Ein Gefährte im Knast - Prozessbericht NERO

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Ein Gefährte im Knast

Am 18. Oktober 2017 fand der Prozess gegen unseren Freund und Gefährten Nero am Amtsgericht in Berlin Moabit statt. Ihm wurde vorgeworfen am 16. Juni 2017 einen Polizeihelikopter mit einem Laserpointer geblendet zu haben. Am selben Abend fand ein Konzert auf der Rigaer Straße statt und es kam zu Ausschreitungen. Nero wurde im Friedrichshainer Südkiez festgenommen, auf der Wache misshandelt und am nächsten morgen wieder freigelassen. Einen Monat darauf haben mehreren Zivis an seinem Arbeitsplatz auf ihn gewartet und ihn bei seiner Ankunft verhaftet. Seither, mittlerweile sind es drei Monate, sitzt er in Untersuchungshaft in der JVA Moabit.

[English below]

Ein Gefährte im Knast

Am 18. Oktober 2017 fand der Prozess gegen unseren Freund und Gefährten Nero am Amtsgericht in Berlin Moabit statt. Ihm wurde vorgeworfen am 16. Juni 2017 einen Polizeihelikopter mit einem Laserpointer geblendet zu haben. Am selben Abend fand ein Konzert auf der Rigaer Straße statt und es kam zu Ausschreitungen. Nero wurde im Friedrichshainer Südkiez festgenommen, auf der Wache misshandelt und am nächsten morgen wieder freigelassen. Einen Monat darauf haben mehreren Zivis an seinem Arbeitsplatz auf ihn gewartet und ihn bei seiner Ankunft verhaftet. Seither, mittlerweile sind es drei Monate, sitzt er in Untersuchungshaft in der JVA Moabit.

Schon vor dem Gerichtsgebäude in der Turmstraße waren einige Uniformierte abgestellt und im Umkreis schlichen weitere Zivis herum, um die Besucher*innen des Prozesses zu belästigen. Vor dem Saal sammelte sich die Presse und die vorgeladenen Bullenzeugen. Der Prozess sollte 09:20 beginnen, es dauerte jedoch über eine Stunde, bis die Presse und Besucher*innen nach einer langen Vorbesprechung in den Saal gelassen wurden. Nach Verlesung der Anklageschrift gab der Richter bekannt, dass sich darauf geeinigt wurde, dass das Strafmaß 16 – 20 Monate nicht überschreiten würde, sofern der Angeklagte geständig ist. Zu diesem Geständnis gehörte es, dass er einräumt den Helikopter geblendet zu haben, um die Krawalle in der Rigaer Straße zu begünstigen. Dies ist ein Verbrechen und das Strafmaß beläuft sich auf 1 – 15 Jahre. Mit einem einfachen „Ja“ wurde somit unter Druck das Strafmaß auf die 16 – 20 Monate gedrückt. Im Anschluss betrat der Pilot des Helikopters als Zeuge den Saal. Angelo Koepp ist jedoch nicht nur Pilot, sondern auch ein ausgezeichneter Schauspieler. Offenbar hat er sich lange auf seine Vorstellung vorbereitet, um möglichst dramatische Szenerien auszumalen und unseren Freund möglichst hart bestrafen zu lassen. Er berichtete ohne jede Quelle von einem langzeitgeschädigten Kollegen, welcher angeblich nach einer solchen Laserattacke im Helikopter noch immer eine Lesehilfe benötigt. Zudem erklärte er, dass sie normalerweise nur mit einem Piloten und einem Assistenten fliegen, der im Notfall den Helikopter nicht steuern könnte. Wie es der Zufall so will, waren aber bei allen Angriffen mit Laserpointern zwei Piloten an Bord und somit ein Absturz überaus unwahrscheinlich. Angelo war sich nicht zu fein Horrorszenarien für den Fall eines Absturzes auszumalen, indem er erklärte, dass die  330 verbliebenen Liter Kerosin an Bord einen riesigen Feuerball hervorrufen würden. Komisch, dass wenn zwei Helikopter am Olympiastadion sich ungewollt paaren, kein solch ein Feuerball entsteht, obwohl ja wesentlich mehr Kerosin im Spiel war. Dieser Feuerball konnte wohl nur verhindert werden, weil der Laserpointer aus einem zu steilen Winkel auf den Helikopter gerichtet wurde. Wäre er aus einer größeren Entfernung auf ihn gerichtet worden, hätte er abdrehen müssen. So konnten sie die Verfolgung aufnehmen und nach der Festnahme in die Rigaer Straße zurückkehren. Vor Beginn des Einsatzes wurde ihnen schon mitgeteilt, dass sie in der Rigaer Straße mit Laserpointerangriffen rechnen müssen. Gut so, wo doch der Helikopter den Kiez seit Jahrzehnten terrorisiert und nicht nur die Hausbesetzer*innen, sondern auch alle anderen im Kiez lebenden die Schnauze voll von ihm haben. Zum Ende sollte er sich zu der Anzahl der Einsätze in der Rigaer Straße äußern, konnte sich jedoch wegen der fehlenden Aussgaegenehmigung vor einer Antwort drücken.
Nachdem Angelo sein Bühnenstück beendet hatte, setzte er sich zu den wenig begeisterten Besucher*innen, um dem weiteren Prozessverlauf zu folgen. Es wurde sich geeinigt, dass es nicht nötig sei weitere Zeugen zu vernehmen. Lediglich ein Freund wurde gehört, um zu bestätigen, dass Nero bei ihm wohnt und keinesfalls obdachlos, sondern einer von vielen in dieser Stadt ist, der nur schwer eine Wohnung findet und als Arbeiter kaum die Zeit hat sich mehrere Tage in die Schlangen der Bezirksämter einzureihen, um sich umzumelden. Neben ziemlich dämlichen Fragen seitens eines Schöffen, gab es nichts weiter zu sagen und es wurde sich bis 11:30 zur Urteilsfindung zurückgezogen.

