Ein kleiner Aufruf zum Kampf um die Meuterei
Gentrifizierung macht nicht vor unseren Wohnungen halt und nimmt uns jetzt noch unsere Kiezkneipen
Ende Mai läuft der Mietvertrag des Kneipenkollektives Meuterei in der Reichenbergerstraße 58 aus. Eine große Uhr über den Bar zählt ihre Tage.
Eine Verlängerung ist nicht in Sicht, da die Räume verkauft werden sollen. Anscheinend zu wenig „Rendite mit der Miete“, daher wird an die Meistbietenden verkauft. Wie wir auf der Seite der Meuterei lesen können - für schlappe 750 000 unsaniert. Wer schonmal in der Meute war weiß, das ist das gute Stück nicht wert bzw. Müssten wir Jahrzehnte lang Sterni für 5 Euro schlürfen, damit das aufgeht. Es ist klar dass der Eigentümer Goran Nenandic (Chef der Zelos Properties GmbH) Interesse an Profit hat und horrende Summen in den Raum stellt bei denen klar ist, dass die Meute sie nicht zahlen kann. Keine Seltenheit, kennt man ihn und die "Zelos Properties GmbH“ bereits aus Kämpfen um die früheren Räumlichkeiten der Kneipe „Baiz“ und das Haus am Lausitzer Platz 17.* Für den maximalen Profit liegt der Firmensitz im Gewerbesteuerparadies Zossen. Dort teilt sich die Zelos ein Büro mit diversen anderen Immobilien Firmen wie der Zelosverwandschaft Zelia Real Estate bei der Nenadic ebenfalls Geschäftsführer ist und anderen Größen wie der Plutos & Creo Group und der DKW Gruppe.
Das Problem hat System, es heißt Kapitalismus.
Und die einzige Antwort ist Widerstand. Wie sich am Google Campus und ersten Erfolgen beim Hostel36 gezeigt hat, sich wehren lohnt sich! Wir wollen den Kampf ums große Ganze nicht aus den Augen lassen, manchmal ist es aber wichtig kleine Kämpfe für uns zu entscheiden und linke Räume zu verteidigen. Ein solcher ist die Meuterei. Ein vertrauter Treffpunkt, der als Kneipe so unscheinbar wirkt, für viele Menschen aber wesentlich mehr ist als günstiges Bier. Abseits von sozialen Angeboten und Bespaßungen für den Kiez, ist ein solidarischer Ort in der Nachbarschaft für eine Szene unverzichtbar.
Wir brauchen unkommerzielle Räume für Veranstaltungen oder spontane Plena, um Informationen auszutauschen und sich zu vernetzen, für informelle Treffen bei einem Bierchen und einen solidarischen Tresen, der bei Problemen eingreift. Und ganz ehrlich, wer hat im Winter nach dem Plenum schon Bock auf ein Spätibier bei Minusgraden?
Es liegt an uns ob die Meute mit großem Krach untergeht, oder wir es schaffen sie zu verteidigen! Einen ersten Versuch gibt es bereits - mit der Gruppe "Leute für die Meute" organisieren sich Stammgäste und Anwohner*innen gegen das nahende Ende. Es wurden Plakate und Flyer gedruckt, die über die aktuelle Situation aufklären, ein Kiezbrief verfasst, den zahlreiche Initiativen unterzeichnet haben und öffentlichkeitswirksam an die Eigentümergemeinschaft übergeben*. Goran Nenadic und die Zelos Properties GmbH haben in Zossen Besuch bekommen, zahlreiche Gäste haben in Briefen ihre Liebe zur Meute bekundet und an die 1000 Leute sind im Rahmen einer Kiezdemo auf die Straße gegangen.
Doch das kann erst ein Anfang sein. Goran Nenadic wird nicht aus Gütigkeit auf die Idee kommen, auf Profite mit der Meute zu verzichten. Es liegt jetzt an uns klarzustellen, dass solche Freiräume nicht käuflich sind.
Wer 750.000 für 150qm geräucherten Sanierungsfall bezahlt und sich fette Profite erhofft, muss sich im Klaren sein, wer die Meute kauft, kauft Stress im Kiez!
Lasst uns unsere Wut kreativ, vielfältig und militant in die Kieze tragen!
Lasst uns gemeinsam für die Meute, Liebig34, Potse, Syndikat, G17a kämpfen!
Kiezerhalt ist Handarbeit!
Linke Infrastruktur ist Risikokapital!
*http://leutefuerdiemeute.blogsport.eu/
*https://www.yumpu.com/de/document/view/18513137/broschure-der-mieterinnen-baiz-bleibt/7