Frauen*kampftagsdemo 2018
Frauen*kampftag Rostock 2018 - Stimme erheben. Räume erkämpfen. Solidarisch leben
Jeden Tag dasselbe.
Es sind Frauen*, Lesben*, Trans*- und Inter*personen (kurz flti*) jeglichen Alters und jeglicher sozialer Herkunft tagtäglich von sexistischen Diskriminierungen betroffen: ob Mädchen* und Frauen* Freitagnacht auf der Straße belästigt oder gegen ihren Willen angefasst werden, ob lesbische Liebe nur okay ist, um Männerphantasien zu bestätigen, nicht-männliche Arbeiter*innen schlechter bezahlt werden, Trans-Männer verprügelt werden, sobald sie „auffliegen“, ob migrantische flti*-Personen keine Wohnung bekommen oder ob uns spätestens im Alter die Armut droht. Wir ALLE sind in irgendeiner Form von patriarchalen Strukturen betroffen. Einige von uns werden mehrfach diskriminiert.
Gemeinsame Kämpfe
Deswegen wollen wir heute gemeinsam für die Rechte aller flti*-Personen kämpfen. Unabhängig von unserem Aufenthaltsstatus, ob wir eine Arbeit haben oder nicht, unabhängig davon, wen wir lieben, wie wir aussehen, welchen Glauben wir haben, ob wir alleinerziehend sind oder ob wir gesellschaftlich gesetzten "Normen" körperlich oder psychisch entsprechen: Heute nehmen wir uns die Straße! In den USA demonstrieren tausende Frauen auf den women's marches gegen Trump und andere Arschlöcher. Im Iran rebellieren Feminist*innen aktiv gegen das Regime. In Chile gingen Tausende laut, kreativ und radikal gegen die alltäglichen Frauenmorde auf die Straße. Überall auf der Welt kämpfen flti*Personen gegen Sexismus und für ihre Freiheit.
Migrant*innen und Women* of Color
Hautfarbe, „Rasse“, nationale oder kulturelle Herkunft und Geschlecht sind wirkmächtige Konstrukte, die insbesondere für migrantische Frauen* zur doppelten oder mehrfachen Diskriminierung führen. Meistens wird Haushalts- und Pflegearbeit an Migrantinnen* delegiert. Sie müssen in prekären Verhältnissen arbeiten und häufig illegalisiert. Damit sind sie in höherem Maße von Sexismus und Rassismus betroffen. Uns als Women* of Color wird keine Stimme gegeben, um unsere Stories und Erfahrungen mitzuteilen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sie uns zu holen!
Geschlecht & Zuschreibung
Die sittsame, tugendhafte Frau haben Aufklärung & Bürgertum aus uns machen wollen: Schön, schwach, artig, passiv, fleißig und sparsam. Demgegenüber sollte der starke, aktive und mutige Mann jedes Recht haben, von "seinem Besitz" (Tochter oder Gattin) Gehorsam einzufordern. Im 19. Jahrhundert und auch in den gesellschaftlichen Umbrüchen der 60er und 70er Jahre haben Frauen* diese ihnen zugeschriebenen Rollen angegriffen; zum Teil weltweit und international vernetzt. Doch immer noch können uns wirkmächtige Arschlöcher vorschreiben, wie wir uns kleiden sollen (kein Minirock / kein Kopftuch), wie unser Körper aussehen soll (nicht dürr / nicht fett), wie wir uns verhalten sollen (nicht zu schüchtern / nicht zu dominant)... Frauen* sind auch heute noch zwischen den Stigmata "Hure / Heilige" gefangen und jeder nächste Schritt wird bewertet und könnte eine* zu Fall bringen. Dennoch erheben immer mehr von uns ihre Stimmen, nehmen sich die Räume, die Patriarchatsprofiteure* uns nicht zugestehen wollen und haben einvernehmlichen Sex wo, wie und mit wem wir wollen.
"Genderterror" gegen rechts.
Der aktuelle Rechtsruck macht auch vor dem Liebesleben nicht halt: Frauen*, die keine oder nicht ausschließlich cis-Männer begehren (also Personen, die der Selbstzuschreibung nach und vom Körper her "als Mann" gelesen werden) passen nicht in das Bild der heterosexuellen Kleinfamilie. Menschen, die alle, niemanden oder viele lieben, werden diskriminiert und Personen, die nicht in die wirkmächtigen Kategorien "Mann" und "Frau" passen (wollen) werden abgewertet, ausgegrenzt & angegriffen. Sogenannte besorgte Eltern machen gegen geschlechtergerechte Lehrpläne mobil, die sie „Verschwulung“ an Schulen nennen und die Politik lässt sie gewähren (wie in Baden-Württemberg). Rechte hetzen gegen Gender-Mainstreaming und nennen ihn „Terror“ – und im Fernsehen bekommen sie dafür bereitwillig eine Bühne. Wir haben keine Lust, dass unsere Freiheit ob deren konservativen Zuschreibungen von Geschlecht und Liebe erstickt wird. Intersexualität ist keine Krankheit, Frauen*liebe kein Verbrechen und Transgender keine pornographische Kategorie. Es wird Zeit! Join our queer-feminist fight!
