[M] Nazi Daniel Thönnessen, Koch bei veganem Restaurant: Enttarnung seiner "Ausstieg aus der Naziszene"-Lügenschichte

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Zwischen Unwissenheit und Relativierung: Münchens populäres Vegan-Restaurant versucht sich als Aussteigerhilfe für Neonazis 

Die Meldung sorgte für Aufsehen: ausgerechnet in einem veganen Restaurant, ausgerechnet im Herzen Münchens, ausgerechnet in einem „internationalen Team“ arbeitet ein Neonazi. Aufgedeckt wurde dies durch das linksalternative Medienportal „Indymedia“. Die Meldung erreichte schnell mehrere hunderttausend Menschen. Alleine auf „München Nazifrei“ (facebook.com/fcknzs.muc), wurde der (hier nur geteilte) Beitrag laut Seitenbetreibern über 15.000 mal angesehen, rund 130 mal geteilt und entsprechend kontrovers diskutiert. 

Wirklich alternative Lebensweise findet sich in München fast nur noch ganz am Rande. Der Stadt fehlt etwas an rebellischer Kultur, an Freiräumen, an Rückzugsräumen für Menschen, die anders sein, oder zumindest anders leben wollen. „Anders“, das sind vegan lebende Menschen inzwischen in halbwegs emanzipierten Gesellschaftskreisen längst nicht mehr, sie sind irgendwie im Mainstream angekommen. Verbunden mit allen Vor- und Nachteilen für die Tierrechtsbewegung, deren meist lobenswerte Ansätze zwischen all dem Lifestyle oftmals auf der Strecke bleiben.

Doch ein Restaurant, das mitten in der Münchener Innenstadt aus moralischen Gründen auf Alkohol und den Gebrauch tierischer Produkte konsequent verzichtet, gehört in der Schweinebraten- und Weißbier-Metropole dann eben doch noch zu den Adressen, die irgendwie 'anders' sind. Ein multikulturelles Team, man gibt sich weltoffen und Trendbewusst, aber fair. Das „Max Pett“ kennt man in München, ohne Frage.

Umso schockierter waren nicht zuletzt einige Stammgäste, als sich auf dem linksalternativen Medienportal „Indymedia“ die Meldung verbreitete, dass ausgerechnet zu diesem „multikulturellem Team“ nun auch ein u.a. wegen dem Bau von Bomben vorbestrafter Neonazi gehört. Die Beweislast schien erdrückend. 

„Alles ganz anders“ versicherte Max Pett - Chef Peter L. telefonisch gegenüber "München Nazifrei". Doch er erklärte dies in einer Argumentationskette, die das eigentliche Problem eindrucksvoll erklärt. Wer wissen will, warum Daniel T., der sich zum wiederholten Male als „Aussteiger“ präsentiert, im Max Pett arbeitet – und warum er jedoch zu einem Zeitpunkt ins Team geholt wurde, als er selbst in München noch Übergriffe auf Flüchtlinge und nicht-neonazistische Menschen beging, stößt auf Mauern, Ablehnung, Relativierung und Misstrauen gegenüber Medien.

Als wir im veganen Restaurant anriefen, um die Erstmeldung kurz zu überprüfen, war schon klar, was die Restaurantbetreiber_innen des „Max Pett“ eigentlich stört. Der Name und das Medium interessierten zunächst nicht wirklich. „Sandro Kasperczyk, freier Journalist, guten Morgen! Ich rufe an, wegen...“ - Der Satz konnte kaum ausgesprochen werden, da wurde schon „Das gibt es doch nicht! Wieder Presse! Unglaublich!“ entgegnet und das Telefon hörbar wütend zum zwischenzeitlich im Umgang mit Medien erfahrenen Chef gebracht. Wir seien schon die Dritten, die an diesem Tag anrufen würden. Der Chef klang in der Tat leicht verzweifelt und nervös. Schlafen konnte er offensichtlich nicht, nachdem er von der ganzen Sache erfuhr. Doch das eigentliche Problem sei ein anderes. „Diese Linken sind fast schlimmer als die Nazis. Wie die Bluthunde jagen sie unseren Daniel!“. 

'Wie die Bluthunde'? Uns stockt der Atem. Man wisse jedenfalls zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ob man T., entlassen würde. Er ernähre sich ja inzwischen vegan, wird zwei mal betont. Als würde diese Ernährungsweise neonazistisches Denken per se ausschließen und weiteres Nachfragen sinnlos sein. Er habe diese Fehler in seiner Vergangenheit gemacht, man müsse ihm eine Chance geben.

