiden Vortragenden viel finden.
Denn im Netz repostet der Referent Jörg Finkenberger auf seinem Twitteraccount '@JotFinkenberger' z.B. Artikel, die Jan Böhmermann für seine Positionierung gegen Transfeindlichkeit kritisieren und Alice Schwarzer verteidigen. Diese ist nicht nur islamfeindlich, sondern auch eine der bekanntesten deutschen Vertreterinnen des Trans Exclusionary Radical Feminism (trans ausschließender radikaler Feminismus). Hiermit ist eine Form des Feminismus gemeint die trans Menschen ausschließt, sowie ihnen ihre Existenz abspricht und aktiv gegen ihre Rechte kämpft.
Auch auf seiner Website findet man Texte zur sogenannten 'Pseudolinken', womit Finkenberger all diejenigen meint die nicht sein rückschrittliches Verständnis von Feminismus teilen.
In seinem Text 'Glanz und Ende des Queerfeminismus' fällt Finkenberger allgemein queerfeindlich auf. Zum Beispiel beschreibt er bisexuelle Männer als "Gestaltenwandler" die von Schwulen mit "völlig berechtigtem Misstrauen" betrachtet wurden, und für die Queerness - im Gegensatz zu Schwulen - "ein Abenteuer war". Besonders klar wird seine Transfeindlichkeit dann am Ende, wenn er fragt:
"Glaubt man etwa, dass nicht auffällig viele von unsrer Sorte heute mit Pubertätsblockern und sogenannter geschlechtsangleichender Therapie behandelt werden? Weil den vielen sicherlich wohlmeinenden Leuten, die alle nur teilweise für sie zuständig sind, nichts besseres einfällt, und weil sie keine Ahnung haben von dem, wozu pubertärer Selbsthass in der Lage ist, und wo er herkommt?"
Die Existenz von trans Menschen begründet er hier in deren Selbsthass, ihre Fähigkeit zur körperlichen Selbstbestimmung stellt er in Frage, indem er Transitionsmaßnahmen als fremdbestimmte Behandlung darstellt. Tatsächlich haben alle Menschen ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung, was für trans Menschen eingeschränkt wird, indem der Zugang zu etwa Hormontherapie erschwert wird.
Dieser Vortrag ist nicht der einzige Grund, warum wir die Schwarze Katze als unsicheren Raum erleben.
Auch veranstaltet etwa die Gruppe Prolos, die auf Twitter mit Transfeindlichkeit auffällt, regelmäßige Kneipenabende, und ihre queerfeindliche und rassistische Broschüre "Gegen die neoliberalen Ideologien" ist im Laden ausgestellt und zu kaufen.
Trans- und Queerfeindlichkeit allgemein ist historisch wie heute ein wichtiger Teil von rechter Ideologie.
Es ist erschreckend zu sehen, wie viel Anschluss Transfeindlichkeit in der linken Szene findet, indem diese als Feminismus geframed wird. Rechten wird damit in die Karten gespielt, der Diskurs nach Rechts verschoben. Dies ist somit eine Unterwanderung des linken Diskurses, hin zu einer neurechten Querfront wie es sie schon in der UK gibt. Dort treten transfeindliche "Feministinnen" sehr offen unter großem rechten Medienecho auf. Auch haben diese sich mit neurechten und christlich-fundamentalistischen Kräften verbündet.
Gerade sehen wir in Lützerath, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und Kämpfe zu verbinden. Wir brauchen einander, um etwas bewegen zu können, und es ist unsere Aufgabe als linksradikale Bewegung, alle Marginalisierung mitzudenken und füreinander einzustehen. Unsere Kämpfe hängen zusammen - denn die Systeme unserer Unterdrückung hängen zusammen. Transfeindlichkeit ist Teil patriarchaler und rassistischer Strukturen - Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus stützen sich gegenseitig, halten einander am Leben. Kapitalismus ist der Grund, warum Dörfer für Kohle zerstört werden und der Klimawandel weiter vorangetrieben wird. Klimagerechtigkeit heißt, intersektional zu denken. Wenn wir es schaffen auf die unterschiedlichen Arten, wie wir unterdrückt, normiert und gefügig gemacht werden, einzugehen, können wir den Spaltungsversuchen der Faschisten entgegentreten.
Benachteiligte Gruppen werden von den Herrschenden gegeneinander ausgespielt, wir müssen also unsere Kämpfe verbinden um eine Gegenmacht aufzubauen!
Wir lassen uns nicht spalten von transfeindlichen Gruppen innerhalb der radikalen Linken! Für echtes solidarisches Miteinander mit allen marginalisierten Gruppen!
Ergänzungen
Linke im Abseits
Jede verdammte Kritik, sowohl auch die inhaltlichen Ergänzungen, wie der original Einladungstext zu der kritisierten Veranstaltung, sind einfach so gelöscht worden. Ihr haltet bei Indymedia auch keine Diskussionen und anderen Ansichten mehr aus, oder?
transindenter Marx-Fan
Dialektischer Materialismus ist eine wichtige Wurzel der linken Bewegung und keineswegs etwas querfrontmäßiges! Die Broschüre "Gegen die neoliberalen Ideologien" ist berechtigte Kritik an postmodernen Ideologien, die einen subjektiven nicht-materialistischen Zugang zur Wirklichkeit anstreben. Und rechte Ideologien sind ja eben nicht materialistisch, sondern setzen - wie der moderne Antisemitismus - auf etwas Irrationales nicht trotz sondern gerade wegen dessen Irrationalität!
Ihr tut ja so, als sei es ein Verbrechen, postmoderne linke Strömungen zu kritisieren - und relativiert dadurch echte Nazis und Querfrontler*innen.
Ja, auch Selbstermächtigungskonzepte von Betroffenen dürfen kritisiert werden!
"Die Gewalt herrscht,
Wo irgendwer oder irgendetwas
Zu hoch ist oder zu heilig,
Um noch kritisiert zu werden."
(Erich Fried: Die Gewalt)