Heute wurde das Haus in der Willy-Brandt-Alle 18 in Lübeck von uns besetzt.

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Heute wurde das Haus in der Willy-Brandt-Alle 18 von uns besetzt.
Eine Hausbesetzung gab es in Lübeck nun schon länger nicht mehr. Es ist ziemlich ruhig um das Thema Wohnraum in Lübeck geworden. Doch diese Ruhe ist mehr als trügerisch.
Gerade in den letzten Jahren ist das Wohnen auch hier immer teurer geworden.

Dank der mangelnden Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs in Lübeck will jede*r in der Innenstadt oder in den angrenzenden Stadtteilen wohnen. Das lässt die Preise dort in, für gewöhnliche Menschen, unbezahlbare höhen steigen. Steigende Mieten und gleichbleibende Löhne führen zu einer Verdrängung der Ärmeren in die Randbezirke. Und wer erst einmal in Hudekamp oder Buntekuh leben muss, dem wird dadurch der Anschluss an den Rest der Gesellschaft verwehrt.

Diese Verdrängung findet statt, während in und um die Altstadtinsel zahlreiche Häuser teilweise mehrjährig leer stehen, einfach nur weil Wohnraum als Spekulationsobjekt profitabler ist, als wenn er für seinen eigentlichen Zweck, das drin Wohnen, genutzt wird.
Was den Kostenfaktor des Wohnens angeht, so blickt Lübeck wohl gerne auf seinen direkten Nachbarn Hamburg, wo der Quadratmeter-Preis bei ca. 15 Euro im Monat liegt. Eine schrittweise Angleichung an diese Verhältnisse wird wohl auch in den nächsten Jahren zu erwarten sein.

Durch Aktionen wie die Vertreibung der Drogenkonsument*innen aus dem Krähenteich, die Eindämmung von Schlafplätzen für Obdachlose in der Innenstadt sowie die Errichtung von unbezahlbaren Neubauwohnungen wie in der Wallstraße wird Lübeck mehr und mehr zur Stadt der Reichen. Der Hansestadt geht es vor allem um ein Tourist*innen freundliches Stadtbild das von Wohlstand, Sauberkeit und Ordnung geprägt ist.

Diese trügerische Ruhe, in deren Schatten all diese unmenschlichen Prozesse stattfinden, wollen wir heute durch einen Aufschrei durchbrechen.
Einen Schrei der Ausdrückt, dass wir die durch den Staat geförderte Kapitalistische Wirtschaft, die Wohnraum zur Ware macht anprangern und ablehnen.
Wir haben es satt, dass wir teilweise über die Hälfte unserer Gehälter für ein Dach über dem Kopf ausgeben müssen, dass viele Menschen obdachlos sind, obwohl genug Wohnraum leer steht und, dass Gentrifizierung, Luxussanierung sowie Immobilienkonzerne wie z.B. Vonovia durch reine Profitgier und dem Wunsch nach einem guten städtischen Ansehen uns aus dem öffentlichen Bild an die Stadtränder verdrängen wollen.

Wir besetzen dieses Haus, weil die Politik keinerlei Hilfe ist im Kampf um Wohnraum für alle.
Wenn entsprechende Gesetze, wie der Mietendeckel in Berlin etabliert werden, so werden sie kurz daraufhin wieder gekippt oder durch ungerechtfertigte Nebenkostenabrechnungen sowie angeblich notwendige Luxussanierungen umgangen.
Wenn Häuser besetzt werden, um all dem Einhalt zu gebieten, werden sie daraufhin von der Polizei geräumt, wie schon mehrere Hausprojekte bundesweit in den letzten zwei Jahren.
Nächste Woche soll es schon wieder zu einer Räumung kommen. Das Jugendzentrum „Potse“ in Berlin ist bedroht und soll am 19.05.21 neuen Büro-Gebäuden weichen.

Auch deshalb, weil so viel Freiräume bereits Zerstört wurden oder davon bedroht sind wollen wir uns heute Präsent machen und zeigen, dass wir uns den Raum, der allen Menschen zu steht, einfach nehmen. Abseits von Staat und Kapital, ganz unbürokratisch und direkt.

Solidarität mit der Potse und allen anderen Hausprojekten. Friede den Freiräumen und Krieg der Stadt der Reichen!

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