Ueber das gewaltsame Verschwinden von Santiago Maldonado
Ueber das gewaltsame Verschwinden…
Von der Wut gegen ein unterdrueckerisches, brutales System samt den Menschen die es stuetzen sowie der Solidaritaet mit den Aufstaendischen die es herausfordern und bekaempfen!
Im Sueden…
...ein Territorium - gewaltsam und brutal angeeignet vom argentinischen Staat.
1878-1880 in der “Wuestenkampagne” (finanziert unter anderem von europaeischen Unternehmen und durchgefuehrt unter der Leitung von General Julio Argentino Roca) veruebte der argentinische Staat einen Genozid an der indigenen Bevoelkerung um den Weg freizumachen fuer den wirtschaftlichen “Fortschritt” und die Besiedelung des Suedens durch europaeische Einwanderer. Dabei wurde soweit gegangen, dass Menschen mitsamt ihrer Kultur verschleppt, als lebende Objekte ins Museum gesperrt und als ein Relikt der Vergangenheit, als Attraktion ausgestellt wurden.
Unterstuetzer der “Wuestenkampagne” wurden mit reichlich Land belohnt, darunter englische Unternehmer, die ueber 900.000 Hektar erhielten fuer ihren finanziellen oder logistischen Beitrag. Schon damals wurden die eigenen Grenzziehungen nicht eingehalten und weitere Landstuecke wurden usurpiert. In einem dieser laut historischem Archiv Argentiniens der indigenen Gemeinschaft zuerkannten Gebiet wiederholt sich heute die Geschichte.
Der Konzern Benetton (“United colours of Benetton”…) ist der groesste private Landbesitzer in Argentinien und “rechtmaessiger” Besitzer des von englischen Unternehmern erworbenen 900.000 Hektar grossen Territoriums. Rechtmaessig werden auch die als Terroristen diffamierten indigenen Mapuche unterdrueckt, angegriffen und bekaempft. Der Kampf der indigenen Gemeinschaften wird kriminalisiert und ihre Territorien militarisiert.
Eine Gruppe entschlossener Menschen widersetzt sich der herrschenden Logik und nimmt sich ein Stueck Land zurueck, das der Megakonzern Benetton fuer sich beansprucht. Ohne Kompromisse lassen sie sich nicht vernaschen von den suessen Angeboten des argentinischen Staates, welcher versucht sich die indigene Kultur einzuverleiben und die Geschichte vergessen zu machen.
Sie kaempfen fuer ein selbstbestimmtes Leben mit Werten, die der kapitalistischen Gesellschaft entgegenstehen. Ziel ist es nicht ihre Kultur, ihr Dasein, ihr Leben wie ein trockenes Samenkorn nur aufzubewahren, sondern es keimen zu lassen…
Facundo Jones Huala, Lonco (politisch/kultureller “Kopf”) der Mapuche-Gemeinschaft im Pu Lof im Widerstand (Departamento Cushamen, Provinz Chubut) wurde am 28.6.2017 erneut festgenommen wegen eines Deliktes das er angeblich in Chile begangen haben soll, fuer das er allerdings schon abgeurteilt und freigesprochen wurde. Er befand sich fuer mehrere Wochen im Hungerstreik.
Bei einer solidarischen Demonstration fuer die Freilassung von Facundo in Bariloche griff die Polizei hart durch und mehrere Demonstrant_innen wurden verletzt.
Um auf die Situation des Lonco und die Repression in Bariloche aufmerksam zu machen wurde daraufhin am 1.8.2017 eine Strasse beim widerstaendischen Pu Lof mit Barrikaden versperrt. Flugblaetter wurden verteilt, um die sofortige Freilassung von Facundo zu fordern, die Repression in Bariloche zu verurteilen und auf die Situation aufmerksam zu machen.
Santiago Maldonado ist bei der Aktion dabei. Entschlossen und solidarisch.