Als sich die Türen zum Saal 101 wieder öffneten, saßen alle vorgeladenen Bullenzeugen mit auf den Besucher*innenplätzen, obwohl sie längst hätten nach Hause gehen können. Das waren die drei Cops, die im Helikopter saßen, (der alte mit dem grünen shirt – funktion?) und Herr Habedank, Ermittlungsleiter beim LKA 5, welcher es sich nicht hat nehmen lassen einigen Besucher*innen zu zeigen, dass er genau wisse, wer sie sind. Alle waren freudig erregt und gespannt auf das Urteil.
Bei der Urteilsverkündung ließ der Richter es sich nicht nehmen einen scheinbar unendlichen Moralvortrag in Richtung des Publikums zu halten und alle vom Schauspielerpiloten aufgeführten Horrorszenarien in sein Urteil einzubringen. Er stimmte dem Staatsanwalt in seiner Forderung auf 18 Monate Gefängnis zu und hielt es für unerlässlich, dass die Strafe auf dem Fuße folgt und eine Bewährung nicht hilfreich sei, da er den „Kampf gegen die Polizei“ weiterführen würde. Hoffen wir, dass er das da drinnen ebenso erfolgreich tut, wie er es hier draussen getan hätte.
Zuletzt wurde über die Haftverschonung bis zum Strafantritt entschieden. Auch diesem Urteil ging ein langer Vortrag voraus. Da unser Freund keinerlei Reue zeigte, wurde dies als Wiederholungsgefahr angesehen und sein fehlender Mietvertrag wurde ohne Beachtung der Wohnungsmarktsituation in Berlin, als Fluchtgrund eingestuft.
Somit ist und bleibt unser Gefährte im Knast.

Sprengt die Knäste, sprengt Paläste, sprengt die Schweine in die Luft!

