Stellungnahme der Kulturkosmos Booking Crew: SoundSysters @ Fusion Festival 2022
Statement in English at bottom
Wir möchten uns im Zusammenhang des Konflikts um die Band Moscow Death Brigade (MDB) zunächst entschuldigen. Zum einen bei den Frauen, die angereist waren, um in dem Konflikt um MDB zu vermitteln. Eine von ihnen wurde von Teilen unserer Technikerinnen-Crew tätlich angegriffen. Zum anderen gilt die Entschuldigung den 3 Künstlerinnen der Femmebassmafia, die aufgrund des ganzen Vorfalls nicht auftreten konnten. Wir werden eure Show auf jeden Fall nachholen.
Dass die Situation derart eskalieren würde, hätten wir nicht erwartet. Die Geschichte hat uns endlos Nerven und Energie gekostet, hat uns auch überfordert und dass wir die Geschehnisse nicht verhindern konnten, tut uns aufrichtig leid.
Wir können und wollen den Konflikt im Detail hier nur bedingt rekonstruieren, da er verschiedene Ebenen hatte. Zum einen die Vorwürfe, die der Band gemacht wurden und zum anderen die Art und Weise, mit der unsere Technikcrew, die SoundSysters, den Konflikt geführt und versucht haben, den Auftritt der Band zu verhindern.
Die Vorwürfe gegen die Band, die uns geäußert wurden, sind vielleicht kontrovers und kritisch zu sehen, waren uns aber bekannt und wurden bereits vor 7 Jahren in Deutschland mehrfach in linken Läden mit der Band verhandelt. Wer das Statement von MDB im Forum gelesen hat, kann vielleicht verstehen, dass wir keinen Anlass sahen, sie auf Grund dessen kurzfristig auszuladen. Es gibt, soweit wir das recherchiert haben und beurteilen können, keine aktuellen Texte oder Aussagen der Band, die die Vorwürfe bekräftigen würden.
Die Techniker:innen und der zu anfangs solidarische Rest der Bühnencrew waren offenbar in dem Konflikt keine homogene Gruppe. Manche Technikerinnen haben, wie sie selber schreiben, am Dienstag zum ersten Mal etwas von der Band und den Vorwürfen gehört. Wir als Booker:innen und auch alle, mit denen wir gesprochen haben, also Menschen, die die Band und auch die Kontroversen der Vergangenheit kennen, konnten die Bedenken der Techniker:innen nicht teilen und wir sahen keinen Grund das Konzert zu canceln. Ein Verlegen auf eine andere passende Bühne, hat sich in der Situation zunächst als kompliziert herausgestellt und war ohne Vorlauf nicht einfach möglich.
Wir hatten von der Technikcrew am Dienstag Abend in einem gemeinsamen Gespräch die Bedenken und die Vorwürfe gegen MDB entgegengenommen und darum gebeten schriftliche Quellen zu liefern aus denen sich diese Bedenken stützen. Nach deren Prüfung haben wir am Freitag aus oben genannten Gründen kommuniziert, dass wir die Band spielen lassen wollen. Zu diesem zweiten gemeinsamen Gesprächstermin zwischen Booking und Crew am Freitag waren nur zwei Vertreter:innen, nicht aber die SoundSysters erschienen.
Es wurde uns vermittelt, dass sie die Band nicht betreuen werden, sie am liebsten nicht auf ihrer Bühne und im besten Fall vom Line-Up entfernt sehen.
Wir haben zunächst nur den Wunsch, diese Band nicht technisch betreuen zu wollen, respektiert und versucht, Lösungsansätze für den Konflikt zu bieten.
Ein öffentliches Podium mit der Band auf der Bühne vorm Konzert, das persönliche Gespräch mit der Band - sowie seiner weiblichen Vertreterinnen - wurde abgelehnt. Es wurde betont, dass weitere Acts der Bühne nicht von dem Konflikt in Mitleidenschaft gezogen werden sollen.
Wir sind davon ausgegangen die Produktion von MDB mit einer anderen Technikcrew durchführen zu können. Samstagnacht stellte sich die Situation gänzlich anders dar. An eine professionelle Übergabe an eine andere Technikcrew war nicht mehr zu denken. Sonntagnachmittag teilten uns die Mitglieder der Technikcrew schließlich mit, dass ab dem Moment, ab dem sich die Bandmitglieder der MDB auf dem Festivalgelände befinden, sie sich in den Triebwerken bedroht fühlen würden. Wer am Ende von wem bedroht wurde, hat sich kurz später gezeigt. Uns blieb an dieser Stelle keine andere Möglichkeit das Programm an den Triebwerken zu beenden. Die Bands konnten wir gerade noch auf anderen Bühnen verlegen. Techniker:innen oder einen Ausweichort für die Afterhour mit den gebuchten FLINTA*s der Femmebassmafia waren so kurzfristig leider nicht mehr zu organisieren, weshalb dann der gesamte Sonntag in den Triebwerken dem Boykott zum Opfer gefallen ist.