Wir sind der Dolchstoß…
Bei den nationalen Bewegungen der Zeit marschieren wir nicht mit. Wir treten ihnen entgegen: den Identitären, der AfD, den Pegidist*innen und all jenen, die versuchen, weibliche Körper für ihre völkische Hetze zu vereinnahmen. Wir widersetzen uns der Tendenz, dass im Namen von Frauen*rechten eine rassistische Asylpolitik bekräftigt wird. Wir revoltieren dagegen, wenn wir zu Opfern stilisiert werden (die nur von weißen Rittern gerettet werden können). Es geschieht nicht nur zu Sylvester in Köln, sondern genauso jedes Jahr auf jedem x-beliebigem "Volksfest". Sexualisierte Gewalt ist keine Frage der Hautfarbe, der Religion, oder der Herkunft, sondern eine Fragen patriarchaler Zustände. Die meisten Übergriffe und Vergewaltigungen geschehen im Kreis der Familie und der (auch Ex-) Hetero-Zweierbeziehung. Wir sind der Dolchstoß – hinterrücks ins Herz des Patriarchats und der "Heimatfront".
Glitzer & Gebrüll
Es gibt also genug Gründe am 10.03.2018 in Rostock gemeinsam auf die Straße zu gehen. Lasst uns laut und kreativ sein und zeigen, dass wir solidarisch mit allen flti*-Personen in ihren und unseren täglichen emanzipatorischen Kämpfen sind! Lasst uns in kleinen Gesten, in deutlichen NEINs oder in politischen Aktionen daran arbeiten, die gläsernen Decken dieser Welt endlich zu zersprengen. Dabei sagen wir nein zu rassistischer Vereinnahmung von feministischem Kämpfen, nein zu antisemitischen Bündnissen auf women's marches und überall, nein zur Ausspielung der Heiligen gegen die Hure. Deswegen lasst uns gemeinsam die Stimme erheben, Räume erkämpfen und solidarisch leben!
Glossar:
Patriarchat: männliche Herrschaft
cis: Als Cis-Mann/Cis-Frau können jene bezeichnet werden, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
*: Das "Sternchen" dient in diesem Text dazu, auf die Konstruiertheit der Geschlechter hinzuweisen & auf jene, die Männern und Frauen zugeordnet werden, sich selbst aber nicht in diesen Konstrukten wiederfinden.
queer: Ursprünglich ein Schimpfwort aus dem Englischen (in etwa: störend; treffender: pervers), wurde sich "queer" von den Beschimpften als positive Selbstbezeichnung angeeignet.
Call for the International Women*s Day 2018 - Raise your voice. Fight for freedom. Live in solidarity.
Same thing. Different day.
Women*, dykes*, trans* and inter* people of any age and social background are affected by sexist discrimination day after by day. Girls* and women* get harassed and molested out on the streets on a fridaynight. Lesbian Love is only okay when it is satisfying male fantasies. None-male-workers get less paid in their everyday jobs. Trans-men get beaten up on the streets as soons as the their cover is blown. LGBT* migrants are deprived from a rental apartment. And when we get older we are threatened by poverty. We are all affected by patrichal structures in one way or another, some of us suffer from mutiple discrimination.
Joint struggles
Therefore we are out on the street today – to fight for the rights of LGBT*s all over the world. Regardless of our resident status or our faith, regardless of who we love and how we look, whether we are employed or unemployed, whether we are single parents or our physical and psychological healthe does not fit into societies standards: today we take back the streets. In the United States thousends of us are demonstrating against Trump and other assholes. Feminists* are rebelling against the regime in Iran. And the protest in Chile against the killings of women are loud, creative and radical. Throughout the world LGBT*s fight against sexism and for freedom.
