08. Mai - Wer nicht feiert, hat verloren!

Event Datum: 
Samstag, Mai 8, 2021 - 14:30
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Statement zur Tranpiaktion in Halle. Weil die Alliierten die Deutschen nicht befreit, sondern besiegt haben.

8. Mai – Wer nicht feiert, hat verloren - Wieso all diese Plakate in der Satdt?! Statement zur Tranpiaktion in Halle. Weil die Alliierten die Deutschen nicht befreit, sondern besiegt haben. Jahr für Jahr belobpudeln sich die Deutschen mit ihrem Wunder der „Entnazifizierung“. Als es am 8./9. Mai 1945 schlussendlich den Alliierten gelang, Nazideutschland zur Kapitulation zu treiben, waren so nicht nur 6 Millionen Juden und Jüdinnen ermordet, sondern plötzlich auch ihre Mörder verschwunden. Niemand wusste was in den KZs geschah, niemand stand freiwillig an der Front und niemand hatte je ernsthaft an die nationalsozialistische Ideologie geglaubt. Diese "wir wussten von nichts"-Rhetorik übernimmt für Deutschland in der "Entnazifizierung" eine entschiedene Funktion: sie ist der erste Schritt zur Täter-Opfer Umkehr, welche sich anschickt, antisemitische Stereotype zugunsten einer vermeintlichen deutschen Mittellosigkeit beziehungsweise zulasten des jenigen Teils jüdischen Lebens und jüdischer Kultur, die von Nazideutschland noch nicht vernichten werden konnte, zu reproduzieren. Statt Aufklärung gegen Antisemitismus etabliert sich in Deutschland schlichtweg ein neuer Antisemitismus, der Offentsichtliches antisemitischer Sprache tabuisiert, sich in ein neues Gewand hüllt (sehr gerne in das des imperialistischen Israelis, der doch aus der Shoah gelernt haben müsste). Die Tätergeneration zog sich die weiße Weste an, die nachfolgende konnte (und wollte!) sie nicht enttarnen und heute sterben allmählich die Letzten, die von den Gräueltaten der Deutschen aus erster Hand berichten können. Und anstatt sich jeden Tag aufs Neue zu erinnern, dass „Nie wieder!“ mehr als nur eine hohle Phrase ist, wird öffentlich über die heutige Schuldfrage Deutschlands diskutiert, nicht nur seitens der AfD, sondern stellt dies den Kanon der deutschen Mehrheitsgesellschaft dar. Halle übernimmt in diesem geschichtsrevisionistischen Trauerspiel noch einmal eine ganz besondere Rolle, da sie sich (leider) zu einer der wenigen Städte zählen darf, die nicht durch die alliierten Bomber dem Erdboden gleich gemacht wurde. Inszenierter Held dieses historischen Patzers ist Felix Graf von Luckner, dem zugedichtet wird, durch diplomatische Meisterleistungen die Feinde davon abgehalten zu haben, der Saalestadt einen bombastischen neuen Touch zu verleihen. Nüchtern betrachtet war Luckner jedoch nicht mehr als ein übergriffiger Säufer, der nicht nur unzählige Morde im Ersten Weltkrieg als erfolgreicher Seeoffizier zu verzeichnen hatte und nach dem Zweiten Weltkrieg in der ganzen Welt Vorträge über die Einzigartigkeit des deutschen Volkes hielt, sondern zudem einen verschwindend geringen Anteil an dem Schicksal Halles nahm. Zum einen, da die sich „freiwillig ergebende“ Bevölkerung, die den Krieg maßgeblich mittrugen, eben weil sie die NS-Ideologie mitsamt ihrem vernichtungsantisemitischen Kern adaptierte, ihr nacheiferte, weil sie aus völkisch Deutscchen besteht, die Amerikaner alles andere als freudig in Empfang nahm.Zum anderen da die Lust der Wehrmacht, sich an der Front weiter verheizen zu lassen, sank und die drohende Niederlage nicht mehr zu übersehen war. Der ein oder andere Gruß von oben hätte den ortsansässigen Krauts wohl ganz gut getan.Heute am 8. Mai gilt es zu feiern und zu danken. Danke an die Rote Armee, die US-Amerikaner, die Briten, die Franzosen und die Polen, dass sie die Nazis mit allen Mitteln zu Fall brachten. Und vor allem wollen wir denen in die Suppe spucken, die sich ein helles Deutschland herbeifantasieren, das seit 1945 frei von Faschisten sei. Das war in den Nachkriegsjahren falsch, genauso wie es heute falsch und erlogen ist. Es braucht nur ein Geflüchtetenheim, eine Shishabar oder eine Synagoge um den wütenden Mob auf die Straße oder den Einzelfall an die Front aus den deutschen Reihen zu generieren. Wer denkt, die NS-Ideologie, der antisemitische Vernichtungswahn und die Sehnsucht nach dem 1000 jährigen deutschen Reich verschwand vor 76 Jahren am 8. Mai, ist nach wie vor ein Teil davon. Wir feiern heute, nicht mit euch, nicht wegen euch, sondern über euch. Nie wieder Faschismus.Nie wieder Deutschland. Nie wieder Auschwitz.Den Worten müssen Taten folgen!

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