"Antideutsche aus dem Land jagen" ? Das autoritäre Syndrom in der Linken
"Antideutsche aus dem Land jagen" ? Das autoritäre Syndrom in der Linken -
Statement zu Einschüchterungsversuchen durch „revolutionäre Gruppen aus dem Norden Sachsen-Anhalts“
Am 31. Oktober erhielten wir als Offenes Antifaplenum Halle (OAP) einen Brief von sich selbst als „antifaschistische und revolutionäre Gruppen aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt“ bezeichnenden Zusammenhängen. In diesem Brief werden Drohungen gegen eine Einzelperson, unsere Struktur und die gesamte "linke Szene in Halle" artikuliert. Im Folgenden veröffentlichen wir das erhaltene Schreiben und wollen zu einigen Punkten Stellung beziehen.
Fälschlicherweise wird dort geschrieben, dass in der Kommentarspalte zu unserem Statement zu den antisemitischen Vorfällen auf unserer Demonstration "Rassistische Hetzjagden verhindern, bevor sie passieren!" am 16.09.18 in Köthen (1) ein "Outing" einer Person aus Magdeburger Zusammenhängen geschehen sei. Tatsächlich kam es zur Benennung eines weiblichen Vornamens durch einen Kommentator, der explizit nicht in unseren Strukturen organisiert ist. Innerhalb eines Tages wurde der entsprechende Kommentar gelöscht, von einem "Outing" kann also keine Rede sein.
Neben dem hier veröffentlichten Schreiben werden zudem durch verschiedene Facebookseiten wie "Radikale Linke Magdeburg" oder "Vakuum" Facebookprofile von Personen veröffentlicht und geteilt, die sich kritisch gegenüber den Positionen diverser "revolutionärer", d.h. antisemitischer, stalinistischer und maoistischer, Gruppen äußern. Das zuvor kritisierte "Outing" wird nun also zur tatsächlichen Praxis von Magdeburger Zusammenhängen, genauso wie die versuchte Einschüchterung und Bedrohung durch anhaltende Nachrichten an verschiedene Facebook- und Twitterprofile von vermeintlichen oder tatsächlichen politischen GegnerInnen.
Wir wissen, dass wir als Offenes Antifaplenum Halle nicht die einzig Struktur sind, die von diesen Zusammenhängen bedroht werden. Wir wissen, dass es solche und ähnliche Situationen in anderen Städten ebenfalls gibt und gegeben hat. (2) Die Einschüchterungsversuche und ein bei weitem handfesteres Vorgehen durch "revolutionäre Gruppen aus dem Norden Sachsen-Anhalts" gegen andere linke Strukturen haben zudem eine leider anhaltende Tradition. (3)
Wer, wie in unserem Statement zum 16.09.18 in Köthen beschrieben, die „Intifada bis zum Sieg“, also die Tötung aller israelischen StaatsbürgerInnen fordert, kann und muss als Antisemit bezeichnet werden. Wer auf einer antifaschistischen Demo einen Lautsprecherwagen und die Personen, die sich um ihn positionieren, angreift, muss als gewaltätig gegenüber anderen Linken eingeschätzt werden. Wer sich auf Bildern in sozialen Medien mit Stalinportrait inszeniert oder Fronttransparente von Neonazidemonstrationen abfeiert, muss als reaktionär bezeichnet werden. (4)
Wir rufen hiermit zur aktiven Auseinandersetzung mit den entsprechenden Gruppen auf. Raus aus den Bündnissen mit ihnen! Keine Solidarität mit antisemitischen und homophoben Schlägertruppen! Solidarität mit den betroffenen Strukturen und Personen!
Offenes Antifaplenum Halle, Nov. 2018
(1) https://de.indymedia.org/node/26207
(2) siehe bspw. Berlin: https://jungle.world/artikel/2018/39/mao-mag-deutschland / https://jungle.world/artikel/2018/17/lasst-100-faeuste-fliegen / https://jungle.world/artikel/2012/24/die-zugezogenen-machen-aerger / oder auch Hamburg: http://b-g-h-u.blogspot.com/2009/11/antisemitische-schlager-unmoglich.html /
(3) https://de.indymedia.org/2013/01/340281.shtml / https://commandermasterchief.wordpress.com/2007/07/11/magdeburger-antifada/ / https://de.indymedia.org/node/26244
(4) siehe Bilder