Bremen: Aufwertung? Abwerten! Angriffe auf Immobilienbüros und Vonovia

Aufwertung? Abwerten!

Erklärung zu den Angriffen & Aufruf zu direkten Aktionen gegen die Profiteur*innen der Verdrängung

In Bremen lassen sich aktuell zwei Tendenzen beobachten. Zum einen wird die Stadt der Reichen unaufhörlich vorangetrieben. Die Aufwertung geht einher mit Sanierungen, dem Neubau von luxuriösen Eigentumswohnungen, der Umwandlung von Mietwohnungen zu Eigentumswohnungen, der Etablierung hochpreisiger Läden, zunehmender Präsenz von Polizei, Objektschutz und Ordnungsamt, genereller Säuberung des Straßenbildes von Graffiti, von marginalisierten Gruppen und nicht-konformen Personen, wie z.B. Obdachlosen, Sexarbeiter*innen, Menschen mit vermeintlichem Migrationshintergrund, queeren Menschen, Drogenkonsument*innen, vermeintlichen Drogendealer*innen, etc.

Zum anderen wird diese Entwicklung öffentlich wahrgenommen und führt zu vielfältigen Protesten: Mieter_innen organisieren sich, Verbände demonstrieren, Basisinitiativen entstehen und in der bürgerlichen Presse wird laut über Mietpreisbremsen und manchmal gar leise über Enteignungen diskutiert.

Was fehlt, ist eine umfassende Praxis direkter Aktionen, die die Kämpfe gegen die Gentrifizierung, Ausbeutung und deren Profiteur*innen verschärft und den Widerstand gegen die kapitalistisch organisierte und vom Staat kontrollierte Stadt in ein unversöhnliches Terrain führt. In der Vergangenheit gab es unter anderem direkte Aktionen gegen Immobilienbüros, Vonovia Fahrzeuge und die Privathäuser von Gerichtsvollziehern. Sie hatten jedoch wenig Einfluss auf die Wohnraumdebatte. Aus diesen Gründen haben wir in den letzten Tagen eine Reihe von Angriffen durchgeführt.

11.08.2019 Fahrzeug von Vonovia in Bremen-Walle in Brand gesetzt

12.08.2019 Büro von Vonovia in Bremen-Gröpelingen zerstört und mit Parolen besprüht

13.08.2019 Scheiben zweier Immobilienbüros in Bremen-Findorff zerstört

13.08.2019 Scheiben von Immobilienbüro in Bremen-Walle zerstört und Parolen hinterlassen

14.08.2019 Fahrzeug von Vonovia in Bremer Neustadt tiefer gelegt und mit Parolen besprüht

14.08.2019 Immobilienbüro in Bremer Neustadt mit Parolen besprüht

16.08.2019 Fahrzeuge von Vonovia in Bremen-Findorff und Walle tiefer gelegt

17.08.2019 Fahrzeug von Vonovia in Bremer Neustadt entglast

17.08.2019 Scheiben von Immobilienbüro im Bremer Steintorviertel zerstört

 Warum Immobilienbüros? Warum Vonovia?

Immobilienbüros sind die Aushängeschilder von Gentrifizierung. Hier kaufen Wohlhabende Häuser und Wohnungen. Spekulation, Mietsteigerung und Verdrängung sind die Folgen. Immobilienbüros und -makler*innen sind direkte Profiteur*innen der Verdrängung und finden sich verstärkt in den Stadtteilen, die bereits stark von Gentrifizierung betroffen sind.

Vonovia fällt in der Debatte um Wohnraum immer wieder mit betrügerischen Nebenkostenabrechungen und exorbitanten Mietsteigerungen auf. Als größter privater Akteur auf dem Wohnungsmarkt in Bremen (und bundesweit) trägt der Konzern besondere Verantwortung für dessen Entwicklung. Der Wohnungsmarkt, in dem Wohnen zur Ware gemacht wird, ist kapitalistisch strukturiert. Im heutigen kapitalistischen Wohnungsmarkt wird Wohnen zur Ware gemacht. Deshalb gibt es keinerlei Interesse daran, dass jede Person, die eine Wohnung braucht auch eine bekommt. Daher ist auch das Wohnungsunternehmen Vonovia nicht an bezahlbarem und sozial verträglichem Wohnraum interessiert. Höchstens daran, dass Widerstand in jeglicher Form befriedet wird, damit die möglichst hohe Gewinnausschüttung über eine schnelle Rendite gewährleistet werden kann.

Die Wahl der Mittel

Die Verbreitung von Signalen der Unordnung führt zu einer Reihe von Dingen. Es erhöht unsere taktische Stärke, wenn wir eine Praxis des Vandalismus, der Eigentumszerstörung, der öffentlichen Besetzung und der Rowdys verfeinern. [...]

     Sie unterbrechen die Erzählung des sozialen Friedens und schaffen die unbestreitbare Tatsache, dass Menschen sich dem gegenwärtigen System widersetzen und gegen es kämpfen.“   

Signals of Disorder

Neben bereits erwähnten Zusammenschlüssen von Mieter*innen, selbstverwalteten Häusern und Mietenwahnsinn-Demos stärken gezielte Aktionen gegen Immobilienbüros, teure Läden oder Wohnungskonzerne die Praxis der Unordnung und der Wiederaneignung von Stadt. Profiteur*innen müssen markiert und Widersprüche zugespitzt werden.

Der Immobilienmarkt ist ein lukratives Geschäft - auf der ganzen Welt. Häuser, Grundstücke und Wohnungen sind attraktive Anlageprojekte, die ausschließlich als Investitionsmöglichkeit betrachtet werden. Die Menschen, die darin wohnen oder die sozialen Zusammenhänge in den Vierteln, die überhaupt erst eine Gesellschaft ermöglichen, spielen dabei nur peripher und wenn oft nur als Störfaktor eine Rolle.

Attraktiv sind Investitionsobjekte aber nur dann, wenn eine bestimmte Anlagesicherheit gegeben ist. Es muss gewährleistet sein, dass sich Verdrängungsprozesse nach Plan entwickeln, sich soziale Gefüge z.B. Nachbar*innenschaften widerstandslos auseinanderreißen lassen, Vereinzelung fortschreitet und schicke Neubauten unbeschadet bleiben. Diese Konsequenzen neoliberaler Stadtentwicklung müssen wir jedoch nicht hinnehmen und auch nicht akzeptieren, dass Wohnraum, der allen zustehen muss, zum Spekulationsobjekt gemacht wird. Immobilienspekulant*innen verunsichern und angreifen!!!

In diesem Sinne schlagen wir vor, eine Praxis sicht- und reproduzierbarer Angriffe zu etablieren. Ziele und Verantwortliche sind überall zu finden.

Stadt für alle!

 

 

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Ergänzungen