In diesem letzten Gespräch kam es zu absolut unterirdischen Situationen und einem verbal-aggressiven Verhalten der gesamten SoundSysters gegenüber einer einzelnen Vertreterin unseres Teams. Bereits an dieser Stelle hätten wir Konsequenzen ziehen und die weitere Zusammenarbeit sofort beenden müssen. Haben wir nicht. Dies hat den Raum für die weitere Eskalation eröffnet, die im tätlichen Angriff auf eine Vertreterin der Band gipfelte.
Es stimmt, dass wir es versäumt haben, auf den Angriff sofort zu reagieren. Wir haben in diesem Moment die Sicherheit auf der Ausweichbühne am Roten Platz und einen möglichst reibungslosen Konzertablauf dort vor Ort fokussiert und es dadurch verpasst - obwohl wir von der Aktion informiert wurden.
Wir sehen es absolut inakzeptabel, wie diese Auseinandersetzung von Seiten der SoundSysters geführt wurde und wir kritisieren ihre Methoden der Konfliktbewältigung aufs Schärfste. Eine weitere Zusammenarbeit ist für uns nach dieser Geschichte nicht mehr denkbar.
Wenn wir die Fusion als Freiraum für alle begreifen, in dem es keinen Raum für Diskriminierung geben darf, müssen sich auch alle damit committen und Konflikte in gegenseitigem Respekt austragen.
Wir möchten auf die Diskussion in unserem Forum verweisen, die dort, was ja nicht immer der Fall ist, sehr sachlich und ausführlich geführt wurde.
Kuko Booking Crew
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Statement Kulturkosmos Booking Crew
Regarding the conflict about the band Moscow Death Brigade (MDB) we would like to apologize first of all . Firstly, to the women who had traveled to mediate in the conflict over MDB. One of them was physically assaulted by parts of our technician crew. Secondly, our apologies go to the 3 female artists of Femmebassmafia who were unable to perform due to the whole incident. We will definitely reschedule your show.
We would not have expected that the situation would escalate in such a way. The story has cost us endless nerves and energy. It also overwhelmed us and we are sincerely sorry that we could not prevent what happened.
We will reconstruct the conflict only to a limited extent, as it had various levels. On the one hand, the accusations that were made against the band and, on the other hand, the way in which our technical crew, the SoundSysters, conducted the conflict and tried to prevent the band's performance.
The accusations against the band that were made to us may be controversial and critical, but they were known to us and were already negotiated with the band several times in left-wing locations in Germany 7 years ago. We saw no reason to uninvite them at short notice on that basis. As far as we have researched and can judge, there are no current texts or statements of the band that would corroborate the accusations.
The technicians and the initially solidary rest of the stage crew were obviously not a homogeneous group in the conflict. As they also mentioned by themselves some of the technicians never heard about the band before. We as bookers and also all the people we talked to, like people who know the band and also about the controversies of the past, could not share the concerns of the technicians and we saw no reason to cancel the concert. Moving the concert to another suitable stage turned out to be complicated that moment and was not easy to arrange without advance notice.
On Tuesday we had a conversation with the technical crew and they told us their concerns and the accusations against MDB. We asked them to provide written sources on which these concerns are based of. After reviewing them, we communicated on Friday that we wanted the band to play, for the reasons stated above. At this second joint meeting between booking and crew on Friday, only two representatives showed up, but not the SoundSysters.
It was communicated to us that they will not take care of the band, prefer not to see them on their stage and in the best case have them removed from the line-up.
Initially, we just respected the desire not to technically support this band and tried to offer solutions to the conflict.
A public panel with the band on stage before the concert, the personal conversation with the band - as well as with its female representatives where rejected. It was emphasized to us, that other acts of the stage should not be affected by the conflict.
We assumed that it would be able to do the production of MDB with another technical crew. Saturday night the situation was completely different. A professional handover to another technical crew was out of the question. Sunday afternoon, the members of the technical crew finally told us that from the moment the band members of MDB were on site, they would feel in danger. Who ended up being in danger because of whom was revealed shortly thereafter. We had no other option at this point to end the program at Triebwerke. We were just able to move the bands to other stages. Unfortunately we could not organize technicians or an alternative location for the afterhour with the booked FLINTA*s of the Femmebassmafia at such short notice. So the entire Sunday-line-up at the Triebwerke fell victim to the boycott.
In this last talk it came to absolutely underground situations and a verbal-aggressive behavior of the whole SoundSysters towards a single representative of our team. Already at this point we should have drawn consequences and immediately terminated further cooperation. We havent done so and this opened the space for further escalation, which culminated in the physical attack on a representative of the band.
It is true that we failed to respond to the attack immediately. At that moment, we were focused on the safety on the alternative stage (Roter Platz) and on the smoothest possible course of the concert there.
For us its absolutely unacceptable how this dispute was conducted on the part of the SoundSysters and we strongly criticize their methods of conflict management. A further cooperation is no longer conceivable for us after this story.
If we understand the fusion as a free space for all, without room for discrimination, then also everybody must commit themselves to it and carry out conflicts in mutual respect.
We would like to refer to the discussion in our forum, which was conducted there very objectively and in detail - which is not always the case.
Kuko Booking Crew