Rostock: Nachlese

Red_Angel 01.07.2007 17:39 Themen: Antifa
Momentan verbreitet die Polizei die Nachricht, bei Auseinandersetzungen in einer S-Bahn nach Rostock habe es mehrere Verletzte gegeben und nun wird gegen rechts wie links ermittelt. Zeugen schildern den Vorfall als klaren Angriff von rechts. Nach Auswertung von fünf Zeugenbefragungen und drei Gedächtnisprotokollen ergibt sich nun ein etwas klareres Bild der Ereignisse...
Nach teils gewalttätigen Protesten gegen einen rechten Szeneladen in Rostock, hatte die NPD zu einem Demonstrationsmarsch in der Hansestadt aufgerufen. Obwohl die rechte Szene angeblich bundesweit mobil machen wollte, nahmen nur rund 180 NPD-Anhänger an dem Aufmarsch teil. Medienangaben zur Folge nahmen etwa 500 Menschen an Gegenveranstaltungen teil. Eigene Beobachtungen bestätigen die Angaben. Nach unseren Schätzungen nahmen etwa 250 Menschen an einer 'bürgerlich' geprägten Gegenkundgebung teil. Etwa 350 Personen aus dem Antifaspektrum hielten sich im alternativen Stadtteil KTV auf.
Die Zahl der Polizeibeamten die im Einsatz waren, wird mit 2000 angegeben. Grund für ungewöhnlich hohe Anzahl waren Drohungen vor allem aus der rechten Szene. In der KTV selbst blieb es verhältnismäßig ruhig. In einer S-Bahn die auf den Weg nach Rostock war, kam es zu einem schweren Übergriff von NPD-Anhängern, sowie Mitglieder und hohe Funktionäre der NPD auf Fahrgäste. Während auf den einschlägigen rechten Internetforen die Jubelstimmung über den erfolgreichen Angriff keine Grenzen zu kennen scheint, wird von einigen Medien immer noch die Meldung verbreitet, Linke hätten den Zug angegriffen.
Eine Gruppe von etwa 50 - 70 Linken war in Schwan in die S-Bahn eingestiegen. Die Gruppe wurde mit Bussen bis zu diesem Rostocker Vorort von der 'Fusion' - einem Musikfestival, gebracht. In der S-Bahn hielten sich etwa 100 Neonazis auf u.a. auch der Fraktionsvorsitzende der NPD in MV Udo Pastörs. Einige Linke stiegen anscheinend versehntlich in einen Waggon voller Nazis und wurden wüst beschimpft und bedroht. Obwohl die Polizei mit 2000 Einsatzkräften in Rostock vor Ort präsent war, befand sich kein einziger Beamte in der S-Bahn. Nachdem die kleine Gruppe in das Abteil mit den Anhängern der linken Szene flüchten konnte, kam es während der Zugfahrt zu andauernden Provokationen. Aus einer etwa 10-köpfigen Gruppe die im 'Antifaabteil' saß, wurden Drohungen laut. Die Nazis wurden aufgefordert das Abteil zu verlassen. Daraufhin soll versucht worden sein diese hinauszudrängen. Als der Zug in Pölchow hielt, begann der Angriff.
Etwa 40 - 50 Neonazis stiegen aus den Zug aus und fingen an, mit aus dem Gleisbett geholten Steine die Scheiben des Zuges zu bewerfen. Durch Glasplitter erlitten dabei einige Personen, nach uns vorliegenden Informationen, auch ein etwa 4-5 jähriges Kind Schnittverletzungen. Die Angreifer wirkten Zeugenaussagen jedoch eher unentschlossen. Da das Sichheitsglas der Bahn nicht so recht nachgeben wollte, entschied man sich schließlich die Bahn zu stürmen. Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt längst über die Angriffe informiert worden.
