Täterbund im Samacafé
(TW sex. Gewalt, Täterschutz, linke Szene, Struktur)
https://kontrapolis.info/7730/
Hallo Projekte, Strukturen, Szene;
Wir schreiben diesen Text, da wir seit einiger Zeit eine Entwicklung innerhalb unserer Szene bemerken, die unseren Grundsätzen widerspricht. Wir möchten Stellung beziehen und klarstellen, was in den letzten Monaten im Kontext der Auseinandersetzungen um Sexualisierte Gewalt und Täter*innenschaft im Sama-Kollektiv katastrophal falsch lief.
Wir bei ask gerd_a unterstützen Personen bei ihrer Auseinandersetzung mit erlebter sexualisierter Gewalt und Sexismus. Dabei arbeiten wir mit Betroffenen parteilich und mit dem Konzept der Definitionsmacht. Konkret bedeutet das für uns, dass wir uns mit Betroffenen sexualisierter Gewalt (physisch, psychisch, emotional..) solidarisieren, ihnen zur Seite stehen und vor allem ihre Wahrnehmung der Geschehnisse nicht in Frage stellen. Wir unterstützen Betroffene so bei der Wiederherstellung ihrer Handlungsmacht und versuchen dem bestehendem Machtungleichgewicht, dem sich Betroffene gegenüber sehen, entgegenzuwirken.
Dabei gilt grundsätzlich, dass wir vertraulich, sowie beratend arbeiten und vor allem nichts unternehmen, ohne dass dies von der betroffenen Person gewünscht wird. Unser Fokus lieg darauf, die betroffene Person in den gewünschten Schritten zu unterstützen und zu begleiten, anstatt die Person zu lenken oder in Handlungsdruck zu bringen.
All dies tun wir, da wir festellen müssen, dass die patriarchalen Strukturen in welchen wir alle leben leider dazu führen, dass die bedingungslose Solidarisierung mit Betroffenen nach wie vor nicht selbstverständlich ist und allzu oft ausbleibt. Auch nicht in unserer vermeintlich ach so tollen feministischen linken Szene. Im Gegenteil, Betroffenen wird nicht geglaubt, Täter*innen werden zu Betroffenen erklärt (Täter*innen-Opfer-Umkehr), angeblich sichere Orte werden unsicher und es kommt zu Ausschlüssen von Betroffenen. Dieser sexistischen und patriarchalen Kackscheiße stellen wir uns entgegen und stehen ein, für einen anderen Umgang mit sexualisierter Gewalt. Wir arbeiten mit und nicht über Betroffene.
In den vergangenen Monaten hatten wir immer wieder Überschneidungspunkte mit einer sogenannten „Accountability Gruppe“ des Sama32. Leider müssen wir erleben, dass die Arbeit der vermeintlichen ‚Accountabiltiy‘ Gruppe des Sama32 gegen uns und unsere Grundsätze gerichtet ist. Nach unserem Eindruck arbeitet die Gruppe nicht nach den Konzepten von Transformative Justice und Community Accountability, wie ihr Name suggerieren würde, sondern agiert vielmehr wie Ermittler*innen oder Richter*innen, welche Fälle „prüfen“ und anschließend ein Urteil sprechen. Wir können nicht erkennen, dass sich in irgendeiner Form tatsächlich mit Betroffenen solidarisiert und ihnen zur Seite gestanden wird. Wir bei ask gerd_a möchten möglichst nicht auf staatliche oder institutionalisierte Umgangsweisen mit sexualisierter Gewalt zurückgreifen.
Damit nicht genug. Wieder und wieder, trotz Unterlassungsbitte, hat diese Gruppe uns kontaktiert und zum Gespräch aufgefordert, ohne dass dies an irgendeiner Stelle der Wunsch einer Betroffenen gewesen wäre. Die „Accountability Gruppe“ erwartete Serviceleistungen und Ressourcen von uns, die wir für Betroffene bereitstellen – nicht für drängelnde Täter*innenumfelder. Der Höhepunkt dieser unsolidarischen Grenzüberschreitungen war die Forderung an uns, keine Aufträge einer Betroffenen mehr auszuführen inklusive befehlsartiger Anweisungen, was wir stattdessen tun sollen. Weder hat das Sama-Kollektiv ihre Arbeit mit einer Betroffenen abgesprochen, noch den Auftrag oder die Anerkennung einer Betroffenen erhalten, was als Grundlage jeder accountability Arbeit gilt.
