Hildesheim: Kriegerdenkmal am Galgenberg hat sprechen gelernt
In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai haben Aktivist*innen das Kriegerdenkmal am Galgenberg in Hildesheim verschönert. Damit unterstützen sie den bundesweiten Aktionstag von Rheinmetall Entwaffnen und dessen Fordeung, #HealthcareNotWarfare: “Gegen Rüstungsproduktion und Krieg. Für Gesundheitsversorgung für alle.”
Alle in Hildesheim kennen es.
Sobald mensch sich auf den Weg zu einem gemütlichen Spaziergang macht, raus aus der Stadt, rein in die Natur, gibt es fast keinen Weg vorbei am Galgenberg und seinem bewachenden Steinkrieger.
Mit Blick auf die Inschrift des am 10. Juni 1939 eingeweiten Kriegerdenkmals: „Die Ihr das Leben gabt in Schicksalszeit – gewannt dem Volk und Euch Unsterblichkeit.“ wird deutlich, dass es sich hierbei um eine Würdigung von Heldentaten deutscher Soldaten im ersten Weltkrieg handelt.
Aber was ist heldenhaft daran, von einem Staat gezwungen zu werden mitverantwortlich zu sein für einen Krieg in dem etwa 17 Millionen Menschen ihr Leben verloren haben? Und was ist heldenhaft daran, zur Waffe zu greifen und wie die Soldat*innen der Bundeswehr bis heute, in blindem Gehorsam die ewige, unhinterfragte Treue einem Land zu schwören, dass Kriege weltweit mit Waffen beliefert?
Wir, die Militarybusters, haben dazu eine klare Antwort: „Gar nichts!“ Wir wollen die Erinnerungskultur, sowie die stetig steigenden Ausgaben für militaristische Sicherheitspolitik Deutschlands in Frage stellen.
In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai haben Aktivist*innen das Kriegerdenkmal am Galgenberg in Hildesheim verschönert. Damit unterstützen sie den bundesweiten Aktionstag von Rheinmetall Entwaffnen und dessen Fordeung, #HealthcareNotWarfare: “Gegen Rüstungsproduktion und Krieg. Für Gesundheitsversorgung für alle.”
Wir freuen uns, dass in Hildesheim endlich mal was antimilitaristisches passiert und solidarisieren uns mit dem Busting am Kriegerdenkmal.
Nicht zum Ersten Mal wurde das, in der NS-Zeit entstandene, Denkmal und dessen Ausdruck von nationaler Heldenverehrung, mit Kleister und Farbe in seiner Wirkung umgedreht. Schon in den Jahren 1980 und 1981 wurden hier immer wieder kreative Verschönerungsmaßnahmen unternommen, wie auch auf der Informationstafel etwas unterhalb des Denkmals dokumentiert wurde.
Durch die neu angebrachten Sprechblasen wird der Fakt in den Raum gestellt, dass Deutschland aktuell “Aufrüstungsweltmeister mit 10% Steigerung der Militärausgaben” im Vergleich zu 2018 ist.
Der Steinkrieger reagiert vorwurfsvoll und zynisch, was in Anbetracht seiner Expertise und seinem Alter verständlich ist: „Merkste selber, ne? In 100 Jahren nichts gelernt!“ Damit macht er klar, dass bis heute unter Vorwänden wie „Freiheit“, „Menschenrechte“ und „Demokratie“ Kriege unterstützt werden.
Dabei geht es um Profit und Rüstungsexporte.
Ein Blick in die Berichte der Bundesregierung zu Rüstungsexporten zeigt deutlich: Deutschland exportiert Kriegsgeräte an Länder, die an Kriegen beteiligt sind, in Spannungs- und Krisengebieten liegen oder auch an autoritäre Regime und Diktaturen in denen Menschenrechte verletzt werden.
Mit Genehmigung der Bundesregierung belieferten deutsche Waffenhersteller zum Beispiel die Armeen des Irak, Saudi-Arabiens, der Philippinen, Indiens und Kolumbiens. Darüber hinaus kämpfen laut Berichten von Amnesty International auch der sogenannte Islamische Staat und die Taliban im Irak, in Syrien und in Afghanistan mit deutschen Waffen.
Die Verhältnisse die deutsche Waffen dort schaffen, zwingen Menschen täglich dazu, ihr zu Hause aufzugeben und Richtung Festung Europa zu fliehen, in der Hoffnung auf einen sicheren Ort.
An den Außengrenzen Europas angekommen, wird schnell klar, dass die Grenzsicherung der EU und vieler Staaten auf die Abwehr unerwünschter Einwanderung abzielt. Als wäre das noch nicht absurd genug, verdienen an dieser Stelle erneut Rüstungsindustrien, indem sie Grenzsicherungsanlagen und Überwachungselektronik liefern.
Wir fordern deshalb: Grenzen öffnen für Menschen! Grenzen schließen für Waffen!
Wir sind der Meinung, dass es unabhängige Instanzen braucht, die eine Instituion wie die Bundeswehr in der Öffentlichkeit als das enttarnt was sie ist: Eine profitversprechende Ausbeutungsmaschine, die nebenbei noch junge Menschen in ein Korsett der Heteronormativität und des Eurozentrismus zwängt.
Wir freuen uns, wenn ihr euch einbringt, indem ihr was zu diesem Thema schreibt, macht direkte Aktionen oder fangt ein Gespräch mit euren Liebsten darüber an. Wie wärs beim nächsten Spaziergang auf dem Galgenberg?