Dass diese Vergangenheit überhaupt nicht als solche nachvollziehbar ist, will man nicht wohl gar nicht erst verstehen. Ihm eine Chance geben, dies sei wichtiger gewesen. Dabei müssen die gesellschaftlichen Anforderungen an einen Menschen, der sich quasi gestern noch in der Neonazi-Szene engagierte extrem hoch angesetzt sein, um für alle Seiten Sicherheit garantieren zu können. Vom Saulus zum Paulus - das mag das Herz erwärmen, funktioniert vielleicht durchaus mal bei manchen Personen mit einer sonstwie gearteten kriminellen Energie, nicht aber bei Menschen, die sich dem Nationalsozialismus angeschlossen haben. Hier sind zum Schutz aller Beteiligten erhöhte Vorsichtsmaßnahmen durchaus geboten. Und einem Menschen, der bis vor wenigen Wochen noch für eine friedliche Zusammenkunft unabdingbare Grundsätze wie etwa das Menschenrecht nur als „Erfindung der Besatzer“ ansah, kann man so etwas durchaus auch abverlangen. 

Die gesellschaftliche Position jedenfalls sollte klar sein: ein Ausstieg muss ermöglicht werden, auch durch berufliche Perspektiven. Aber am Anfang aller Wege muss die aussteigende Person selbst in Vorleistung gehen und die Ernsthaftigkeit dieses Ausstiegs möglichst transparent unter Beweis stellen. Gerade, wenn ein Ausstieg (wie im Fall T.) schon einmal öffentlichkeitswirksam erfunden wurde, um sich Vorteile zu erschaffen. Damals war es ein Umzug nach München und ein vermeintlich neues Umfeld (check aida: http://aida-archiv.de/index.php?searchword=daniel+thönnessen&ordering&searchphrase=all&Itemid=1383&option=com_search ), ehe er sich dann im Prozess gegen die Mörderbande NSU offensichtlich mit den TäterInnen solidarisierte und ein Gedenken an die Opfer des Münchner Oktoberfest-Attentates störte. 

Heute hält T. besonders eine Liebesbeziehung zu einer schwarzen jungen Frau wie eine Ausstiegs-Urkunde hoch. Klar ist man unter Neonazis nicht mehr sonderlich beliebt, wenn man Beziehungen mit nicht-arischen Menschen eingeht. Dennoch: auch Angehörige einer menschenverachtenden Ideologie können nicht-weiße Menschen natürlich attraktiv finden.

Auch die direkte Nachfrage bei Daniel T. selbst bleibt ergebnislos. München Nazifrei liegt diesbezüglich ein Maildialog vor. Zwar meldet T. sich freundlich und reumütig, macht aber gleich deutlich, dass er nicht mit Medien sprechen wolle. Er findet, er habe genug zum Thema gesagt. Dass die vorliegende Anfrage auch noch von Felix Benneckenstein kam, der sich im Verein „Aussteigerhilfe Bayern e.V.“ engagiert, schien für den 'Aussteiger' eine unüberwindbare Hürde zu sein. Schließlich gelte auch hier, dass der Feind nicht rechts stehe. Bei seinem „Ausstieg“ jedenfalls seien ihm von seinen Kamerad_innen keinerlei Steine in den Weg gelegt worden. Diese kämen nur „von Linken“. Als „links“ definiert T. offensichtlich noch immer alles, was ein bisschen seiner eigenen Meinung widerspricht.

Da T. jegliche wirkliche Auskunft verweigert, bleibt zur Analyse seiner Tätigkeit in der Neonaziszene und als Koch im „Max Pett“ nur, öffentlich Nachvollziehbares auszuwerten. Der Faktencheck bringt aber weitere Zweifel. Seine letzte politische Aktivität datiert T. auf Anfang November letzten Jahres, genauer gesagt auf den 6. November 2013. Und in seiner aktiven Zeit dort? Alles halb so wild.
Die „gleichgeschalten Medien“ mit ihren „hetzerischen Artikeln" hätten ein Gros seiner Vita quasi frei erfunden. So sei er nie „Mitglied“ in der „Kameradschaft Aachener Land“ gewesen. Ihm vorliegende Namenslisten (?) würden dies bestätigen. Weitergeben kann er dieses laut Eigenangaben entlastende Material aber freilich nicht. „Aus Datenschutzgründen“. Warum jemand, der angeblich noch nicht einmal Mitglied in der Kameradschaft gewesen sei, dann ausgerechnet noch plötzlich eine brisante Namensliste besitzen soll? Auch diese Frage bleibt unbeantwortet.

