Räumungsthermin der Potse: 19.05.21
Zum räumungsversuch der potse am 19.05.21
Wir sind eine Gruppe junger Anarchist*innen die in der Potse groß geworden sind und diese so verteidigen werden, wie sie uns beschützt hat.
Die Potse ist für uns ein Rückzugsort, ein safer Raum, ein Ort zum Planen, organisieren, Bier trinken, ein Wohnzimmer, der Raum in dem sich viele von uns politisiert haben. Ein Queerer Ort in dem wir der Gewalt des kapitalistischen Alltags für einen Moment entfliehen können um durchzuatmen. Die Potse ist nun seit über 5 Jahen von der Verdrängung bedroht, welche nicht nur den schöneberger Nordkiez verändert sondern ganz Berlin zu einer anderen Stadt macht.
Eine Stadt welche die sozialen Treffpunkte verschluckt und Eigentumswohnungen, Co Working und Luxusimobilien wieder ausspuckt. Eine Stadt der Reichen, dessen Leben regiert wird von Investor*innen, Spekulant*inen und Lobbyist*innen. Eine Stadt welche sich als Bunt, Sozial und Multikulturell bezeichnet und gleichzeitig dafür sorgt das Orte wie die Liebig34, die Meuterei, die Friedel, die Bucht für alle, das Syndikat und viele weitere Räume und Plätze gewaltsam geräumt werden. Orte welche für uns ein Zuhause waren und sind. Jetzt ist auch die Potse dran: am 19.05.21, um 8:00 Morgens soll das autonome Jugendzentrum von den Bullen und Gerichtsvollzieher*in geräumt werden. Befehligt von der schöneberger Bezirkspolitik um Platz zu machen für Co Working und Co Living an welchem sich teils unbekannte Investor*innen bereichern. Investor*innen welche sich hinter einem undurchsichtigen Konstrukt an Briefkastenfirmen verstecken um den größt möglichen Profit zu erzielen. Sie werden sich an unserem Verlust und an unserer Verdrängung bereichern, bis Berlin komplett aufgekauft und komerzialisiert wurde. Bis es keine sozialen Orte, Kiezkneipen, Hausprojekte, Wagenplätze und Jugendzentren gibt welche sie zerstören können. Wir Trauern um den drohenden Verlust der Potse.
Trauer hinterläst oft ein Gefühl der Hilflosigkeit, doch diese Räumung ist kein tragischer Unfall den niemensch hat kommen sehen, sie ist kein unglücklicher Zufall den niemensch hätte verhindern können. Und so wird aus unserer Trauer Wut! Wut auf diejenigen die diese Räumung veranlassen!
Wut auf das Land Berlin, welches das Gebäude einfach verhökert hat!
Wut auf ein Rechtssystem welches es ermöglicht, das ein Gebäude von einer Briefkastenfirma gekauft wird bei der kein Mensch nachvolziehen kann wem dieses Geflecht gehört!
Wut auf Rent24, die unser Wohnzimmer in einen Tempel des Kapitalismus verwandeln wollen!
Wut auf den Senat und die Parteien, die die Aufwertung und Verdrängung in dieser Stadt nicht nur hinnehmen sondern aktiv befeuern und begünstigen!
Wut auf ein System, dessen einziger Sinn es ist, das einige wenige immer mehr und mehr bekommen und alle Anderen früher oder später auf der Strecke bleiben!
Wut auf einen Jugendstadtrat, der die Potse aus den Räumen schmeißt da die miete zu teuer ist, in einem Gebäude das ursprünglich dem Land selbst gehörte!
Und natürlich Wut auf die Bullen die all diese Scheiße mit Gewalt durchsetzen! "Das sind doch bloß ein paar Kinder und Jugendliche, was sollen die schon groß tun wenn wir ihren Lebensraum zerstören, ihnen die Schutzräume entziehen und sie mit Polizeigewalt aus ihrem Wohnzimmer schmeißen"? Das ist die Aussage hinter dieser Räumung. Aber anstatt "Endlich Erwachsen" zu werden, werden wir laut, wütend und spucken Feuer wie die Drachen der Dragi. Wir werden so lange jammern und klagen, kratzen und beißen, bis ihr uns in euren Träumen hört.
Auch wenn wir in euren Augen nur ein paar Kinder sind, hilflos sind wir nicht! Denn wir sind viele und gemeinsam sind wir gefährlich. Wir wissen wer für diese Räumung verantwortlich ist und wir wissen wie wir euch am schmerzhaftesten treffen. Wir sind kaputt von einem Schulsystem das uns einzig und allein auf die Verwertung unserer Arbeitskraft vorbereitet und kaputt von einer Gesellschaft, die uns in Geschlechterrollen zwingt in die wir nicht passen.
Wenn nun auch unsere letzten Rückzugsorte zerstört werden werden wir Explodieren. Wir werden neue Räume schaffen, Häuser besetzen und so viel Chaos und Schaden anrichten wie möglich. Unsere Trauer wird zu Wut! Je mehr sie uns in die Ecke drängen desto größer wird unser Widerstand!
Wir werden die Potse verteidigen, keine weitere Räumung hinnehmen und uns den Prügelschergen in den Weg stellen! Bringt eure wut mit uns auf die Straße, seid solidarisch, plant dezentral und passt auf einander auf.