Als es den Angreifern schließlich gelang in den Zug einzudringen, schlugen diese wahllos auf Antifaschisten und teils auch auf unbeteiligte Fahrgäste ein. Einige Menschen versuchten sich mit ihrem Körpern zwischen den Schlägern und mehreren Kindern zu bringen. Dabei wurden auch diese zunächst angegriffen. Kurze Zeit später hatte die erste Attacke ein Ende. Nazis selektierten nun in den Züge nach vermeintlichen Antifas und Bürgern. Die Antifaschisten wurden aus dem Zug getrieben und auf dem Bahnhof und dem Bahndamm unter zur Hilfenahme von aus einem Zaun herrausgerissenen Latten schwer misshandelt. Frauen kamen dabei in der Regel etwas glimpflicher weg. In, so ein Zeuge, Gutsherrenart hatten die Angreifer versichert das ihnen nichts passiere. Diese 'Gnädigkeit' war aber spätestens dann obsolet, als Frauen auf den aufgeheizten Mob, der vor der Bahn wartete, trafen.
Nachdem dann sämtliche erkannte Antifaschisten aus dem Zug geprügelt worden waren, gingen die Nazis dann zu den verbliebenen Fahrgästen und erklärten diesen: 'Wer kein Antifa ist, müsse keine Angst haben.' Als besonders perfide empfanden die Zeugen das ein Nazi sich gar erdreistete einem völlig aufgelösten und apathischen Kind nach diesem Gewaltexzess auch noch die Wange als 'Trost' zu streicheln.
Die Arbeit der später eintreffenden Polizei hat das Zeug zu einem politische Skandal. Pastörs übte sich gleich nationaler Solidarität und erklärten den Beamten die Linken hätten angegriffen, alles sei ihre Schuld und wie schlimm sie gewütet haben. Obwohl die Polizei von Anwohnern und Zuginsassen auf eine fliehenden Mob von etwa 20 Neonazis hingewiesen wurden, der ihnen gerade noch entgegengekommen war, sich die Situation für die Beamten also relativ klar hätte darstellte, wurden die teils ehrheblich verletzten Linken einer Erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Übereinstimmend berichten mehrere Zeugen von Haarbüscheln die herausgerissen worden waren.
Mehrfach wiesen Zeugen die eingesetzten Beamten, einschließlich des Einsatzleiters, daraufhin, dass die Angriffe von Nazis zum Teil gefilmt worden sind. Dennoch durfte der Mob der noch zuvor in der Bahn randalierte an der Demonstration in Rostock teilnehmen. Auf indymedia und im geschalteten Newsticker (ticker.hopto.org) wurde auch während die Demonstration noch lief, darauf hingewiesen, dass die Nazis die Filmaterial angefertigt haben, sich noch in der Demonstration befinden. Die Polizei schritt jedoch nicht ein um Beweismaterial zu sichern. Stattdessen wurden Linke von der Polizei angepöbelt und ihnen unter anderem erklärt: "So stellen sie sich mal nicht so an."
Einer der Rädelsführer des Angriffes, bei dem einigen Menschen bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und getreten worden sind, ist bereits identifiziert. Es handelt sich dabei um Michael Grewe, seines Zeichens hoher NPD-Funktionär in Mecklenburg - Vorpommern. Auch er nahm, dann später im Verlauf des Tages an der Demo teil.
Lokale Antifaschisten bewerten den Tag trotzt der dramatischen Zwischenfälle als Erfolg. Man habe deutlich mehr Menschen auf die Straße gebracht als die NPD. "Das die 'nationale Opposition' auf der Hinfahrt zu einer Demonstration gegen 'Roten Terror' einen Zug zerlegt und Fahrgäste misshandelt und dies im Internet jetzt auch noch als Sieg feiert, muss jedem vor Augen führen, welche Leute sich hier in der KTV breitmachen wollen.