Vielmehr wurde aus verschiedenen Gruppen die Arbeit der Sama-Gruppe in Prozessen nicht gewünscht. Auch wurde trotz mehrfachem Wunsch keine Transparenz über die angebliche Arbeit der Sama-Gruppe hergestellt. Perfiderweise unter dem Motto des ‚Betroffenenschutzes‘ der Täter. WTF – wie kann man Betroffene und Täter*innen so verwechseln?
Zuweilen nicht verwunderlich, wenn mensch sich das Awareness Konzept der Sama 32 durchliest (https://sama32.squat.net/awareness). Nicht nur werden Übergriffe als ‚Einzelfälle‘ kontexutalisiert, auch soll ‚allen Beteiligten‘ gerecht werden. Von Solidarität mit Betroffenen sexualisierter Gewalt ist leider nichts zu lesen. Sie sehen ihre Aufgabe darin einen ‚verantwortungsvollen Umgang‘ mit Übergriffen zu finden, – Sama32, Ihr seid nicht die Richter*innen für Vorfälle. Es ist nicht eure Macht, darüber zu entscheiden, was getan wird!
Wenn hier nicht schon alles dampft, mussten wir dann noch erfahren, dass sich die Sama auf Plena anderer Gruppen und Strukturen setzt um weitere Täter*innen-Opfer-Umkehr zu betreiben, Falschbehauptungen aufzustellen und aktiv gegen Betroffene vorzugehen. Spätestens hier sollte klar sein, dass von der Sama-Gruppe nur psychische Gewalt und keine Klärung ausgeht. Auch werden Täter in (Haus)Projekten der Sama32 gerne weiterhin gesehen, während Betroffene Hausverbote erhalten. WTF. Again.
Was wir dann noch weiter über den direkten (Mail)Kontakt hinaus mitbekommen mussten, ist an Unverständlichkeit kaum zu übertreffen. Die Sama-Gruppe hat in Emails an verschiedene Kollekitve gegen eine Betroffene mobilisiert. Hier wurden verschwörungsideologische Falschbehauptungen aufgestellt, dass Betroffene einen Komplott schmieden würden, und dazu aufgerufen, dass sich die beschuldigten Täter vernetzen sollen – Und dass dabei die Sama32 die Vernetzung stellen würde. Wir sind fassungslos darüber, wie mensch vom Ausgangspunkt der Community-Accountability zu diesem Schritt gelangt.
Es sollte klar sein, dass solche Verhaltensweisen, inkl. ihrer deftigen Portion Täter*innen-Opfer-Umkehr, Formen anhaltender psychischer Gewalt sind und re-traumatisierend auf Betroffene wirken. Das kann nicht sein! In keinem Fall haben sie etwas mit Solidarität gegenüber Betroffenen zu tun und sind somit unvereinbar mit unserer Arbeit.
Dies stellt nicht nur keine Accountability-Arbeit dar, dies ist aktiver Täter*innensupport und Spott für jede Gruppe die transformativ, nach Definitionsmacht, nach Community-Accountability arbeitet! Nicht, dass wir als Szene nicht so oder so an unserem Sexismus arbeiten müssen, hier wird aktiv gegen genau diese Arbeit vorgegangen und damit am Ende uns als FLINTA*, als Szene und Betroffenen massivst geschadet. Wir haben sexistische Gewalt in unserer Szene und nun auch noch eine organisierte Struktur dafür – Glückwunsch linke Szene, now it’s our turn again:
Wir wünschen uns eine klare Haltung gegen diese und weitere scheiss Entwicklungen. Teilt unseren Text – am Besten nicht nur „stumm“, sondern mit einem eigenem Kommentar oder Einordnung.
@ Sama Gruppe: Wir fordern euch dazu auf, sofort jede weitere Mobilisierung gegen Betroffene von Gewalt, jegliche Formen der Täter*innen-Opfer-Umkehr sowie die Solidarisierung mit und Vernetzung von Täter*innen einzustellen! Was ihr leistet ist Retraumatisierung, Herstellung patriarchaler Gewalt und keine Accountability Arbeit. Legt den Namen und die Arbeit nieder!
Wer sich – solidarisch und im Sinne unserer Grundsätze – hierüber austauschen möchte, kann sich gerne per Mail an uns wenden. Bitte versteht, dass wir auf Grund geringer Kapazitäten durch unsere Arbeit nicht sofort antworten können.
In Solidarität mit betroffenen Personen sexualisierter Gewalt!
ask gerd_a