[HM] - Vortrag: "No more lies - Salafismus als konformistische Revolte"
Salafismus als konformistische Revolte
Vortrag & Diskussion
Salafismus, insbesondere in seinen personifizierten Formen der Koranverteilenden Männer mit langen Bärten sowie den nach Syrien gereisten IS-Anhängern, ist längst als Gefahr von Politik, Medien und Sozialarbeit anerkannt und in unzähligen Präventions- und Deradikalisierungsworkshops bekämpft worden. Die Antwort auf die viel gestellte Frage nach der Attraktivität der reaktionären islamistischen Ideologie wird jedoch nicht in eben jener selbst als Gegenkonzept zur westlich-säkularen Gesellschaft gesucht, sondern auf “Verführer” und einzelne “Hassprediger” in sozialen Medien und Hinterhofmoscheen reduziert, wenn nicht in Gänze aus den muslimischen Communities herausdifferenziert. Im Gegenteil erscheint die oft mit Vehemenz vorgetragene Absage an den Salafismus vielfach als Feigenblatt, um sich mit dem Islam und den aus ihm heraus begründeten frauen- und menschenfeindlichen Regimen nicht auseinandersetzen zu müssen.
Der Vortrag wird beleuchten, was den Islam in seiner alltäglichen wie auch radikalen Ausprägung innerhalb einer neoliberalen, postmodernen Gesellschaft als erfolgreichste Ideologie der Gegenwart kennzeichnet und welche ideologischen Motive seine Anziehungskraft begründen. Zwischen Naivität, Religiosität und Fundamentalismus sowie entgegen kulturalistischer Fehlschlüsse wird ferner danach gefragt, was die Ursachen des unbedingten Willens zur Unfreiheit sind. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf dem Verhältnis von Frauen im und zum Islam liegen.
Von den Referenten Joachim Benedikt und Nantje Petersen (en arrêt! Berlin) ist zu diesem Thema bereits der Text „Salafismus als konformistische Revolte“ erschienen („No more lies“-Broschüre, 2017).