Rolf Pohl: Pick-Up-Artists und Männlichkeit - Café Knallhart, von-Melle-Park 9, Hamburg
Die jüngsten Sexismusdebatten scheitern regelmäßig, solange die Struktur und Dynamik geschlechtlicher Ungleichheitslagen trotz aller geschlechterpolitischen Fortschritte unangetastet bleiben. Das lässt sich an den verbreiteten Diskursen über die „Krise der Männlichkeit“ ablesen, die immer wieder den Frauen, einer feministisch indoktrinierten Politik und einem allseits verbreiteten „Genderismus“ angelastet wird. Die Pick-Up-Artist-Szene stellt einen der rückwärtsgerichteten und frauenfeindlichen Lösungsversuche zu Überwindung dieser angeblichen Krise dar. Ihr Ziel ist die Restaurierung traditioneller männlicher Vorherrschaft und Überlegenheit über das weibliche Geschlecht. Als eine sektenähnliche männliche Gemeinschaft von leistungsorientierten „Verführungskünstlern“ streben ihre Angehörigen nach einem angstfreien (hetero)sexuellen Genuss durch die Kontrolle über sich, ihre Körper und die zu einem bloßen Objekt des männlichen Eroberungswettbewerbs degradierten Frauen. Als Spitze des Eisbergs stellen sie damit eine extreme Variante der nach wie vor kulturell und im vorherrschenden männlichen Habitus tief verankerten Kombination aus Sexualität, Macht und Gewaltbereitschaft dar. ## Prof. Dr. Rolf Pohl; Sozialpsychologe, Leibniz Universität Hannover, Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie