Niemand ist vergessen! Amadeu Antonio - vor 30 Jahren von Nazis ermordet.
Anreise aus Berlin:
Auf Grund der Corona-Reiseanordnungen, wird kein offizieller, gemeinsamer Anreisepunkt beworben. Organisiert eure Anreise eigenständig und beachtet, dass ihr nicht mit Personen aus zu vielen, verschiedenen Haushalten anreist. Aus gegenseitiger Rücksichtnahme halten wir Abstände ein und tragen Maske. Dafür bedarf es keiner staatlichen Hinweise.
Treffpunkt in Eberswalde:
13.00 Uhr | Bhf. Eberswalde | Um 13.15 Uhr gemeinsame Weiterfahrt mit dem Bus 861 bis »Eisenpalterei Gewerbe«
Gedenken:
14.00 Uhr: Lichterfelder Str./Eberswalder Str.
Hintergrundinfos / Links:
Light me Amadeu: www.light-me-amadeo.org
Sonderseite zum Mord: www.amadeu-antonio.de
DLF zum Verschweigen des Mordes: www.deutschlandfunkkultur.de/25-todestag-von-amadeu-antonio-kiowa-als-alle-schwiegen.1001.de.html?dram:article_id=337815
Am Abend des 24.11.1990 erhält der Wirt des Hüttengasthof von der Polizei den Tipp, dass eine Gruppe von ca 60 Personen auf dem Weg sei mit dem Ziel »Ausländer zu klatschen«. Der Wirt schickt die Gäste nach Hause und verschließt den Laden. Unter Ihnen ist Amadeu Antonio Kinomba. Der damals 27-Jährige kam mit dem Versprechen auf ein Luft- und Raumfahrtstudium aus Angola in die DDR, um dann in Eberswalde als Fleischer arbeiten zu müssen.
Als er sich mit seinen Freund*innen auf den Weg zurück zu in das ihm zugewiesene Wohnheim macht, laufen diese in die Arme des Mobs. Während die Freundinnen und Freunde von Amadeu verletzt fliehen können, wird Amadeo von einer ca 10-köpfige Gruppe Amadeu attackiert. Mit Schlägen, Tritten und einem Baseballschläger verletzen sie den jungen Menschen schwer. Sie springen im auf den Kopf und lassen erst von ihm ab als sich ein Linienbus nähert. Amadeu wird nie wieder das Bewusstsein erlangen und stirbt eine Woche später, am 6. Dezember, ohne noch einmal aus dem Koma zu erwachen. Seine Freundin ist zu diesem Zeitpunkt hochschwanger.
Drei Polizisten in zivil beobachtet dies aus einem nahegelegenen Pförtnerhäuschen. In unmittelbarer Nähe hält sich eine weitere Gruppe Polizisten auf. Doch sie greifen nicht ein. Die Polizei wusste zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Wochen, dass sich an diesem Abend Nazis zusammenfinden wollten, um all jene anzugreifen, die nicht in ihr völkisches Weltbild passen.
Zwei Jahre später verurteilt die Justiz nur drei der Täter. Aus der Gruppe der Angreifer leben noch heute viele im Barnim und rühmen sich mit ihrer Tat. Diese wird vom Gericht als Gruppenprozess unter Jugendlichen verharmlost. Dass manche der Täter bereits ein Jahr später im Jahr 1991 am Mord an Falko Lüdtke in Eberswalde mit beteiligt sein werden, zeigt wie falsch das Urteil des Gerichts war. Auch die drei Zivilpolizisten werden wegen Unterlassung angeklagt, jedoch nicht verurteilt.
Auch wenn sich seitdem viel in Eberswalde geändert hat und es einige zivilgesellschaftliche Initiativen gibt, sind die Täter von damals nicht weg und die Zahlen rassistischer Gewalt im Landkreis Barnim hoch wie nie. Am grundlegenden Problem hat sich leider wenig geändert. Rassistische Vorfälle bilden laut der Opferperspektive, die Betroffene von rechter Gewalt unterstützt und in Brandenburg eine Chronik rechter Gewalttaten führt, weiterhin den bedeutenden Großteil der bekannten Fälle. Neben den organisierten Kameradschaften und rechten Terrorzellen, sind es vor allem die rassistischen Durchschnittsdeutschen, die neben dem Rassismus der Behörden für migrantische Menschen eine tägliche Gefahr darstellen. Sie sind tickende Zeitbomben, die neben uns im Bus sitzen und nur darauf warten bis sie wieder austicken. Wir wollen diese Zustände nicht hinnehmen und darum an die Betroffenen von rassistischer Gewalt erinnern!
Seit 30 Jahren erinnert die migrantische Comunity/progressive Zivilgesellschaft an Amadeu Antonio. Maßgeblich wird dieses Erinnern getragen vom afrikanischen Kulturverein Palanca e.V. und dessen Initiative »light me Amadeo«. 30 Jahre Gedenken an Amadeu heißt sich gegen den verdrängenden Umgang gegenüber dem Nazimord zu Beginn der 90er/00er Jahre zu behaupten. 30 Jahre Gedenken, bedeutet sich 30 Jahre dem Alltagsrassismus in Eberwalde zu entgegenzustellen. Es bedeutet nicht locker lassen im Streben um ein lebenswertes Leben für alle. Die Teilnahme am Gedenken am 6. Dezember beutet für uns genau darum auch eine Wertschätzung des Kampfes, den antirassistische Aktivist*innen in Eberswalde seit so vielen Jahren führen. Kommt darum am 6. Dezember mit uns nach Eberswalde!
Niemand ist vergessen!
Nichts ist vergeben!
Rassismus aufdecken und bekämpfen!
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