Aufruf zum antiautoritären Block am 15.10 in Leipzig
Unter dem Motto „Wohnung kalt, Magen leer – unversöhnlich & libertär“ wollen wir uns weiter mit kritischer Distanz an den herbstlichen Sozialprotesten beteiligen. Dazu versammeln wir uns am 15.10. um 15 Uhr auf dem Augustusplatz bei der schwarzen Fahne und schließen uns der anschließend geplanten Demonstration durch die Innenstadt an. Mit unserem antiautoritären Block wollen wir eigene Akzente setzen, auch wenn uns die sozialdemokratische Politikmühle und sich beteiligenden autoritäre Gruppen gehörig nerven. Statt ritualisiertem und eingehegtem Protest, setzen wir uns für eine sozialrevolutionäre Herangehensweise ein: Soziale Rechte werden nicht durch leise oder laute, bunte oder schwarze Demos verteidigt, sondern durch Organisierung und Kämpfe in Nachbarschaften, Betrieben, sozialen Umfeldern und täglicher Subversion. Diese sollten an einem Ausblick auf eine libertär-sozialistische Gesellschaftsform orientiert werden. Wir wissen, dass weder solche Sozialproteste für sich genommen noch unsere Beteiligung daran die Verarmung und Verelendung weiterer Schichten der Bevölkerung aufhalten werden. Dennoch verdienen Themenfelder „Kapitalismus, Klassengesellschaft und soziale Kämpfe“ unbedingt unsere Aufmerksamkeit. Darüber hinaus wollen wir die Sozialproteste nicht den rechtspopulistischen Kräften überlassen – von denen wir uns ebenso wie von jeglichen Verschwörungsmythologen und Querfrontbestrebungen konsequent abgrenzen.
Am 15.10. wird der Versuch eines linken Protestes gegen Inflation, Verteuerung und Verschärfung des Klassenantagonismus in eine zweite Runde gehen. Diesmal hat das von Gewerkschaften und verschiedenen linken Gruppen getragene Aktionsbündnis „Jetzt reicht's! Wir frieren nicht für Profite“ aufgerufen. Das Bündnis adressiert diese fünf Forderungen an die Regierungspolitik: 1. Wir frieren nicht für Unternehmensprofite!, 2. Für eine klimagerechte Zukunft!, 3. Wohnen muss bezahlbar sein!, 4. Echter Inflationsausgleich sofort!, 5. Umverteilung jetzt! Auch wir selbst wollen mehr Geld im Portemonnaie, um weniger arbeiten oder uns sonst wie durchzuschlagen zu müssen, niemand von uns will frieren oder den Klimawandel anheizen. Aber uns langweilen diese Forderungen an die Regierung. Hinter der möglichst konform gerahmten Botschaft, steht die Annahme, „normale“ Leute würde es verschrecken, wenn sie in ihren Alltagssorgen nicht durch linke Politiker*innen, Gewerkschafter*innen und Protestmanager*innen bekümmert werden. Wir glauben im Gegenteil, dass zahlreiche Menschen, die von Armut, Elend, Ausbeutung und dem Verfall öffentlicher Infrastrukturen betroffen sind, keine Lust mehr haben, sich mit Brotkrumen abspeisen zu lassen. Denn das ist es, was die sozial-liberale Regierung tut, wenn sie wie Mafiabosse ihren Bürger*innen pauschal 200€ als Inflationsausgleich zusteckt oder ihnen das Vergnügen einer dreimonatigen Freifahrt im zusammengesparten Bahnverkehr gewährt. Darüber hinaus bleiben Forderungen an die Regierungspolitik völlig wirkungslos, wenn ihnen nicht Prozesse der Selbstorganisation von Betroffenen und direkte Aktionen durch sie folgen. Der Rahmen des „Jetzt reicht's“-Bündnisses dient vorrangig der Mobilisierung des eigenen linken Klientel und der Inszenierung des schlechten sozialen Gewissens. Wenn das so ist, können wir uns auch strategisch in diesem bewegen – und uns bewusst machen, dass sozialrevolutionäre Tätigkeiten in Arbeitskämpfen, Mietkämpfen, Nachbarschaftsorganisation und Vergesellschaftung von Eigentum und Produktionsmitteln liegen. Lasst uns als Antiautoritäre, Autonome und Anarchist*innen zusammen kommen, dadurch unsere eigenen Positionen weiterentwickeln, uns bestärken und ausloten, worauf wir Bock haben.