Sex, gender and attributions
Enlightnment and bourgeoisie attempted to create the decent and virtuous woman: beautiful, weak, well-behaved, passive, hard-working and economical. Therefor the strong, active and brave man was supposed to have the right to demand obedience by his property (daughter or wife). In the 19th century and during the radical changes in the sixties and seventies women* have been attacking these socials roles, partly cross-linked all over the world. But powerfull men are still trying to dictate how we are supposed to dress (no miniskirt, no headscarf), what our bodies should look like (not too skinny/not too fat) and how we are expected to behave (not too shy, not too confident). Yet, women* today are still cought between the stigma „whore or saint“, fearing that every step is judged and could cause the downfall. Nevertheless more and more of us raise their voices, fight for our freedom and have consensual sex with whomever we want.
So called gender-terror
Even our love life is affected by the current political shift to the right: Women* who do not desire only or entirely cis-men (a person with the body and the self-atrtribution of a male-men) do not fit into their concept of the heterosexual nuclear family. People who love all, nobody or many and people who do not fit into a binary gender system get devalueated, excluded and attacked. Politicans grant so called anxious parents to mobilize against gender equal curricula at schools. The right-wing slanders against gender-mainstreaming and calls it „terror“. We do not want our liberty taken away by conservative attributions of gender and love. Intersexuality ist not a disease, female*love not a crime and transgender not a pornographic category. It‘s time. Join our queer-feminist fight.
We are the stab in the back
We do not march with the national movements of the time. We fight against those who try to take our female bodys and use them for their biased preconceptions. We battle again those who establish a racist asylum policy in the name of women rights. We revolt against beeing called a victim (who can only be saved by a white knight). Sexual violence is not a question of colour, religion or country of origin. The scource is our patriarchal system and it happens on daily bases at any random occasion. The majority of rapes and sexual violence takes place in families and heterosexual relationshsips. We are the stab in the back of patriarchy.
Glitter and a roar
There are many reasons to protest united on this years women*s day out on the streets. Let‘s get loud an creative and show solidarity with all LGBT*s in their daily emancipatory battles. Let‘s destroy the glass ceiling with small gestures and political action. Let‘s say no to racist attributes of feminist fights, anti-semitic alliances at women*s marches and references to the "whore against the saint" all over the world. Therefor we raise our voices, continue to fight for freedom and live in solidarity!
*** Charakter der Demonstration ***
Wir wünschen uns eine lautstarke Demonstration mit klaren politischen Aussagen an Passant*innen. Wir wollen kein unnötiges Gepöbel und Rumgemacker. Wir wollen die Leute erreichen und nicht abschrecken. Bei der Gelegenheit möchten wir darauf hinweisen, dass der vorderste Demoblock FLTI* sein wird, also nur für FrauenLesbenTrans- und Interpersonen* zugänglich ist.
*** Kreative Beteiligung ***
Eine gute und eindrucksvolle Demonstrationen ist auf ihre Teilnehmer*innen angewiesen. Deshalb könnt ihr euch gerne kreativ einbringen. Bringt Fahnen, Transparente, Luftballons – einfach alles mit, was thematisch passt und das Anliegen der Demonstration unterstützt. Wer nichts zum Mitbringen hat, für den haben wir auch selber noch was gebastelt. Die Sachen werden von uns vor Ort verteilt oder können am Lautsprecherwagen abgeholt werden. Wir freuen uns, wenn ihr den Kram auch nutzt, damit wir nicht umsonst gewerkelt haben.
*** National- und Parteifahnen ***
Wir wünschen uns weder National- noch Parteifahnen auf der Demonstration. Auch wenn Menschen mit ihren Nationalfahnen vielleicht deutlich machen wollen, aus welchen Regionen der Welt sie kommen, sehen wir diese Fahnen dennoch als Hoheitssymbole von Staaten. Unserer Auffassung nach sind Staaten eher Teil als Lösung des Problems. Das Gleiche gilt auch für Parteifahnen. Bitte respektiert das!
*** Gefahrenquellen ***
Auch wenn wir eine offene und bunte Demonstration wollen, die viele Mitmenschen erreicht, kann es auch Gefahrenquellen am Demonstrationstag geben. Deshalb achtet bitte gut aufeinander, lasst euch nicht von einzelnen Idiot*innen provozieren und leistet Notwehr, falls ihr angegriffen werdet. Entdeckt ihr Neonazis und anderes rechtes Pack, dann weist eure Mitmenschen darauf hin und sagt notfalls den Ordner*innen Bescheid. Störaktionen durch rechte Gruppen, vor allem propagandistischer Natur, sind leider ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen.
Für weitere Infos (Übersetzungen folgen): https://www.facebook.com/events/1969806533269469/
Für Anregungen oder Rückfragen, schreibt gerne an: frauenkampftagsbuendnis_hro@riseup.net
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