 

 

A comrade in prison

On october 18th 2017, the trial against our friend and comrade Nero took place at the Amtsgericht in Moabit. He was charged with blinding a police helicopter with a laser pointer. On that same night, a concert was taking place in Rigaer straße, which led to riots in the streets. Nero was arrested in the Südkiez in Friedrichshain, assaulted in the police station and let go again the next morning. A month later, civil cops where waiting at his work place and arrested him upon his arrival. Since then, it has been three months, where he has been in custody in the JVA Moabit.

Cops where already waiting in front of the court house in the Turmstraße and civil cops where snooping around the neighbourhood, to harass visitors. Press and police witnesses had gathered in front of the court room. The trial was supposed to start at 9:20 AM, though it took over an hour before the press and visitors where allowed inside. After having read out the charges, the judge declared, that a deal had been agreed upon, stating that the sentence should not be over 20 months, should the defended admit to the charges that is. The confession included the blinding of the helicopter with the intention to support the riots in the rigaer straße. These charges can legally be met with 1-15 years in prison. With a simple „yes“ under pressure, the sentence was set between 16 and 20 months. Afterwards the pilot was called to the stand. Angelo Koepp is not only a pilot but also a great actor. Obviously, he had practiced his performace many times, to create dramatic scenes, in order for our friend to recieve a harsh punishment. Without naming any sources, he talked about a long term disabled colleague, who allegedly after a similar attack still requieres a reading aid. He also explains, that usually the helicopters are only equipped with one pilot. But as chance might have it, during all the laser pointer attacks, two pilots where on board to prevent a crash. Angelo was not shy about imagining catastrophic scenes in case of a helicopter crash by explaining how the 330 liters of kerosene, that where still in the tank could have created a monstrous fire ball. Strange, how when two helicpoters collided at the Olympic stadion, no such fire ball could be seen, even though a lot more kerosene was in play then. Only the steep corner, with which the laser was pointed at the helicopter, prevented such a disastrous fire ball. This way the pilots were able to follow Nero, arrest him and afterwards return to rigaer straße. Already before the shift that night, they had been told to expect attacks with laser pointers in the rigaer straße. Just as well, since the helicopters have been terrorising the neigbourhood for decades and it‘s not just the squatters who are fed up with it. Coming to an end, the witness was asked to name the number of operations carried out in the rigaer straße. Relaying on a missing permission to testify, he refused an answer. After finishing his performance, Angelo joined the irritated visitors, to follow the rest of the trial. After that everyone agreed, that it was unneccasary to hear any more witnesses. Only one friend was heard from the judge. He stated that Nero was staying at his place and was in fact not homeless but just one of the many people in this city in trouble of finding an apartment and beeing a worker has limited time to stand in an endless line at the Bürgeramt to officially register. Apart from a couple of stupid questions from the Schöffen, there was nothing left to say and the judge retreated until the proclamation of sentence.

When the doors to room 101 opened again, all the cop witnesses had occupied the visitors seats, even though they were no longer needed. The three cops who had been in the helicopter and Mister Habedank, the director of LKA 5, who did not mind to show several visitors, that he knows exactly who they were. Everyone was excitingly awaiting the sentence. During the proclamation of sentence, the judge did not miss the chance to give a seemingly endless moral speech towards the audience. He integrated all the horror scenarios, that had been brought up by the pilot in his sentence. He agreed wiht the prosecutors demand of 18 months in prison, without parol, since that would only give Nero the chance to continue his fight against the police. We hope that he will fight this struggle in there, just as successfully as he did it out here. Lastly the judge decided against letting Nero out for a while before his sentence started. He also held another long moral speech before he proclaimed his decision, saying that since our friend did not apologize for his actions, there was danger for repitition and his missing rent contract was taken as a flight risk.
Therefore our friend is and will stay in prison.

Blow up the prisons, blow up the palaces, blow up the pigs!

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