Linkes Sommerkino: »Bruderland ist abgebrannt«
Sprachversion: deutsch (Originalversion)
Regie: Angelika Nguyen, 1991
Mit dem Zusammenbruch der DDR verlieren die Verträge, welche die Arbeits- und Lebensgrundlagen der Vertragsarbeiter*innen aus anderen sozialistischen Staaten definierten, schlagartig ihre Gültigkeit. 16.000 vietnamesische Arbeiter*innen leben 1989 in Ostdeutschland. Die Umbrüche rund um den Mauerfall zwangen viele von ihnen zur Rückreise oder in die Arbeitslosigkeit. Über die Hälfte ihres Arbeitslosengeldes geht für die Miete ihrer Wohnheimplätze drauf. Der Rest reicht kaum zum Leben. Diese Wohnsituation, in der Familien auf engstem Raum leben müssen, entspricht der Aufforderung der Institutionen an die Vietnames*innen, zu gehen. Wer noch einen Job, beispielsweise in der Textilbranche, hat, wird immer schlechter bezahlt. Vietnames*innen werden nun von ihren ehemaligen Arbeitskolleg*innen als Lohndrücker*innen und Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt angesehen. Immer offener schlägt ihnen im Alltag Rassismus entgegen. »Bruderland ist abgebrannt« schildert die Erfahrungen von Zukunftsangst und Alltagsrassismus in den Umbrüchen nach dem Mauerfall aus der Sicht der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen.
In diesem August jährt sich das Pogrom von Lichtenhagen zum 30. Mal. Im Bezug auf die mediale Berichterstattung zu diesem Thema würden wir uns gern positiv überraschen lassen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie sich in Bildern des brennenden Vertragsarbeiterheims erschöpfen wird. Mit der Vorführung von »Bruderland ist abgebrannt« wollen wir den Erzählungen vietnamesischer Vertragsarbeiter*innen auf die Situation nach dem Mauerfall Raum geben.
Vor dem Film planen wir eine Podiumsdiskussion über die rassistischen Zustände Anfang der 90er.