Am 7. Juli 2007 hat die NPD eine weitere Demonstration durch die KTV angemeldet. Antifaschisten rufen gerade auch aufgrund der Ereignisse vom Samstag nun zu massiven Protesten auf.
Hinsichtlich des Ladens gibt man sich gelassen. "Wir werden sehen, wie man hier vor Ort auf die Ereignisse reagiert. Wir gehen davon aus, dass sich die die Betreiber mit den Gewaltexzess ein Eigentor geschossen haben." Sollte es aber nicht zur zeitnahen Schließung des Geschäftes kommen, kündigen Linke eine 'antifaschistische Ladenschließung' an. Die Polizei könne nicht ewig mit diesem Aufgebot den Laden bewachen, heißt es.
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Ergänzungen

Michael Grewe

Irgendwer 01.07.2007 - 17:51
Michael Grewe ist seit Anfang der 1980er Jahre in der Naziszene aktiv und stammt aus Lüneburg (Niedersachsen). In Hamburg betriebt er in den 1990er Jahre kurze Zeit den Nazishop "Buy or die". Seit 1999 lebt er mit Familie und Thomas Wulff in Amholz (bei Boizenburg, MeckPom). Er sitzt für die NPD im Kreistag von Ludwigslust und im Gemeinderat von Teldau/Amholz.
Sein jüngerer Bruder ist Sven Grewe, der lange Zeit der Kopf der "Hammerskins Nordmark" war. Vor knapp vier Jahren verließ er die Szene und lebt weiterhin in Lüneburg und kifft ganz gerne mal einen.

Michal Grewe vorne weg

manni manta 01.07.2007 - 17:53
Hier ist er der Hühnerschrecker...

Bildlink vom Naziaufmarsch

bullerballer 01.07.2007 - 20:57
link für die Bilder:

 http://fotograf1356.magix.net

hoffentlich hilft es beim identifizieren

Bitte keine Gedächtnisprotokolle HIER öffentl

Verletzter 02.07.2007 - 14:10
Ich bitte alle Beteiligten, Verletzten und Zeugen KEINE Gedächnnisprotokolle HIER auf Indy wo auch die Nazis mitlesen können zu veröffentlichen.
Bei allem was momentan emotional auf euch lastet und was ihr verständlicher weise "loswerden" wollt, postet es nicht öffentlich.
Es ist sehr wichtig Gedächnisprotokolle zu schreiben. Einerseits für dei subjektive Bewältigung der Geschehnisse aber auch um zu versuchen die Nazischläger vieleicht zu verurteilen.
Also sendet eure Gedächtnisprotokolle an

LOBBI Nord
Budapester Straße 16
18057 Rostock
Fon: 0381.2009377
Fax: 0381.2009378
 nord@lobbi-mv.de

Die wollen alles zentral versuchen zu sammenl und werden auch Empfehlungen an euch geben wie Ihr gegen die Nazis vorgehen könntet oder solltet. Auch Zeugenberichte bitte dort hinsenden.
Dort können dann alle Infos gebündelt ausgewertet werden und eure Rechtsanwälte können sich dann dort das gesammelte Material ansehen.
Ich gebe euch zu Bedenken das perfiderweise 37(?)Anzeigen GEGEN die von der Polizei kontrolierten Opfer gemacht wurden!
Also bereitet euch darauf vor, das es passieren kann, das Ihr Post von der Staaatsanwaltschaft bekommt, in der IHR als Täter angeklagt seid!
Geht zu Antifagruppen, der "Roten Hilfe", und lasst euch beraten!
Sendet Euer Material zum Lobbi e.V. aber postet es nicht mehr öffentlich!
Das erleichtert den Nazis nur sich auf eventuelle Prozesse vorzubereiten!!!

Die Identifizierung über Fotos auf Indy sollte allerdings weitergehen, aber schreibt vieleicht "Beieiligter", oder "Täter" oder ähnliches und sendet das dann auch zu Lobbi.
Ich komme auch nicht aus der Region, aber ich habe Vertrauen zu den Leuten mit denen sich einige Bertoffene am Tag nach dem Überfall getroffen haben.

Lasst euch nicht einschüchtern! Das ist das was Sie wollen!
Das kriegen sie von uns nicht!

Nie wieder Faschismus!

Radio Corax, Halle

radiofan 02.07.2007 - 15:26
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=17862

Nazi-Überfall in Mecklenburg-Vorpommern

antifanews

antifa 02.07.2007 - 16:03

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 18 Kommentare an

Trauerspiel.. — war da

@ war da — Großstadtantifa

die nazi demo — war lächerlich

fotolink von buller — noname

wo war wer? — a&a

who is who? — melt

Bitte... — revm

scheiß nazis! — elbrö

Wat nu? — Blabla

ich sehe ihn — karlll