Das Problem bei T.s Äusserungen ist, dass sie für den Fall, dass man ihnen Glauben schenken möchte, noch immer nicht die eigentlich wichtigen Fragen beantworten: 
Statt auf Aufklärung zu setzen, ist T. momentan anscheinend eher mit Spurenverwischung beschäftigt. Vor drei Monaten erschien auf einem Twitter-Account, der T. zugerechnet wird, noch ein Posting der "JN Geithain" - der Jugendorganisation der NPD. Auch im Januar wurde dort noch ein Beitrag über die lokalpolitischen Aktivitäten der "Bürgerinitiative Ausländerstopp" veröffentlicht. Und nicht zuletzt mehrere Fotos von einem Naziaufmarsch in Remagen, der am 23. November letzten Jahres dort stattfand, also mehr als zwei Wochen nach der angeblich "letzten politischen Aktivität", finden sich mit diesem Erscheinungsdatum auf dem Account - nahezu im Stil einer Live-Berichterstattung. 

Und so kam es wie es kommen musste - seit wenigen Tagen erscheint folgende Meldung beim Aufruf des Twitter-Accounts: "Sorry, diese Seite existiert nicht!". Und auch auf seinem Facebook-Profil verschwand unmittelbar nach dem Aufdecken seiner Arbeitsstelle ein Foto von T., auf welchem er noch ein Nazi-Shirt trug. Als Aussteiger hätte T. definitiv mit Bedrohungen aus der Neonaziszene zu kämpfen. Zumindest, wenn der Ausstieg dieses Mal ernstgemeint wäre.

Doch T. unterhält im privaten Bereich nach wie vor Kontakte zu Neonazis. Belegt wird dies durch seine Facebook-Freundesliste. Dort ist u.a. André Plum, der Spitzenkandidat der NRW-Landesliste für die Bundestagswahl der neonazistischen Partei „Die Rechte“ zu finden. Auch lokale Münchner Neonazis wie seine Mitbewohnerin (!) Vanessa Becker, gescheiterte Kandidatin bei der diesjährigen Münchner Kommunalwahl für die "Bürgerinitiative Ausländerstopp", zählt T. zu seinen Freund_innen.

Ein Ausstieg aus militanten Neonazi-Kreisen ist ein Prozess, der immer über einen längeren Zeitraum stattfindet. Besonders die in der Kameradschaftsszene, aus der T. ohne Zweifel stammt, allein regierende nationalsozialistische Ideologie, in der menschenverachtende Denkweisen tief verankert sind, lässt sich nicht von einem auf den anderen Tag ablegen. T.s Behauptung, dass von seiner Seite aus schon alles zu diesem Thema gesagt worden wäre, trifft mitnichten zu. Besonders wenn man sich seine Aussage, dass er bereits seit "mehr als einem Jahr" im Max Pett angestellt sei, näher vor Augen führt. Dies impliziert unmissverständlich, dass T. dort bereits als aktiver Neonazi eingestellt wurde.

Im vergangenen Sommer hat Daniel T. noch eine Demonstration der Organisation "Refugee struggle for freedom" angegriffen - gemeinsam mit Sven G., Karl-Heinz Statzberger und Robin Siener. Der Angriff auf die Flüchtlinge konnte abgewehrt werden. 
Danach, oder davor hat T. Im „Max Pett“ also Menschen bekocht, von denen sich nicht wenige auch mit den Flüchtlingsprotesten solidarisierten. Nicht einmal die Frage, ob T. In der Zeit vor seinem angeblichen Ausstieg an Informationen über diese Menschen herankam und was er mit diesen gemacht hat, kann beantwortet werden. 

Eine Stellungnahme des Max Pett, sonst eher an Öffentlichkeit interessiert, ist unterdessen noch immer nicht zu finden. Von selbst hätte aus diesem Restaurant niemand etwas vom bombenbauenden Koch erfahren. Ohne zu einem Boykott aufrufen zu wollen: Ruhigen Gewissens dort rein gehen können wir für unseren Teil nicht mehr.

 

 

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