Die Strassensperre wird daraufhin von Repressionsorganen geraeumt und saemtliche Zufahrtsstrassen abgeriegelt. Die Zone wird unter dem Ausschluss der Oeffentlichkeit militiarisiert. Das Mapuche-Territorium der indigenen Gemeinschaft wird angegriffen. Bei dem Angriff werden Huetten, Matratzen, Decken, Kleidung, Zelte und andere Gegenstaende zerstoert und niedergebrannt.
Diesmal wird auch scharf geschossen. Repressionsorgane stuermen das Territorium und machen regelrecht Jagd auf Mapuche. Schuesse hallen. Die Jagd endet am Fluss, der durch das Territorium fliesst.
Santiago schafft es nicht unter Kugelhagel auf die andere Seite zu fliehen. Das letzte Mal wird er gesehen an einen Baum geklammert, von Gendarmen umgeben die auf ihn einpruegeln.
Mit dabei bei der Repression auch ein Lastfahrzeug der Gendarmerie. Im Verlauf der Repression bilden Gendarmen eine Kette um zu verhindern, dass gesehen wird was in das Fahrzeug geladen wird.
Der Wagen verschwindet...
Santiago verschwindet…
Der Staat mit seinem Repressionsapparat versucht nun das Verschwinden zu vertuschen. Tagelang geschieht nichts. Erst auf Druck der Familie Santiagos und internationaler Menschenrechtsorganisationen werden involvierte Einheiten und Geraete ueberprueft und Gutachten erstellt. Saemtliche Einsatzfahrzeuge, Waffen und Geraete wurden vorher natuerlich gruendlichst gesaeubert.
Sie koennen versuchen alles zu vertuschen und all ihre Scheisse zu verstecken, aber soviel Seife sie auch verwenden, ihre Komplizenschaft koennen sie sich nicht abwaschen. Sie sind alle schuld… egal ob aus Gehorsam oder Ueberzeugung.
Die Scheisse laeuft ueber in dieser Institution mit ihrer perversen Ideologie, die staendig neue Risse bekommt und durch ihren vertikalen Militarismus sich selbst in ihrer eigenen Kloake versenkt!
Die Kette der Komplizenschaft ist lang und breit. Von den Gendarmen, den Einsatzleitern und Justizbeamten die an der Repression direkt beteiligt waren ueber die Chefs der Gendarmerieeinheiten in Esquel, Bolsón, Bariloche und allen anderen Einheiten, die Einsatzkraefte gesendet haben. Die verantwortlichen lokalen, regionalen, provinzialen und nationalen politischen Funktionaere die ein “hartes Durchgreifen” fordern – genauso wie die Menschen die diese Politik unterstuetzen. So tun als haettet ihr nichts gewusst befreit euch nicht von eurer Komplizenschaft! Die die wegschauen (meist nach rechts) oder angeben nichts gewusst zu haben oder die, die einfach nur so tun als ob… ihr seid alle Komplizen!
IHR ALLE SEID MIT SCHULD AM GEWALTSAMEN VERSCHWINDEN VON SANTIAGO MALDONADO!!!
Das gewaltsame Verschwinden ist keine historische Graeueltat aus vergangenen Diktaturen. Auch in demokratischen Verhaeltnissen verschwinden Menschen gewaltsam! 5000 Menschen gelten aktuell allein in Argentinien als verschwunden!
So wie Santiago Maldonado, “El Brujo” - ein solidarischer, aufstaendischer Mensch der sich nicht mit den herrschenden Normen zufrieden gab. Ein Compañero. Er ist einer von vielen… den herrschenden ist es aber diesmal nicht gelungen ihre Taten zu verstecken, verschweigen oder zu leugnen, so sehr sie es auch versuchten! Ein Monat ist es
Lebend wurde er verschleppt, lebend wollen wir ihn zurueck!
Kraft und Mut denjenigen, die sich queer stellen gegen Staaten, ihre Rechtssysteme, ihre Knaeste und Folterkammern.
Nunca más desaparecidos forzados!
Gegen das Verschwinden!
Gegen das Vergessen!
Weitere aktuelle Infos: www.santiagomaldonado.com