Update Outcall Erfurt vom 15.08.2021 - NACHOS STATT MACHOS

Update NACHOS STATT MACHOS (Oktober 2021)
Veröffentlichung eines Erfahrungsberichts über sexuelle Gewalt
Update zum Outcall vom 15.08.2021 aus Erfurt: https://de.indymedia.org/node/151006

Vor einigen Wochen wurde von uns ein Outcall über sexuell übergriffiges Verhalten durch “Sebbo” (Umfeld AJZ in Erfurt) veröffentlicht und eine Kontakt-Emailadresse eingerichtet. Inzwischen haben sich mehrere weitere Betroffene gemeldet. Die Schilderungen reichen ca. 10 Jahre zurück, Frauen berichten (schriftlich oder im persönlichen Gespräch) immer wieder von ähnlichen Erfahrungen. Um die Anonymität der einzelnen Betroffenen zu wahren, haben wir in Absprache mit den Betroffenen beschlossen, die verschiedenen Schilderungen unter ein paar Stichpunkten zusammenzufassen:

• Niedermachen & Diffamierung: Während der Beziehung werden Frauen ständig niedergemacht (angefahren, angeschrien, beschuldigt) und sollen am Besten schön hörig sein. Nach der Beziehung werden sie im Freundeskreis und vor der neuen Partnerin diffamiert und es wird gegen sie mobilisiert.
• Emotionaler Druck, Manipulation & Lüge: Partnerinnen werden massiv emotional unter Druck gesetzt, auch wenn sie die Beziehung beenden wollen. Es werden Krankheiten erfunden oder mit Suizid gedroht, um die Partnerin an sich zu binden. Darüber hinaus gibt es auch erfundene "Heldengeschichten" um Eindruck zu schinden & sich als Szene-Macker zu inszenieren. Nach der Beziehung kommt es zu Stalking und Drohungen.
• Chronisches Fremdgehen: Es gibt mehrere Berichte vom chronischen Fremdgehen & Lügen darüber (während er große Eifersucht zeigt). Über den Vertrauensbruch hinaus bedeutet das auch ein Risiko für die sexuelle Gesundheit der Partnerin. Wenn ein Partner ohne das Wissen der anderen Person ständig wechselnde Sexualkontakte hat, fehlt ein umfassendes Bild für eine informierte, eigene Entscheidung über Verhütungsmethoden. Bei ungeschützten Geschlechtsverkehr wird in Kauf genommen, dass sich sexuelle Krankheiten übertragen, ohne dass Partner:innen das Risiko kennen.
• Körperliche Gewalt & sexuelle Gewalt: Es gibt Berichte über körperliche Gewalt in Streitsituationen. Außerdem berichten Frauen davon, ständig sexualisiert worden zu sein und unter enormen Druck gesetzt worden zu sein, Sebbos sexuelle Fantasien zu erfüllen oder bei Lust zur Verfügung zu stehen. Auf ein "Nein" (das häufig mehrfach & immer wieder geäußert werden musste) wurde mit Vorwürfen, abstrafendem Verhalten und großem emotionalen Druck reagiert. Nein-Sagen wurde übergangen, sexuelle Handlungen wurden erzwungen. Außerdem setzte Sebbo selbstverletzendes Verhalten ein & verletzte sich selbst körperlich vor Partnerinnen, um Druck auf seine Partnerin auszuüben und zum Beispiel eine Trennung zu verhindern.
• Erleichternde Faktoren: Teilweise erleichtern sowohl große Altersunterschiede in den Beziehungen als auch das "Szene-Standing" die Manipulation und Gewalt. Gegen Partnerinnen, die viel jünger und auch noch nicht so lange in der Szene sind, lässt sich der Freundeskreis leichter mobilisieren & es fällt weniger auf, wenn die Partnerinnen nach einer Trennung aus der Szene wieder verschwinden. Männer-Freundeskreise, in denen man noch bei der beschissesten Sache zueinander und gegen die "Weiber" hält, tun ihr übriges.

Alle diese Punkte wurden uns mindestens mehr als einmal aus einer Beziehung mit Sebbo erzählt. Nicht alle Frauen, die sich an uns gewandt haben, haben uns im Detail von ihren Erfahrungen erzählt & nicht jede hat alle diese Erfahrungen machen müssen. Darüber hinaus gibt es bestimmt weitere Partnerinnen (Beziehung oder Sex), über deren Beziehung zur Sebbo wir nichts sagen können und die vielleicht auf keine Gewalt erfahren haben. Es wäre unangemessen, auf Expartnerinnen von Sebbo zuzugehen, diese automatisch als Betroffene zu labeln und davon auszugehen, man wisse alles über ihre Beziehung oder diese würde auch darüber reden wollen. Respektiert bitte entsprechend die Privatsphäre von euren Freundinnen und Genossinnen und streut keine Gerüchte.

Vom AJZ Erfurt gibt es inzwischen ein Statement, in dem ein vorläufiges Hausverbot (ein Jahr) ausgesprochen wird: https://de.indymedia.org/node/151922

Wir bedanken uns für die vielen Solidaritätsbekundungen & bei den Betroffenen für ihr Vertrauen und ihren Mut, über ihre Erfahrungen zu sprechen & das Schweigen zu brechen. Teilweise haben sie sich bei uns gemeldet, damit die Betroffene aus dem ersten Outcall nicht alleine mit ihren Äußerungen dasteht & damit ihr geglaubt wird. Vielen Dank für den Support!

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