Razzia im Langen August! Solidaritäts Botschaft und Aufruf der Anarchistischen Gruppe Dortmund
HEUTE DEMONSTRATION WEGEN DER RAZZIA 19.00 UHR AM LANGEN AUGUST BRAUNSCHWEIGERSTR. 22!
Am Abend des 4. Juli ratzten die Bullen in einer mehrstündigen Aktion das Kulturzentrum Langer August. Vordergründiges Ziel waren die Genoss*innen von https://www.free.de/ bzw. dem Wissenschaftsladen, welche technische Infrastruktur zum z.B. Hosten von Webseiten zur Verfügung stellen. So wurden wohl angeblich auf einer Internetseite, die bei Free gehostet ist, geheime Dokumente veröffentlicht. Grund genug für die Cops den gesamten Langen August, also alle Räume und darin befindlichen Projekte zu untersuchen. So waren neben Free auch der Chaos Computer Club, das Schwulen und Lesben Zentrum KCR, die Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Freies Sender Kombinat (deren Livesendung durch die Beschlagnahmung eines Servers, wie viele andere Webseiten z.B. der Freien Arbeiter*innen Union oder der Direkten Aktion offline war/ist) und verschiedene andere Strukturen betroffen.
Wir sind nicht schockiert, erschrocken oder verwundert über dieses Ereignis. Genauso wenig wie darüber, dass die Bullen mit gezogenen Maschienengewehren die Durchsuchung begannen, diverse Türen zerstörten und im Nebenher noch diverses antifaschistische Materialien beschlagnahmten. Dieser erneute Schlag der Bullen gegen unsere Infrastruktur reiht sich ein in eine lange Kette von aktuellen Angriffen, die wir im Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Verschiebung hin zum Autoritarismus begreifen. Die ganze Repression im Kontext von G20, das Verbot von Linksunten.Indymedia, die Debatten über Lager für Geflüchtete, die Umsetzung neuer Polizeigesetze in den verschiedenen Bundesländern, die Razzia gegen die Zwiebelfreunde in Bayern, all das ist auschnittsweise ein klares Zeichen des deutschen Staates, dass er anscheinend vor hat alles Verbleibende, was er bisher noch nicht kontrollieren konnte, von nun an unter seine väterlichen Fittiche zu nehmen.
Wir wollen uns an dieser Stelle gar nicht mit langen Worten aufhalten, wir verweisen inhaltlich auf unseren Aufruf gegen das neue Polizeigesetz für NRW, welcher ausführlicher die Situation beschreibt, in der wir uns unserer Lage nach befinden. Wichtig ist aber, dass wir unsere volle tiefempfunde Solidarität mit all unseren Freund*innen, die gestern von der Razzia betroffen waren, ausdrücken. Kommt heute zur Demonstration als Reaktion auf die Razzia, um 19.00 Uhr zum Langen August, Braunschweiger Str. 22, um eure Solidarität praktisch werden zu lassen! Jetzt erst recht am Samstag auf nach Düsseldorf zur Demonstration gegen das Polizeigesetz und hinein in den anarchistischen/antiautoritären Block. Kommt zum Zugtreffpunkt von uns um 11.20 Uhr am Nordausgang Hbf vor Cinestar.
Wenn allerdings auf die autoritäre Formierung der Gesellschaft das einzige was folgt Latsch-Demonstrationen sind, die niemandem weh tun, dann war alles nur ein großer Irrtum. Wir müssen uns endlich organisieren, um endlich in eine handlungsfähige Position zu gelangen. Wir wollen schließen mit einem Auszug aus unserem Aufruf gegen das Polizeigesetz genau zu diesem Thema:
Wie kann das Gesetz verhindert werden?
Die bisher geplanten Infoveranstaltungen, lokalen Kundgebungen und die Großdemo in der Landeshauptstadt werden das neue Polizeigesetz wohl kaum stoppen. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit mag dies verdeutlichen: Eines der wenigen größeren Regierungsvorhaben, das in Europa in letzter Zeit durch Widerstände der Bevölkerung verhindert wurde, war die Arbeitsmarktreform „CPE“ in Frankreich 2006. Damals brauchte es drei Monate von Universitäts- und Schulbesetzungen, Straßen- und Schienenblockaden, Riots und Streiks, an denen sich Millionen von Student*innen, Schüler*innen und Arbeiter*innen beteiligten, um die Regierung schließlich zum Einlenken zu zwingen.
Deutlich wird an diesem Beispiel nicht nur, dass es nötig ist, Methoden des sozialen Kampfes zu finden, die außerhalb des offiziellen Spektakels der Politik liegen. Vor allem aber konnte die damalige französische Bewegung nur deshalb so kraftvoll werden, weil es ihr um weit mehr ging als nur um die Verhinderung einer einzelnen Reform. Das neue Arbeitsgesetz war damals – zumindest für die radikaleren Teile der Bewegung – in Wahrheit nur ein Anlass, um gegen die Welt der Lohnarbeit, der Herrschaft und der Ware in all ihren Aspekten aufzubegehren. Ohne den Wunsch, ein ganz anderes Leben zu verwirklichen, hätten die Beteiligten niemals den Mut und die Energie aufgebracht, um zumindest diese eine Verschlechterung des bisherigen Lebens zu verhindern.
Außerdem Interessant: Der Lange August hatte das letzte mal 1991 eine Razzia zu erdulden. “1991 wurden die Räumlichkeiten der DFG/VK durchsucht. Der DFG/VK wurde vorgeworfen, am Hauptbahnhof ein Flugblatt verteilt zu haben, in dem Soldaten im Falle ihrer Einbeziehung in den Golfkrieg zur Desertion aufgefordert wurden.” Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Langer_August
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