Athen: Wutausbruch bei antirassistischem Festival in Zografou Universität
Die Überschrift hätte auch lauten können „Militante Propaganda am 41. Tag des Hungerstreiks von Giannis Michailidis“. Am vergangenen Wochenende fand auf dem Gelände der National and Kapodistrian University im Bezirk Zografou das 23. Antirassistische Festival statt. Ein riesiges Gelände wurde für drei Tage von allen Gruppen und Organisationen eines Spektrums genutzt, dass sich gegen die rassistische und mörderische Praxis der griechischen Regierung, und der damit weit verbreiteten konservativen Stimmung in der Gesellschaft, wendet.
Entsprechend heterogen war das Publikum, Tausende Menschen die Hoffnung geben, dass Griechenland mehr sein kann als eine US Militärbasis mit Konzentrationslagern für Migrant*innen. Die Stimmung auf dem Festival war jedoch überwiegend entspannt, das anspruchsvolle Musikprogramm und Berge von Fressen wurden locker konsumiert. Eine Haltung, die im Widerspruch zu dem Massaker marokkanischer und spanischer Bullen vor einer Woche an den Zäunen der Kolonie Melilla steht.
In diesem Rahmen, vielleicht war auch für einige das von Nea Dimokratia anvisierte Terrain der Universitäten ausschlaggebend, verließen in den ersten Minuten des Sonntags, 3. Juli, etwas über hundert Militante das Gelände der Universität und begaben sich zur wenig entfernten YMET Zentrale in Kaisariani. Die dort zum Schutz abgestellten Einheiten der Bereitschaftspolizei waren natürlich nicht überrascht, wurde doch bereits in der Nacht zuvor eine kleinere Polizeiwache in Zografou angegriffen. MAT konnte den Angriff mit Molotovs abwehren und rückte nun ihrerseits gegen das Tor des Uni Campus vor. Dort vergrößerte sich die Menge der Militanten erheblich und es wurden auf der Kreuzung große Barrikaden angezündet. Die Sicht der üblichen Drohne wurde durch den Rauch brennender Reifen sicher beeinträchtigt.
Weitere Bulleneinheiten trafen ein und sorgten für genau die Bilder, von denen die Regierung versprochen hat, sie abzuschaffen: vor dem Eingang zum „rechtlosen“ Raum der Universität bewarfen sich Polizei und Anarchist*innen mit dem üblichen Material. Die Marmor Verkleidung der Fassade verwandelte sich in einen Regen aus Steinen, Molotovs setzten Autos in Brand und MAT musste irgendwann ihre Granaten mit Gewehren verschießen um Distanz zu schaffen. Nach einer Stunde war der Spaß vorbei.
Videos: https://www.youtube.com/watch?v=V_z2ZNCFBX0
https://www.youtube.com/shorts/QFPhNi71tVk
Der verantwortliche Polizeiführer an diesem Abend hatte genug Verstand, um seinen Einheiten das Eindringen auf den Campus zu untersagen, obwohl die rechtlichen Voraussetzungen dafür extra von ND geschaffen wurden. Das ganze spielte sich ab in einem großen Verkehrschaos, denn der Zustrom zum Festival ging ständig weiter. Auch wenn die Veranstalter*innen nicht erfreut über die Riots waren, lief das Programm mit Tausenden Feiernden ungestört bis in den frühen Morgen weiter. Es gab keine Verhaftungen, vier Bullen sollen angeblich im Krankenhaus sein. Die Presse spielt die Ereignisse herunter, während die Exekution eines angeblich bewaffneten Räubers durch die Polizei im Zentrum Athens zur selben Zeit, mehr Beachtung findet.
Weiter geht: der Hungerstreik von Giannis Michailidis, die Pläne der Regierung die Universitäten zum Stationierungsort von Bullen zu machen, das Morden der griechischen Polizei in den Straßen von Athen und an den Grenzen. Feel free to support the resistance!